Unsere Autorin ist vor Kurzem umgezogen und brauchte viele neue Möbelstücke. Diese sollten natürlich nachhaltig sein – und ihr Budget nicht übersteigen. Inzwischen ist die Wohnung eingerichtet und sie hat viele Kniffe gelernt, mit dem Ergebnis ist sie aber nicht ganz zufrieden.
Mein Freund und ich sind vor Kurzem umgezogen. Unsere alte Wohnung war teilmöbliert, die neue ist es nicht. Wir mussten uns also fast komplett neu einrichten – nur ein Bett, ein Regal und einen Tisch nahmen wir mit.
Wir fingen also an, nach Möbeln zu suchen – bei den allerersten Anschaffungen spielte Nachhaltigkeit ehrlicherweise dabei noch keine so große Rolle. Doch schon bald wurde mir klar, dass der Umzug eine Chance war: Die Möbel würden wir schließlich noch ewig nutzen und nachhaltige Möbel verbinde ich nicht nur mit Umweltschutz, sondern auch mit höherer Qualität. Außerdem nimmt man beim Möbelkauf viel Geld in die Hand, mit dem man nachhaltige Produkte unterstützen kann, die z.B. nicht aus illegaler Abholzung in den Tropen stammen.
An die neuen Möbel hatten wir also folgende Erwartungen: schön sollten sie sein, möglichst nachhaltig und optisch gut zusammenpassen. Dazu einigermaßen günstig, wegen der vielen Anschaffungen, die wir tätigen mussten. Und bald brauchten wir sie auch, weil wir beide im Homeoffice arbeiten und das nicht auf dem nackten Boden tun wollten. So weit, so anspruchsvoll.
Nachhaltigkeit war für mich die größte Herausforderung
Natürlich zeigte sich schnell, dass unser Vorhaben nicht so einfach werden würde. Für mich war dabei die Nachhaltigkeit die größte Herausforderung:
Wann sind Möbel überhaupt nachhaltig? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Der Begriff umfasst ein Spektrum: Auf der einen Seite der Eichenholzschrank aus recyceltem heimischem Holz und ohne Beschichtung, der von Schreinern aus der Region hergestellt wurde – auf der anderen Seite ein Otto-Schrank aus Pressspan, der immerhin FSC-zertifiziert ist.
Beide Möbelstücke mögen ganz hübsch sein und werden unter dem Begriff „nachhaltig“ vermarktet, doch einer erfüllt mehr Kriterien einer umweltschonenden Produktion als der andere. Auch finanziell gibt es zwischen den beiden Schränken große Unterschiede.
Letzteres war für uns der Knackpunkt: Modelle wie den Eichenholzschrank konnten wir uns nicht leisten, deshalb wurde es die FSC-Variante. Auch der Badezimmer-Unterschrank ist FSC-zertifiziert, aber kein Pressspan – das Holz soll außerdem aus Deutschland stammen. Dafür setzten wir bei anderen Möbelstücken strengere Maßstäbe an.
Kein Glück beim Secondhand-Kaufhaus
Günstig nachhaltig einkaufen geht natürlich – und zwar secondhand. Wer ein Möbelstück wiederverwendet und es so vor dem Müll bewahrt, der schont Ressourcen. Auch mein Freund und ich haben deshalb unter anderem Secondhandmöbel gekauft. Was ich dabei unterschätzt hatte: den zeitlichen Aufwand.
Wer neue Möbel kauft, geht in ein Kaufhaus und sucht sich aus einem Sortiment das Schönste raus. Bei Secondhandmöbeln ist das theoretisch genau so unkompliziert möglich – es gibt unter anderem auch Secondhandkaufhäuser, die gebrauchte Möbel verkaufen. Aber um dort schnell viele passende Stücke zu finden, muss man meiner Erfahrung nach Glück haben.
Der Grund: Die Läden haben natürlich kein so großes Sortiment, wie man es von Ikea und Co. kennt. Und was sie anbieten, wechselt ständig. Ich bin überzeugt, dass man dort echte Schnäppchen machen kann und auch schöne Einzelstücke und Antiquitäten findet, aber man muss Glück haben.
Außerdem hilft es, wenn man nicht zu sehr auf eine Richtung festgelegt ist. Mein Freund und ich hatten uns bereits ein paar Möbel zugelegt, ehe wir entsprechende Kaufhäuser aufsuchten, und haben die Läden vergeblich nach etwas Passendem abgesucht. Einfacher wäre es gewesen, sich dort erst ein Möbelstück zu kaufen, das den Stil für die übrige Einrichtung vorgibt.
Gebrauchte Möbel kaufen lohnte sich, dauerte aber
Bei Secondhand-Portalen hatten wir schon mehr Glück: Auf ebay-Kleinanzeigen haben wir unter anderem sehr schöne Stühle gefunden. Doch auch hier hatte ich den Zeitaufwand ehrlicherweise unterschätzt. Mit ein bis zwei gründlichen Suchen war es in meinem Fall nicht getan. Stattdessen musste ich die Anzeigen mehrere Tage lang immer wieder prüfen, um passende Möbel zu finden, die noch nicht verkauft waren.
Es hat sich wie gesagt gelohnt, und wer gerne shoppt, hat daran bestimmt seinen Spaß – aber diese Zeit sollte man einplanen. Bei nebenan.de konnte ich leider keine relevanten Angebote finden – trotzdem würde ich dazu raten, die App zu versuchen, das die Anzeigen von der individuellen Nachbarschaft abhängen.
