Es ist sinnvoll, dich mit den Unterschieden zwischen Wildbiene und Honigbiene vertraut zu machen. Denn so kannst du den gefährdeten Insekten noch besser helfen.
Weltweit gibt es nur neun Arten von Honigbienen und mehr als 2.500 Arten von Wildbienen. 560 Wildbienenarten sind in Deutschland heimisch, während sich nur eine einzige Honigbienenart, Apis mellifera, in unseren Breitengraden finden lässt. Dennoch meinen wir in der Regel die Honigbiene, wenn wir von Bienen sprechen. Dabei gibt es einige Unterschiede zwischen der Wildbiene und der Honigbiene.
Äußerliche Unterschiede zwischen Wild- und Honigbiene
Den Unterschied zwischen Wildbienen und Honigbienen zu kennen, ist nicht immer ganz einfach. Wenn du im Garten ein summendes Insekt beobachtest, das von Blüte zu Blüte fliegt, kann es aufgrund der Vielfalt der Bienenarten schwierig sein, genau zu bestimmen, um welche Art es sich handelt.
Äußerlich kannst du Wildbienen und Honigbienen so unterscheiden:
- Honigbienen: An der Honigbiene fallen die Körpergröße von 1,1 bis 1,3 Zentimetern sowie die pollengefüllten Sammelkörbchen an den Hinterbeinen auf. Anders als in Kinderfilmen oft gezeigt wird, ist die Honigbiene nicht schwarz-gelb, sondern braun-schwarz gestreift. Der Brustteil ist behaart und der Hinterleib weist helle und dunkle Streifen auf.
- Wildbienen: Wildbienen sind in ihrer Erscheinung deutlich vielfältiger als Honigbienen. Die Unterarten können sich in Farbe, Größe und Form sehr unterscheiden. Einige Wildbienenarten können größer oder kleiner als Honigbienen sein; sie können eine schwarze, schwarz-gelbe oder auch rötlich-braune Färbung aufweisen. Die meisten Arten sind pelzig, einige nur wenig behaart. Manche von ihnen sammeln Pollen wie die Honigbiene an ihren behaarten Beinen, andere transportieren ihn an der Unterseite des Hinterleibs oder verschlucken und würgen ihn im Nest wieder aus.
Das unterscheidet Wildbienen von Honigbienen noch
Neben den äußerlichen Merkmalen gibt es noch weitere Unterschiede zwischen Wildbienen und Honigbienen:
- Lebensweise: Honigbienen leben in Staaten von Zehntausenden, die meisten Wildbienen sind hingegen Einzelgänger und leben nicht im Volk. Eine der Ausnahmen sind Hummeln, deren Völker jedoch immer nur ein Jahr alt werden.
- Nistplatz: Während Honigbienen ausschließlich in Bienenstöcken leben, haben Wildbienen je nach Art ganz spezifische Nistplatzanforderungen. Viele Arten leben unterirdisch in Höhlen, wobei es Unterschiede hinsichtlich des Untergrunds gibt. Einige bevorzugen zum Beispiel Lehmboden, andere Sandboden. Wieder andere Arten nisten überirdisch, in hohlen Pflanzenstängeln, abgestorbenen Ästen oder Mauerritzen. Manche bewohnen auch alte Schneckenhäuser oder bauen eigene Nester aus Baumharz.
- Futterpflanzen: Honigbienen sind nicht auf spezielle Blüten angewiesen, sie sammeln Nektar und Pollen aber vorzugsweise von Massentrachtpflanzen, also Pflanzen, die in großer Menge blühen. So werden zum Beispiel Rapshonig und Lindenhonig gewonnen. Wildbienen nutzen dahingegen eine große Bandbreite an Blüten als Nahrungsquelle, sind dabei aber hoch spezialisiert. So sammeln viele Wildbienen Pollen und Nektar nur von einer einzigen oder wenigen Pflanzenarten.
- Bedrohung: Das sogenannte Bienensterben betrifft Wildbienen deutlich stärker als Honigbienen. In Deutschland steht die Hälfte aller Wildbienenarten auf der Roten Liste. Grund dafür ist der Verlust von geeigneten Nistplätzen und der Rückgang ökologischer Vielfalt als Folge unter anderem der industriellen Landwirtschaft, die auf Monokulturen ausgerichtet ist und von giftigen Chemikalien Gebrauch macht. Gleichzeitig stellen die Honigbienen eine Konkurrenz um das schwindende Nahrungsangebot dar.
Honigbiene und Wildbiene im Ökosystem
Trotz ihrer Unterschiede spielen Wildbienen und Honigbienen beide eine wichtig Rolle im Ökosystem. Honigbienen sind laut der Deutschen Wildtierstiftung zwar nach Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier des Menschen. Doch auch Wildbienen sind als wichtige Bestäuberinsekten essenziell für die Artenvielfalt und das ökologische Gleichgewicht. Tatsächlichen sind Wildbienen doppelt so effizient im Bestäuben wie ihre domestizierten Verwandten. Das fand eine internationale Studie an 41 Kulturen weltweit heraus, laut derer die Honigbienen die schwindenden Wildbienen nicht ersetzen, sondern nur ergänzen können.
Somit werden Honigbienen – wie der Name bereits verrät – vor allem für die Honigproduktion angesiedelt. Wildbienen übernehmen jedoch den größten Teil der Bestäubung und sind deshalb besonders wichtig für ein intaktes Ökosystem.
Wild- und Honigbienen: Unterschiedliche Gefährdung
Wenn du deinen Garten bienenfreundlich gestalten möchtest, solltest du dabei unterscheiden, dass nicht die Honigbiene, sondern Wildbienen vom Aussterben bedroht sind, wie die Deutsche Wildtierstiftung betont. Das liegt daran, dass Letztere oft ganz spezifische Ansprüche an Lebensräume, Nistplätze und Nahrungsquellen haben, die eine immer eintöniger werdende Landschaft nicht erfüllen kann. Honigbienen leiden darunter natürlich auch, doch sie werden immerhin in der Obhut von Imker:innen gepflegt.
Übrigens: Mittlerweile gibt es auch Studien, die erforschen, wann Imker:innen Wildbienen mehr schaden als helfen.
Du kannst Wildbienen schützten und helfen, indem du eine große Auswahl möglichst heimischer Blütenpflanzen anpflanzt. Welche Pflanzen beispielsweise infrage kommen, kannst du hier nachlesen: Wildbienen schützen: 8 Pflanzen, mit denen du ihnen helfen kannst. Von diesen Pflanzen profitieren dann natürlich auch weniger spezialisierte Bienenarten. Außerdem kannst du eine Wildbienen-Nisthilfe installieren und ihnen einen Lebensraum bieten.
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