Der Geschäftsführer der Smoothie-Marke True Fruits sollte auf einer großen Marketingkonferenz über erfolgreiche Werbung sprechen. Im Netz gab es dafür jede Menge Kritik: Aktivist_innen hatten sich mit einem offenen Brief an den Veranstalter gerichtet – und der hat jetzt reagiert.
Smoothie-Hersteller True Fruits ist bekannt für seine provokante Werbung. Mit Botschaften wie „Unser Quotenschwarzer“, „Schafft es nur selten über die Grenze“, „Ich nehme sie am liebsten von hinten“ oder „Fett bist du geworden“, überschreitet True Fruits regelmäßig Grenzen – und polarisiert: Auf der einen Seite werden die Sprüche im Netz gefeiert, auf der anderen Seite hagelt es Kritik.
OMX: Veranstalter sagt Vortrag ab
Fakt ist: True Fruits hat es auf diese Weise zu zweifelhafter Bekanntheit gebracht. Und genau darüber sollte der Geschäftsführer eigentlich Ende November auf einer großen Marketingkonferenz in Österreich sprechen. Nicolas Lecloux sollte auf der OMX in Salzburg einen Vortrag über erfolgreiches Marketing halten. Am Dienstag teilte der Veranstalter allerdings mit, dass der Vortrag aus dem Programm genommen wurde.
Zuvor hatten mehrere Aktivist_innen die Einladung von Lecloux in einem offenen Brief kritisiert. Diese legitimiere und relativiere Rassismus, Sexismus, Gewaltverharmlosung, Geflüchtetenfeindlichkeit und Behindertenfeindlichkeit, lautete der Vorwurf. Zudem biete sie diesen Ideologien eine Bühne. Unter den Unterzeichner_innen waren die Autorin Margarete Stokowski, Joko Winterscheidt, Charlotte Roche, die Bloggerin Madeleine Alizadeh und die Aktivistin Kyra Natassja Furgalec. Letztere hat eine Kampagne gegen die diskriminierende Werbung von True Fruits gestartet.
„Rassismus, Sexismus und Ausgrenzung lehnen wir strikt ab“
„Wir sehen uns mit Anfeindungen, Aufrufen zum Boykott unserer Veranstaltung bis hin zu Demonstrationen und Aktionismus konfrontiert, die den reibungslosen Ablauf unserer Konferenz und allem voran die Sicherheit unserer Gäste und Vortragenden gefährden“, erklärte Veranstalter Oliver Hauser in einem Statement. Ein sachlicher und kritischer Austausch zu diesem polarisierenden Marketingthema sei angesichts dessen nicht möglich.
Er stellte zudem klar: „Rassismus, Sexismus und Ausgrenzung lehnen wir strikt ab, genauso wie Intoleranz und Radikalisierungen in jeglicher Form.“
Kritik an True Fruits ist nicht neu
Die Kritik an dem Smoothie-Hersteller ist nicht neu. Zuletzt sorgte ein Werbeplakat für den Smoothie „Sun Creamie“ für Aufsehen. Das dazugehörige Plakat zeigt einen Frauenrücken, auf dem ein mit Sonnencreme aufgemalter Penis zu sehen ist. Daneben der Spruch „Sommer, wann feierst Du endlich Dein Cumback?“ –wobei „cum“ das englische Wort für Sperma ist. Der deutsche, sowie der österreichische Werberat beanstandeten die Werbung als herabwürdigend.
True Fruits selbst weist jede Schuld von sich. Der Hersteller reagierte in der Vergangenheit trotzig und warnte ironisch: „Diese Werbung könnte von dummen Menschen missverstanden werden.“ True Fruits nimmt die Kritik nicht ernst, sondern provoziert stattdessen fleißig weiter: So reagierte das Unternehmen auf die Kritik an dem Werbeslogan „abgefüllt und mitgenommen“, der die Wiederverwendbarkeit der Smoothie-Flasche bewerben soll, auf Instagram wie folgt: „Wir fragen uns ernsthaft, was für ein kranker Dummkopf man sein muss, darin eine Befürwortung von Vergewaltigung zu lesen.“
Mit dem „kranken Dummkopf“ war wahrscheinlich nicht der eigene Geschäftsführer gemeint. Doch ausgerechnet der kommentierte den Werbeslogan in sozialen Medien mit seinem privaten Account mit dem Satz: „This is how I like my hoes“ (dt. „So mag ich meine Schlampen“). Und das alles nur, um einen Smoothie zu bewerben.
Zum aktuellen Vorfall hat sich True Fruits noch nicht geäußert.
Unser Tipp: Statt fragwürdige Werbekampagnen zu unterstützen, Smoothies einfach selber machen. Bitte. Danke.
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