Nicht von Energiespar-Label-Chaos verwirren lassen
Neben Möbeln haben wir uns auch neue Lampen zugelegt. Diese sollten natürlich sparsam sein – wir suchten nach LED-Modellen mit einer guten Energieeffizienzklasse. Wer sich online oder im Baumarkt umsieht, und keine LED-Lampe mit Stufe A oder B findet, mag erst mal verwirrt sein. Es gibt dafür aber einen einfachen Grund:
Im März 2021 wurden neue Energieeffizienzklassen eingeführt, diese sind bedeutend strenger als die alten. Teilweise sind selbst die sparsamsten Geräte nicht als A eingestuft – diese sind reserviert für effizientere Geräte, die erst noch entwickelt werden müssen. Derzeit gib es zum Beispiel noch keine Leuchtmittel mit Energieeffizienzklasse über D.
Außerdem sind übergangsweise noch Modelle mit alten Kennzeichnungen wie A+++ erhältlich. Diese sind nicht automatisch besonders sparsam, im neuen Ranking können sie einer deutlich schlechteren Stufe als A entsprechen.
Manche Lampen, die wir uns angesehen hatten, war gar nicht mit einer Energieeffizienzklasse ausgezeichnet. Hier rate ich dazu, beim Händler nachzufragen. In der Regel ist man mit einer LED-Lampe aber gut beraten, diese sind bedeutend effizienter als Halogen- oder Glühlampen.
Wohnung nachhaltig einrichten ohne viel Geld: Es ist möglich, aber es gibt Stolpersteine
Erfüllen alle meine Möbelstücke meine Ansprüche an Nachhaltigkeit? Ehrlich gesagt nein.
Wie gesagt hatten wir am Anfang bereits ein paar Möbel gekauft, ohne zu sehr auf Nachhaltigkeit zu achten. Danach hatte ich das FSC-Siegel als absolutes Mindestkriterium angesetzt. Das garantiert immerhin, dass das Holz aus zertifizierten Wäldern stammt, die verantwortungsvoller bewirtschaftet werden. Zum Beispiel gibt es dort regelmäßig Kontrollen, indigene Völker sollen geschützt und Umweltschäden begrenzt werden. Trotzdem gilt das Siegel als nicht besonders streng.
Ein paar der neuen Möbelstücke erfüllen wirklich nur dieses Mindestkriterium, darunter der Kleiderschrank. Diesen brauchten wir besonders dringend, nach ein paar Wochen Aus-Umzugskartons-leben haben wir ihn schließlich gekauft. Gerne hätte ich mehr Zeit und Geld investiert, um ein noch nachhaltigeres Produkt zu kaufen. Immerhin habe ich mir vorgenommen, diese Möbel sorgfältig zu ersetzen, sollten sie kaputt gehen.
Mein Fazit: Wer wirklich nachhaltige Möbel neu kaufen will, der muss dafür viel Geld in die Hand nehmen. Doch für dieses Geld bekommt man nicht nur Qualität, sondern auch ein ruhiges Gewissen. Wer wenig Geld investieren kann, für den ist Secondhand die beste Option. Aber man sollte genug Zeit einplanen, gut recherchieren und flexibel sein. Die Möglichkeiten hängen also vom Budget ab. Wenn jede:r sein Möglichstes gibt, ist schon viel gewonnen.
Meine Tipps für den Möbelkauf
Wer ebenfalls Möbelanschaffungen vor hat, kann vielleicht von folgenden Tipps profitieren:
- Nachhaltige Möbel findet man zum Beispiel in nachhaltigen Möbelhäusern, Secondhand-Möbelhäusern und Secondhand-Shops, Antiquitätenläden, auf Flohmärkten, Gebrauchtportalen oder manchmal auch in normalen Möbelshops.
- Nicht von Werbeversprechen zu Nachhaltigkeit blenden lassen, immer noch einmal die Kriterien prüfen. Ich habe zum Beispiel Angebote gesehen, die als „nachhaltig“ beworben wurden, nur weil die Möbel aus Holz bestanden – über dessen Ursprung gab es keine Informationen.
- Wer viele Möbel kaufen möchte, sollte zeitig damit anfangen. Wer einen Keller hat (und Platz darin), kann gekaufte Möbel schon vor dem Umzug darin einlagern. Unsere alte Wohnung hatte leider keinen – mit ein Grund für den Wohnungswechsel.
- Teure Möbel sind ihren Preis wert. Wer wenig Geld zur Verfügung hat, dem rate ich zu Secondhand – hier findet man hochwertiges für wenige Geld. Pressspanmöbel mit FSC sind zwar besser als solche ohne, aber sind anfälliger für Schäden als Echtholz-Möbel. Passende Shops listet Utopia in der Bestenliste Öko-Möbel.
- DIY macht Spaß, ist aber nicht immer günstiger. Ich habe noch vor, Vorhänge für die Fenster zu nähen – aus einem GOTS-zertifizierten Leinenstoff, den ich online gefunden habe. Die Arbeit investiere ich gerne, aber viel Geld spare ich dadurch nicht. Online gibt es zahlreiche Vorhänge, die günstiger sind als der Stoff allein.
- Freunde und Verwandte haben vielleicht Möbel abzugeben. Mein Lieblingsstück in der neuen Wohnung, ist eine Bar in Form eines Globusses, die einmal meiner Großmutter gehört hat.
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