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Tierversuche bei Hamburg: Heimliche Aufnahmen zeigen unfassbare Zustände

Tierversuche, Soko Tierschutz, Affe, Hund, LPT
Foto: Youtube Soko Tierschutz

Die Organisation „Soko Tierschutz“ hat eine Person in ein Tierversuchslabor eingeschleust, die dort heimlich gefilmt hat. Die Aufnahmen zeigen: Die Zustände in solchen Laboren sind noch schlimmer als gedacht.

Katzen mit zerstochenen Beinen, Hunde, die kopfüber an einem Metallhaken aufgehängt werden und Affen, die am Hals festgekettet sind. Immer wieder zu sehen ist außerdem Blut – an den Pfoten der Tiere, auf dem Boden, in den Käfigen. Die Bilder aus dem Video der „Sonderkommission Tierschutz“ (Soko Tierschutz) sind nur schwer zu ertragen.

Die Aufnahmen stammen aus dem „Laboratorium für Pharmakologie und Toxikologie“ (LPT) in Mienenbüttel in der Nähe von Hamburg. Das Labor führt laut Soko Tierschutz Giftigkeitsversuche an Hunden, Katzen, Affen und Kaninchen durch.

Soko-Tierschutz-Ermittler als Tierpfleger

Eigentlich ist es unmöglich, Einblicke in das Labor zu bekommen. Soko Tierschutz ist es gemeinsam mit „Cruelty Free International“ gelungen: Die Organisationen schleusten vergangenes Jahr einen Ermittler ein, der mehrere Monate in dem Betrieb als Tierpfleger arbeitete – und heimlich filmte. Die Bild- und Videoaufnahmen sind zwischen Dezember 2018 und März 2019 entstanden.

Grausam sind nicht nur die blutigen Tierversuche, sondern auch, wie die Tiere in dem Labor gehalten werden. Am schlimmsten seien die Zustände bei den Affen, berichtete der Soko-Ermittler. Die Affen leben in winzigen Käfigbatterien, die nicht einmal gesetzliche Mindeststandards erfüllen. Vorgeschrieben sei beispielsweise „Beschäftigungsmaterial“ für die Tiere – die Käfige im LPT sind jedoch leer. Die Folge: Die Affen drehen sich hysterisch im Kreis, rütteln an den Gitterstäben und versuchen verzweifelt, zu entkommen.

Hier das Video bei Youtube (Achtung: In dem Video ist Gewalt an Tieren zu sehen)

Wieso sind solche Zustände bei Tierversuchen überhaupt möglich?

Laut Tierschutzgesetz (§10) muss jede Tierversuchseinrichtung einen Tierschutzbeauftragten haben, der in „besonderem Maße auf den Schutz der Tiere“ achten soll. Wie die Aufnahmen aus dem LPT zeigen, bringt diese Vorgabe allerdings nicht viel. Das liegt daran, dass der Tierschutzbeauftragte im Labor angestellt ist und oft selbst Tierversuche durchführt – unabhängige Kontrolle sieht anders aus.

Der Aufenthalt im Versuchslabor endet für die Tiere in der Regel mit dem Tod. Auch im Video sieht man tote Tiere – etwa eine verstorbene Katze in einem Müllbeutel. Soko Tierschutz zufolge sterben in Deutschland jedes Jahr mindestens 2,8 Millionen Tiere an Tierversuchen.

Deutschland steht wegen Tierversuchen in der Kritik

Die Aufnahmen von Soko Tierschutz und Cruelty Free International haben bereits erste Konsequenzen für das Tierversuchslabor. Wie der MDR berichtet, hat das Tierveterinäramt Harburg ein Verfahren gegen LPT eingeleitet. Der Vorwurf: Rechtsverstöße gegen den Tierschutz.

Aber LPT ist nur Teil eines größeren Problems – und nicht das einzige Labor, das Mindeststandards nicht einhält. Auch von der EU gibt es schon länger Kritik, weil Deutschland EU-Vorgaben nicht umsetzt. Seit Oktober 2018 führt die EU-Kommission sogar ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik.

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