Unternehmen, die sich als ‚Bilanzierendes Unternehmen‘ der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) verpflichten, setzen sich aktiv für ein Wirtschaftssystem ein, dass nicht auf Gewinnmaximierung ausgelegt ist, sondern darauf, dem Gemeinwohl zu dienen.
Dazu gehört beispielsweise, neben und durch das eigene wirtschaftliche Handeln auch dauerhafte soziale und ökologische Verantwortung zu übernehmen. Zu namhaften Unternehmen mit Gemeinwohl-Bilanz gehören unter anderem der Ökostrom-Anbieter Polarstern, die Bio-Anbauverband Bioland, der Outdoor-Anbieter Vaude, die Krankenkasse BKK ProVita und der Trinkflaschen-Hersteller Soulbottles.
Gemeinwohl-Ökonomie: Bilanzierendes Unternehmen werden
Firmen, die ihren Beitrag zur Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) aussagekräftig kommunizieren und belegen wollen, können 1. einen Gemeinwohlbericht erstellen und danach 2. eine Bilanzierung des Berichts durch den Verein zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie e.V. (ecogood.org) beantragen.
Bestehen die Firmen ein umfangreiches Audit, erhalten sie 3. ein Testat, das das Unternehmen für mindestens zwei Jahre öffentlich als GWÖ-bilanzierendes Unternehmen (im Sinne des GWÖ-Vereins) ausweist.
Einen GWÖ-Bericht zu erstellen und das Testat als bilanzierendes Unternehmen zu erhalten, ist mit erheblichen Kosten und Aufwand verbunden: Das GWÖ-Bilanz-Testat kommt damit einem Siegel oder Zertifikat gleich.
Hier noch einmal die einzelnen Schritte, die eine Firma durchlaufen muss, um das Testat zu erhalten:
1. Erstellung eines Gemeinwohlberichts
Zunächst muss ein Unternehmen, das eine Bilanz erstellen will, Mitglied des Vereins zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie e.V. werden.
Danach muss ein Gemeinwohlbericht erstellt werden. Der Bericht soll die Orientierung der Unternehmens am Gemeinwohl umfassend dokumentieren: Entsprechende Aktivitäten und Bemühungen der Firma werden deshalb in Bezug auf 20 Dimensionen der GWÖ aussagekräftig beschrieben. Erstellt werden kann der Bericht entweder mithilfe von Beratern, die mit dem GWÖ-Verein zusammenarbeiten; der Report kann aber auch selbstständig angegangen werden, um Kosten zu sparen.
Drittens ist es möglich, eine sogenannte Peer-Gruppe aus vier bis sechs Organisationen zusammenzustellen und diese von GWÖ-Beratern professionell begleiten zu lassen. Die Arbeit in der Peer-Gruppe kann zu einer gegenseitigen Evaluierung durch die teilnehmenden Firmen führen, die ein externes Audit (siehe nächster Schritt) ersetzt.
2. Die externe Gemeinwohl-Prüfung
Die externe Prüfung bzw. das externe Audit ist die letzte Etappe, die ein Unternehmen überwinden muss, bevor es eine anerkannte Gemeinwohl-Bilanz veröffentlichen kann.
Die Prüfung umfasst eine unabhängige Evaluierung sowie Feedback- und Entwicklungsgespräche mit den Auditoren. Dabei sollen alle sozialen und ökologischen Leistungen, die eine Firma in ihrem Gemeinwohlbericht vorstellst, gründlich überprüft werden.
3. Das offizielle GWÖ-Bilanz-Testat
Erst ein erfolgreich bestandenes Audit bestätigt die Glaubwürdigkeit des Gemeinwohlberichts. Das Ergebnis der Prüfung wird in einem Testat dargestellt. Darin ist auch eine Gesamtpunktzahl enthalten, die verschiedene Indikatoren der GWÖ abbildet.
Das GWÖ-Testat, das der Verein zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie e.V. verleiht, ist mit einem Gütesiegel oder Zertifikat zu vergleichen. Das Unternehmen, das es führt, darf sich damit zwei Jahre lang als bilanzierendes Unternehmen im Sinne der GWÖ ausweisen.
Spätestens nach 24 Monaten sollte dann ein aktualisierter Gemeinwohlbericht vorgelegt werden.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Gemeinwohl-Ökonomie: weltfremd oder zukunftsweisend?
- Grüne Jobs: die besten Jobbörsen für nachhaltige Berufe
- NGO und Non-Profit-Organisationen: Definition und Unterschiede
War dieser Artikel interessant?