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Öko-Test: Arsen in Reiswaffeln auch bei Bio- und Kinderprodukten

Reiswaffeln mit Arsen, Cadmium, Acrylamid?
Foto © dima_pics - Fotolia.com

Reiswaffeln sind beliebt: Kinder und Erwachsene knabbern sie nebenher als Snack – ohne zu ahnen, dass in den meisten Reiswaffeln giftiges Arsen steckt, wie jetzt ein Test zeigt.

Das Verbrauchermagazin Öko-Test zog schon im Juni 2012 die „Reißleine“: Fast alle getesteten Reiswaffeln waren mit Arsen belastet, nur eine einzige Marke konnte empfohlen werden. In der aktuellen Ausgabe 10/2016 hat Öko-Test den Test wiederholt – mit dem gleichen, erschreckenden Ergebnis.

Öko-Test: 18 von 19 Reiswaffeln nicht mal „gut“

Öko-Test empfiehlt als einzige die Reiswaffeln von Hipp
Öko-Test empfiehlt als einzige die Reiswaffeln von Hipp (Bild: Hipp)

Fast alle Reiswaffeln sind mit Arsen belastet, hinzu kommen Acrylamid, Cadmium und Mineralöle. Von 19 Produkten im Test erhielt nur eines ein „sehr gut“, vier ein „befriedigend“, drei ein „ausreichend“ und elf weitere ein „ungenügend“.

  • Sehr gut: Die Hipp Kinder Reiswaffeln (Bio) wiesen laut Öko-Test als einzige nur Spuren von anorganischem Arsen auf, Acrylamid und andere umstrittene oder bedenkliche Inhaltsstoffe fanden die Tester nicht. Dass dies kein Zufall ist, lässt sich aus dem letzten Test ableiten. Das Produkt wurde schon  2012 als einziges mit „gut“ empfohlen.
  • Befriedigend: Die Babydream Bio Mini-Reiswaffeln von Rossmann (Bio), die Bio Zentrale Reiswaffeln Natur (Bio), die DM Bio Reiswaffeln (Bio) und die Edeka Bio Reiswaffeln mit Meersalz (Bio) kamen trotz leicht erhöhter Arsen-Werte immerhin mit einem „befriedigend“ durch.
  • Der ganze Rest war „ausreichend“ oder schlechter und wird von Öko-Test nicht empfohlen.
  • Continental Bakeries Reiswaffeln Meersalz, Dennree Reiswaffeln ungesalzen und Real Quality Reiswaffeln mit Meersalz überschritten nach Öko-Test-Angaben sogar die Richtwerte für anorganisches Arsen.

Arsen ist auch ein Problem bei anderen Reisprodukten, etwa Reismilch.

Arsen in Reiswaffeln, selbst in Bio- und Kinderprodukten

Was Öko-Test sonst noch feststellte:

  • Arsen-Grenzwerte überschritten: Drei der Produkte enthielten mehr anorganisches Arsen als die seit Januar 2016 geltenden neuen EU-Grenzwerte für Reiswaffeln vorgeben.
  • Acrylamid: Der als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestufte Stoff Acrylamid entsteht beim Backen stärkehaltiger Lebensmittel und brachte schon Pommes Frites und Chips in Verruf. Öko-Test fand den Stoff auch in vielen Reiswaffeln, wo er durch andere Backverfahren durchaus reduzierbar wäre, wenn die Anbieter das wollten. Wollen sie aber scheinbar nicht, denn schon frühere Tests wiesen den wahrscheinlich krebserregenden Stoff nach und es hat sich laut Öko-Test offenbar nichts geändert.
  • Schwermetalle und Mineralöle: In einigen Produkten fand Öko-Test sogar Schwermetalle wie Cadmium (aus Düngern, Klärschlamm, …)  sowie verschiedene Mineralöle (MOSH/POSH/MOAH), die als gesundheitlich problematisch gelten. Siehe auch Gefährliche Mineralöl-Rückstände in Reis, Nudeln, Cornflakes & Co.
  • Bio ist besser: Nur Bio-Produkte kamen überhaupt auf bessere Bewertungen als „ausreichend“, die Nicht-Bio-Produkte erhielten im Test durchweg schlechte Bewertungen. Aber: Auch Bio-Produkte waren belastet, die Produkte von u.a. Alnatura, Byodo, Dennree, Rewe/Penny erhielten von Öko-Test trotz Bio-Siegel schlechte Testnoten.
  • Kinderprodukte sind besser: Arsen ist erlaubt, es müssen nur eben Grenzwerte eingehalten werden. Für Kinder-Reiswaffeln liegen diese Grenzwerte niedriger, was sich auch an den getesteten Waffeln widerspiegelte. Auch die Werte für Acrylamid waren hier geringer.
  • Werbung mit Selbstverständlichkeiten: Anbieter werben teils mit Angaben wie „ohne Zuckerzusatz“ oder „ohne Zusatz von Aromen“, um zu betonen, dass ihre Produkte besonders clean oder kalorienarm sind – dabei braucht man ja eben für eine Reiswaffel weder Zucker noch Aromen.
  • Herkunft oft unbekannt: Die wenigsten Anbieter geben an, woher sie ihren Reis beziehen, selbst Öko-Test bekam auf ausdrückliche Nachfrage nicht immer Antwort. Über die Transportwege nachhaltiger einzukaufen wird dem Konsumenten damit vorsätzlich unmöglich gemacht.
Öko-Test rät zwar ab, Babys und Kleinkindern Reiswaffeln zu geben, rät aber Erwachsenen, die Reiswaffeln essen wollen, zu Produkten für Kinder. Lies auch: 10 Dinge, die Eltern ihren Kindern nicht geben sollten.

