Tierquälerei, mangelnde Hygiene, Gesetzesverstöße – in einem Dürener Schlachthof haben Tierschützer grausame Zustände dokumentiert. McDonald’s war ein Großkunde des Betriebs.
Dem ARD-Politmagazin report München und der Süddeutschen Zeitung liegen Aufnahmen des Tierrechtsvereins SOKO Tierschutz vor. Sie zeigen grausame Bilder aus einem Schlachthof in Düren. Zwei Tierschützer hatten sich in dem Betrieb als Mitarbeiter beworben, die Aufnahmen entstanden während ihres Probearbeitens im Oktober und November 2017.
Die Bilder zeigen, dass offenbar katastrophale Zustände in dem Schlachtbetrieb herrschen: Kühe und Schweine, die nicht sachgemäß betäubt werden, Tiere, denen mehrmals in den Kopf geschossen wird, lebende Schweine, die auf dem Schlachtband liegen oder lebendig verbrüht werden und Tiere, die längere Zeit in Blut und Dreck auf dem Boden liegen – ohne dass Mitarbeiter reagieren.
Verstöße gegen den Tierschutz
Der stellvertretende Leiter des Instituts für Tierschutz und Tierhaltung, Michael Marahrens, hat sich in der ARD-Sendung report München Teile des Videomaterials angesehen. Er erkennt darin schwerwiegende Verstöße gegen den Tierschutz.
Das Betäuben und der Entbluteprozess, bei dem die Schweine und Rinder durch einen Bruststich sterben, sei mehrfach mangelhaft, das Personal erkenne die Zeichen einer nicht effektiven Betäubung nicht, sagt Marahrens gegenüber report München. „Die Mitarbeiter sind weder qualifiziert zur Betäubung noch zum Töten der Tiere. Man fragt sich, wo ist der Tierschutzbeauftragte, wo der Schlachthofleiter?“
Einer der Großkunden des Schlachthofs: McDonald’s
Den Recherchen der Süddeutschen Zeitung zufolge bezog die Fast-Food-Kette McDonald’s allein in diesem Jahr etwa 170 Tonnen Rindfleisch von dem Betrieb. Während die Tierschützer vor Ort waren, soll es sogar eine Kontrolle eines Lieferanten von McDonald’s gegeben haben.
Nach dem Bekanntwerden der Aufnahmen teilte McDonald’s mit, man prüfe die Betriebe regelmäßig und habe die Lieferbeziehung zum Schlachthof noch während der Recherche eingestellt – wenn derartige Vorwürfe im Raum stünden, gehöre eine temporäre Auslistung zum Standardprozess.
Dürener Kontrollbehörde beurteilt das Unternehmen als „seriös“
Per Gesetz muss bei jeder Schlachtung eigentlich ein amtlicher Tierarzt aufpassen und bei Verstößen eingreifen. Tierärzte sind im Schlachthof vor Ort, für die Kontrolle ist auch der Kreis Düren zuständig.
Laut Süddeutscher Zeitung habe sich die Dürener Kontrollbehörde mehrere Filmminuten mit den strampelnden Schweinen, den sich aufbäumenden Kühe und den vielen Fehlschüssen angesehen. Später habe es dazu nur ein Schreiben gegeben, in dem die Behörde mitteilte: Man sei zufrieden mit der Frenken GmbH, die den Schlachthof betreibt. Der eigenen Dokumentation nach läge die Betäubungsquote sowohl beim Schwein als auch beim Rind bei etwa 98 Prozent. Das Unternehmen sei „seriös“.
Die Sendung von report München kann man sich in der BR-Mediathek ansehen.
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