Plastik, die Klimakrise, Massentierhaltung – in noch immer aktuellen Interview vom letzten Jahr spricht der Philosoph Richard David Precht einige der größten Umweltprobleme unserer Zeit an. Seine Lösung für unsere Situation: Verbote, die den einzelnen Konsumenten entlasten.
Die Erde ist in einem schlechten Zustand – das ist den meisten von uns bewusst. Trotzdem fällt es vielen schwer, ihren Lebensstil zu ändern: Das Auto ist bequemer als das Fahrrad, konventionelle Lebensmittel aus dem Discounter sind billiger als Bioprodukte und an Plastik führt kaum ein Weg vorbei. Man will umweltfreundlicher leben – schafft es aber nicht.
Der Philosoph Richard David Precht hat sich in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen Zeitung von Juli 2019 mit diesem Phänomen auseinandergesetzt. Seine These: Um unsere Umweltprobleme zu lösen, braucht es Verbote: „Entweder wir nehmen den Klimawandel ernst oder wir tun nur so.“
Precht: Menschen sind froh über Verbote
Die Verbote seien nicht nur nötig, sondern auch das, was sich die Menschen wünschen, argumentiert Precht: „Die Menschen lieben Verbote. Das ist etwas, was Politiker nicht verstehen. Die meisten Leute sind natürlich erst einmal dagegen, aber nachher sind sie froh, dass es die Verbote gibt.“ Das habe sich etwa beim Rauchverbot gezeigt. Anfangs sei die Mehrheit gegen das Rauchverbot gewesen, inzwischen sei es unvorstellbar, dass man früher überall rauchen durfte.
Aktuell wäre für Precht beispielsweise ein Verbot der Massentierhaltung wünschenswert. Die meisten Menschen in Deutschland seien bereits dafür. Die Bevölkerung würde sich zunächst ärgern, wenn Fleisch als Folge des Verbots teurer würde. Innerhalb kurzer Zeit würden sie sich jedoch daran gewöhnen und die Preise nicht mehr vergleichen.
Richard David Precht fordert Plastik-Verbot
Precht ist außerdem dafür, SUVs in der Innenstadt sowie Plastik zu verbieten. Für ein Verbot von Plastik wären die Menschen seiner Ansicht nach besonders dankbar: „Denn selbst wenn ich es will: Es ist unglaublich aufwendig, Plastikmüll komplett zu vermeiden. Da wäre es mir doch lieber, solche Verpackungen würde es gar nicht erst geben. Und das zeigt: Natürlich ist der Verbraucher gefordert, aber eben nicht allein.“
Der Philosoph kritisiert die Unentschlossenheit der Politik: „Ich finde es furchtbar, dass die Politik vor Verboten eine solche Angst hat. Es ist schlimm, dass Sie als Politiker heute bis zur Blödigkeit darauf erpicht sein müssen, beliebt zu sein, und sich nie trauen, etwas zu machen, das vernünftig ist.“
Seiner Ansicht nach liegt es auch an der Wirtschaftslobby, dass die Politik keine konsequenten Entscheidungen trifft. Wirtschaftliche Überlegungen sollten jedoch zweitrangig sein, wenn es um Klimaschutz geht: „Ja, das alles hat wirtschaftliche Nachteile. Aber den Kampf gegen den Klimawandel kriegen wir nicht zum Nulltarif, und wir können nicht aus allem ein Geschäft machen.“
Richard David Precht ist Philosoph und lehrt an verschiedenen Universitäten. Viele seiner Bücher sind Bestseller. Sein aktuelles Werk heißt „Jäger, Hirten, Kritiker: Eine Utopie für die digitale Gesellschaft“, erschienen im Goldmann Verlag. Auch hier kritisiert Precht die Tatenlosigkeit der Politik, allerdings in Bezug auf die Digitalisierung.
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