Das Elektroauto „Lina“ besteht aus bio-basierten Materialien und ist vergleichsweise federleicht. Die Entwickler versprechen, dass es ein Viertel der Energie normaler E-Autos braucht und sogar biologisch abbaubar sein soll.
Das besondere am E-Car Lina: Es ist ein „Bio-Auto“. Sein gesamtes 350 x 130 x 140 cm großes Chassis, also Körper und Innenraum, wurde komplett aus biobasierten Materialien hergestellt. Dank eines Gewichtes von nur 310 Kilogramm (ohne Batterien) ist das Elektroauto zudem extrem effizient.
Elektrofahrzeuge brauchen leichte Werkstoffe
Noch immer konzentrieren sich die meisten Entwickler in der Automobilindustrie auf die Effizienzsteigerung, etwa im Bereich von Motoren und Akkus. Vor allem bei elektrisch betriebenen Autos gehört des weiteren dazu, besonders leichte Materialien zu finden, denn auch das Gewicht beeinflusst die Energieeffizienz.
Das hat zur Folge, dass statt Stahl oft Aluminium, in höheren Preisklassen auch kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff (Carbon, CFK) verbaut werden, letzteres zum Beispiel im BMW i3.
Doch Alu und Carbon sind energetisch aufwändiger zu produzieren als Stahl – die niederländische TU gibt hier einen sechsfach höheren Energieeinsatz an. Das verschlechtert den ökologischen Fußabdruck der Produktion leichter „Stromer“: Die Autos emittieren zwar im Betrieb weniger Klimagase, dafür aber mehr bei der Herstellung.
Lina: Zucker und Flachs statt Alu und Carbon
Hier setzte das Team TU/ecomotive mit Lina an und verwendete eine Kombination von biobasierten Verbundstoffen und Bioplastik. Die Bio-Verbundstoffe basieren vor allem auf Flachs, also einer Pflanze, die in moderaten Klimazonen produziert werden kann. Das Bioplastik PTA wiederum basiert auf Zucker, das bei uns üblicherweise aus Zuckerrüben hergestellt wird. Das Ergebnis soll so stabil sein wie Glasfaser-Verbundwerkstoffe.
Davon abgesehen ist Lina ein elektrisches Auto mit 8 kW Leistung, 99-Ah-Akku und 80 km/h Spitzengeschwindigkeit bei 51,2 Wh/km Verbrauch. TU/ecomotive rechnet vor, dass Lina damit viermal effizienter fährt als BMW i3, Nissan Leaf oder Tesla Model S 60D.
Für die Serienproduktion ist es nicht vorgesehen: Es ist ein Konzeptauto. Ein Mal pro Jahr entwickelt die TU Eindhoven ein elektrisches Auto, an dem eine innovative Idee ausprobiert wird. Zuvor entwickelte man dort unter anderem das modulare E-Auto „Nova“, bei dem die meisten Teile leicht austauschbar waren und so das Auto reparierbarer und konfigurierbarer machten, sowie den Einsitzer „Penny“ und das nur 200 Kilogramm leichte Kompakt-Stadtauto „Isa“ (zum Vergleich: ein Renault Twizy wiegt 500 kg).
Utopia meint: Bioplastik ist kein guter Ersatz für Plastik und trotz theoretischer „Abbaubarkeit“ keineswegs ein Material, dass es uns erlauben würde, das Auto am Ende seiner Lebenszeit (ohnehin ein überholtes Konzept) in den Kompost zu häckseln – lies dazu auch unseren Beitrag Wie Bio ist Bioplastik? Aber darum geht es hier auch nicht: Die TU Eindhoven macht vielmehr klar, dass die Automobilindustrie und wir als Kunden die Evolution im Bereich der Autos noch lange nicht als abgeschlossen betrachten dürfen. Dass wir tonnenschwere Fahrzeuge durch die Welt bewegen, um kiloschwere Passagiere zu transportieren, ist definitiv ein Problem, das die Auto-Industrie in den Griff bekommen muß. Wir sind jedenfalls schon gespannt auf die nächste Idee des Teams TU/ecomotive.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Die wichtigsten Elektroautos 2017, 2018, 2019
- Das Solarauto Sion fährt mit Sonne
- Volkswagen e-Golf im Test: der Klassiker als Elektroauto
War dieser Artikel interessant?