Forscher der Oxford University kommen in einer neuen Studie zu dem Schluss: Wenn sich alle Menschen fleischfrei ernähren würden, könnte das die globalen Treibhausgasemissionen drastisch reduzieren und gleichzeitig Millionen von Menschenleben retten.
Für die Studie untersuchten die Forscher die möglichen globalen Auswirkungen von vier unterschiedlichen Ernährungs-Szenarien: im ersten ernährt sich die Weltbevölkerung mehr oder weniger so weiter wie bisher, im zweiten richtet sich die globale Ernährung nach Gesundheitsrichtlinien und die Menschen nehmen nur die wirklich benötigte Kalorienmenge auf. Im dritten Szenario ernährt sich die Menschheit vegetarisch, im vierten rein vegan.
Weniger Fleischkonsum = weniger Tote
Ein hoher Fleischkonsum birgt ernste Gesundheitsrisiken. Würden sich die Menschen entsprechend globaler Richtlinien gesünder ernähren, könnte das laut Studie 5,1 Millionen Todesfälle pro Jahr verhindern. Durch eine vegetarische Ernährung könnten sogar 7,3 Millionen Menschen weniger pro Jahr sterben – und in einer veganen Welt ganze 8,1 Millionen Menschen.
Den Forschern zufolge wären über die Hälfte dieser vermiedenen Todesfälle auf den reduzierten Konsum von rotem Fleisch (Rind, Schwein, Schaf, Ziege) zurückzuführen und etwa ein Viertel auf den erhöhten Obst- und Gemüsekonsum.
Weniger Fleischkonsum = weniger Klimagase
Dass unsere Ernährung großen Einfluss auf Umwelt und Klima hat ist nicht überraschend – immerhin verursacht die globale Lebensmittelproduktion derzeit rund ein Viertel aller Klimagasemissionen. Bis zu 80 Prozent dieser Klimagase stammen aus der Tierhaltung. Es liegt daher die Schlussfolgerung nahe, dass eine weniger fleischlastige Ernährung besser für das Klima wäre.
Die Ergebnisse der neuen Studie bestätigen die Wirkung beim Klimaschutz: Schon durch eine gesündere Ernährung würden die ernährungsbedingten Klimagas-Emissionen um etwa 29 Prozent sinken. Noch spannender aber sind die von den Forschern berechneten Folgen der Ernährungsszenarien Nummer drei und vier: Eine Welt voller Vegetarier würde diese Treibhausgasemissionen um 63 Prozent senken, eine vegane Welt sogar um 70 Prozent.
„Wir erwarten nicht, dass jeder Veganer wird“,
sagt Marco Springmann vom Oxford Martin Programme on the Future of Food, einer der Autoren der Studie. Um die Auswirkungen der Lebensmittelproduktion auf den Klimawandel bewältigen zu können, sei die Umstellung auf gesündere und nachhaltigere Ernährungsweisen aber „ein großer Schritt in die richtige Richtung“.
Weniger Fleischkonsum = weniger Kosten
„Gute Gesundheit und Umwelt mit einem Geldwert zu versehen ist natürlich eine heikle Sache“, sagt Springmann. Dennoch beziffert seine Studie auch wirtschaftliche Folgen einer globalen Ernährungsumstellung. Denn letztlich würde sich eine weniger fleischlastige Ernährung auch hier positiv auswirken.
Alleine die Kosten für die Gesundheitssysteme könnten drastisch sinken: Schätzungen der Forscher zufolge könnte eine weltweite Umstellung auf eine vegetarische oder sogar vegane Ernährung umgerechnet rund 900 Milliarden Euro pro Jahr einsparen. Zudem könnte die Reduzierung der Klimagasemissionen einen wirtschafltichen Nutzen von bis zu 500 Milliarden Euro bringen.
Indem die Forscher ihre Szenarien auf verschiedene Weltregionen anwandten, fanden sie heraus: rund drei Viertel dieser finanziellen Vorteile würden Entwicklungsländer betreffen – gleichzeitig aber wäre der pro-Kopf-Nutzen in Industriestaaten höher, weil hier sowohl Fleischkonsum als auch Übergewicht häufiger sind.
Die ganze Studie findest du bei Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (Englisch).
Utopia meint: Dass die gesamte Welt plötzlich vegetarisch oder vegan wird, ist selbstverständlich unrealistisch. Dennoch zeigt die Studie der Universität Oxford eindrucksvoll: Ernährung ist keine reine Privatsache. Denn wie wir uns ernähren hat nicht nur Auswirkungen auf unsere eigene Gesundheit, sondern auch auf unsere Planeten. Und auch für alle, die nicht zum Vegetarier oder Veganer werden wollen, macht es definitiv Sinn, möglichst wenig Fleisch zu essen – für die Gesundheit und fürs Klima.
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