Wir sind es gewohnt bei Aldi, Edeka und Co. zu jeder Jahreszeit alle Arten an frischem Obst und Gemüse zu finden. Um den Ertrag zu steigern, greifen Gemüsehändler jedoch auf umweltschädliche Methoden zurück. Der Sendung „Report Mainz“ zufolge ist es in Spanien deshalb zu einer Umweltkatastrophe gekommen.
Erdbeeren, Gurken, Salat oder Sellerie – jede Menge Obst und Gemüse in unseren Supermärkten stammt aus Spanien. Die Region Murcia gilt sogar als „Gemüsegarten“ Europas. Und das obwohl sie eine der trockensten Gegenden Europas ist.
Das Recherche-Team von Report Mainz ist nach Murcia gereist und hat sich die Zustände vor Ort genauer angesehen. Die Zustände sind teilweise erschreckend: Um die Pflanzen zu bewässern, nutzen die Landwirte Plastikschläuche unter der Erde oder pumpen Grundwasser ab – teilweise illegal. Noch schlimmer: Über verdeckte Zuleitungen werden stark nitrathaltige Abwässer und andere Umweltgifte aus der Landwirtschaft in die Lagune „Mar Menor“ oder in den Boden geleitet.
Größte Lagune Europas in Gefahr
Die Auswirkungen sind fatal: 2016 ist das Ökosystem von Mar Menor gekippt – Report Mainz zufolge sind 80 bis 85 Prozent der Wasserpflanzen in der Lagune abgestorben. Mar Menor ist die größte Lagune Europas und galt als Naturparadies mit kristallklarem Wasser. Die Abwässer aus der Landwirtschaft haben sie schwer beschädigt.
Eines der Unternehmen, das mit illegalen Methoden Wasser gefördert und abgeleitet hat, ist „G´S España“. Die Firma gehört laut Report Mainz zu den größten Gemüselieferanten Europas und beliefert unter anderem Rewe, Edeka, Lidl und Aldi Süd.
Die Preispolitik der Lebensmittelkonzerne
Es gibt jedoch Hoffnung, dass sich etwas tut: Die Staatsanwaltschaft Murcia hat G´S España und 40 weitere Landwirte, Agrarfirmen und Amtsträger angezeigt. Sie macht die illegalen Methoden der Landwirte für die Umweltkatastrophe in der Lagune verantwortlich.
In der Reportage von Report Mainz kommt auch ein Bauer zu Wort, der Felder illegal bewässert. Er beschuldigt die Preispolitik der großen Lebensmittelketten – auch die von deutschen Konzernen: „Das sind echte Spekulanten. Das sind Piraten in schicken Anzügen, die mit der Nahrung für ganz Europa spielen. Sie wollen alles billig einkaufen. Je billiger, desto besser. Das zwingt viele von uns, illegal zu bewässern“, sagt der Mann in dem Beitrag.
Hier die ganze Sendung von Report Mainz im Video:
Das sagen Rewe, Lidl, Edeka und Aldi
Report Mainz hat die deutschen Supermärkte mit den Vorwürfen konfrontiert: Rewe reagierte nicht, Edeka, Lidl und Aldi-Süd verwiesen lediglich darauf, dass die betroffene Liefer-Firma mit dem GLOBALG.A.P.“-Standard ausgezeichnet ist. Dieser sollte eigentlich einen umweltgerechten Anbau garantieren. Aldi Süd will die Zertifizierung überprüfen lassen.
Die Erkenntnisse von Report Mainz zeigen erneut, welche katastrophalen Auswirkungen unser Hunger auf billiges Obst und Gemüse auf örtliche Umwelt und Bevölkerung hat – und wie sinnlos manche Siegel sind. Erst vor einigen Wochen enthüllte eine groß angelegte Reportage, wie Frauen auf spanischen Erdbeerplantagen systematisch ausgebeutet und sogar vergewaltigt wurden.
Wer das nicht unterstützen will, sollte Obst und Gemüse möglichst regional und in Bio-Qualität kaufen. Orientierung liefert unser Utopia-Saisonkalender .
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Diese Produkte solltest du fair kaufen
- TV-Tipp: Spanien – Im Treibhaus schuften
- Essen mit der Jahreszeit: Ist saisonales Gemüse wirklich besser?
War dieser Artikel interessant?