Wie kommt das Arsen in die Reiswaffel?

Das Arsen steckt bereits im Reis und wird durch die Verarbeitung zur Reiswaffel sogar noch konzentriert. „Da anorganische Arsenverbindungen als krebsauslösend für den Menschen klassifiziert sind, sollten Lebensmittel davon nur so wenig wie vernünftigerweise erreichbar enthalten.“, so der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.

Reisfelder Reis Reiswaffeln Arsen Öko-Test
Arsen gelangt über Böden, Bewässerung und Dünger in Reisfelder und über den Reis ist Reiswaffeln (Foto: Quentar (PD))

Doch wie kommt das Arsen eigentlich in den Reis? Das Halbmetall Arsen ist ein natürlicher Bestandteil des Gesteins der Erdkruste. In Böden und Grundwasser gelangt das Arsen aber erst durch menschliche Aktivitäten wie Minen und Bergbau. Auch Dünger und Pestizide für zum Beispiel Baumwollplantagen belasten die Umwelt mit Arsen, aber auch die Nutzung fossiler Brennstoffe.

Aus Äckern und Gewässern gelangt das Arsen dann in Pflanzen, zum Beispiel in Reis-Anbauländern wie Bangladesch und anderswo in Asien. Dabei gibt es organische Arsenverbindungen, die in Spuren als harmlos gelten, und anorganische Arsenverbindungen, die als „krebsauslösend für den Menschen“ klassifiziert sind und bei langfristiger Aufnahme schon in vergleichsweise kleinen Mengen zu vielfältigen gesundheitlichen Schäden führen können.

Am 2. Oktober wird das ZDF um 16:30 dazu auch einen Beitrag zeigen: In „Arsen – der schleichende Tod“ geht es um mit Arsen belastetes Trinkwasser in Asien, das dort die Bevölkerung bedroht, und wie das Arsen schliesslich mit dem Reis nach Deutschland gelangt. Regelmässig Arsen zu sich zu nehmen kann zu bösartigen Tumoren der Haut, Lunge und Leber führen.

Reiswaffeln – die angeblichen Hungerstiller

Auch namhafte Anbieter wie Rewe Mais-Hirse-Reiswaffeln schnitten schlecht ab
Auch namhafte Anbieter schnitten schlecht ab (Foto © Öko-Test)

Reiswaffeln haben Supermärkte und Bioläden gleichermaßen erobert. Die Gründe sind vielfältig: Reiswaffeln wirken leicht und locker und gelten als kalorienarmer Snack (etwa 30 Kalorien pro Scheibe), der prima mit einer Scheibe Gemüse schmeckt.

Kalorienarm sind Reiswaffeln aber nur, wenn man nicht gleich die ganze Packung isst, denn 100 Gramm Reiswaffeln haben fast so viel Kalorien wie 100 Gramm Schokolade. Die heimlichen Kalorienfallen enthalten weder Proteine noch Fette oder Ballaststoffe in nennenswerter Menge, können also auch nicht satt machen. Was aber nicht bedeutet, dass eine Reiswaffel mit Quark und Gurke obendrauf ein schlechter Snack wäre.

Immerhin: Reiswaffeln sind definitiv glutenfrei und werden meist auch ohne allzu viel Inhaltsstoffe produziert. Damit sie knusprig bleiben, stecken sie allerdings fast immer in Plastikpackungen. Es sind Snacks auf Basis von Reis, der meist aus Asien kommt, also lange Transportwege aufweist.

Utopia rät: Greife stets bevorzugt zu Bio-Produkten. Und statt Reiswaffeln schlagen wir dir vor: Iss Äpfel oder Birnen, Möhren oder Fenchel. Oder einfach gekochte, kalte Kartoffeln als Snack, bei denen man viele Sorten auch gut mit Schale essen kann. Die machen ebenso satt und können auch regional und bio gekauft werden.

Den ganzen Test von Reiswaffeln findest du in der aktuellen Ausgabe 10/2016 von Öko-Test, die seit 29.9. am Kiosk erhältlich ist.

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