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Ist nachhaltige Ernährung auch gesund?

Gesund essen
CC0 Pixabay / kp yamu

Gesund und nachhaltig essen – das klingt richtig gut. Aber passt das überhaupt zusammen? In diesem Artikel untersuchen wir, was gesunde und nachhaltige Ernährung bedeuten, und ob sie miteinander vereinbar sind.

Was ist eine gesunde Ernährung?

Eine gesunde Ernährung ist wichtig. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Denn: Die eine allgemeingültige gesunde Ernährung gibt es nicht. Je nach Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand, körperlicher Fitness, Unverträglichkeiten und persönlichen Vorlieben kann eine gesunde Ernährung unterschiedlich aussehen.

Empfehlungen für eine gesunde Ernährung

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat 2024 ihre überarbeiteten Empfehlungen für eine gesunde Ernährung veröffentlicht. Darin sind konkrete Tipps aufgeführt, an denen man sich orientieren kann:

Das ist eine gesunde Ernährung

Zusammengefasst kann man also sagen: Eine gesunde Ernährung besteht hauptsächlich aus frischem Gemüse und Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen, Vollkornprodukten, pflanzlichen Ölen, Milchprodukten und Fisch.

Dabei gilt: Je abwechslungsreicher, desto besser – so kann die Vielfalt aller Nährstoffe abgedeckt werden. Wichtig ist außerdem ausreichend zu trinken, sich täglich zu bewegen und die individuellen Faktoren zu bedenken.

Was eine gesunde Ernährung ist, haben wir also schon mal geklärt. Aber was ist eine nachhaltige Ernährung? Und: Ist eine gesunde Ernährung gleichzeitig auch nachhaltig?

Was ist eine nachhaltige Ernährung?

Der Begriff Nachhaltigkeit ist ein großer Begriff. Inwiefern man etwas als nachhaltig einordnen kann, unterscheidet sich jedoch je nach Definition. Für eine nachhaltige Ernährung gibt es verschiedene Blickwinkel, die sich grundsätzlich ähneln.

Die nachhaltige Ernährung der DGE

Die DGE hat ihre Empfehlungen Anfang 2024 überarbeitet und positioniert sich inzwischen zu einer nachhaltigen Ernährung. Die Empfehlungen der DGE basieren auf den 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (SDG’s) sowie der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie.

Dort heißt es „Ökologisch nachhaltig zu essen bedeutet, sich mit Mahlzeiten aus überwiegend pflanzlichen Lebensmitteln zu ernähren. Eine solche Ernährungsweise besteht aus ökologisch, regional, saisonal und fair produzierten Lebensmitteln mit geringem Verarbeitungsgrad.“

Zudem weist die DGE darauf hin, dass es bei einer nachhaltigen Ernährung auch auf die Produktion und den Einkaufs ankommt. Außerdem bedeutet nachhaltige Ernährung auch nichts zu verschwenden.

Die nachhaltige Ernährung nach Koerber et al.

Die Arbeitsgruppe „Nachhaltige Ernährung“ um den Wissenschaftler Karl von Koerber forscht seit Jahrzehnten zu diesem Thema und hat vier Dimensionen einer nachhaltigen Ernährung definiert:

  1. Die ökologische Dimension bezieht sich auf die Umweltauswirkungen: Dazu zählen der ökologische Fußabdruck, der Wasserverbrauch, die Biodiversität und die Ressourcennutzung.
  2. Die ökonomische Dimension beinhaltet die wirtschaftlichen Aspekte, einschließlich der Fairness innerhalb der Produktion, der Unterstützung lokaler Wirtschaft sowie der Schaffung von Arbeitsplätzen.
  3. Die soziale Dimension betrachtet die sozialen Auswirkungen der Ernährung, wie die Ernährungssicherheit, den Zugang zu gesunden Lebensmitteln und die Berücksichtigung von kulturellen und sozialen Aspekten.
  4. Die gesundheitliche Dimension bezieht sich auf die gesundheitlichen Auswirkungen auf den Einzelnen und die gesamte Gesellschaft. Sie umfasst die Förderung einer ausgewogenen und nährstoffreichen Ernährung, die Prävention von Krankheiten und die allgemeine Gesundheit.

Dabei sollen die verschiedenen Dimensionen einander nicht ausschließen, sondern ein schlüssiges Gesamtkonzept ergeben.

Das ist eine nachhaltige Ernährung

Zusammenfassend kann man also sagen, dass eine nachhaltige Ernährung folgende Punkte berücksichtigt:

  • Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel aus ökologischer und fairer Produktion: So können Biodiversität gefördert, Ressourcennutzung verringert und Arbeitsbedingungen verbessert werden.
  • Saisonale und regionale Produkte: Das spart Ressourcen und stärkt die lokale Wirtschaft.
  • Wenig tierische Produkte: Die Produktion von Fleisch und Milchprodukten ist oft mit höheren CO2-Emissionen und Ressourcenverbrauch verbunden.
  • Vermeidung von Lebensmittelverschwendung: Planung und Zubereitung von Mahlzeiten, um Reste zu minimieren und Lebensmittel effizient zu nutzen.

Eine nachhaltige Ernährung wird je nach Definition in mehreren Dimensionen gesehen. Dabei kann – wie nach Koerber et al. – neben Ökologie, Ökonomie und der sozialen Dimension auch die Gesundheit bereits ein Aspekt einer nachhaltigen Ernährung sein.

Deshalb lassen sich eine gesunde und eine nachhaltige Ernährung nicht unbedingt klar voneinander abgrenzen. Aber konkret: Ist eine nachhaltige Ernährung gleichzeitig auch gesund?

Ist eine gesunde Ernährung gleichzeitig auch eine nachhaltige Ernährung?

Eine nachhaltige Ernährung und eine gesunde Ernährung können Hand in Hand gehen, sind jedoch nicht immer identisch. Eine nachhaltige Ernährung legt Wert auf umweltfreundliche Praktiken, wie den Verzehr von saisonalen und regionalen Produkten, die Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel und die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Eine gesunde Ernährung hingegen konzentriert sich auf die Nährstoffdichte, das Wohlbefinden und die Stärkung der Gesundheit.

Wie eine Studie aus dem Jahr 2023 anhand von 5021 Teilnehmer:innen zeigt, neigen wir dazu, gesunde Lebensmittel automatisch auch für nachhaltig zu halten. Allerdings merkt Gudrun Sproesser – eine der Autor:innen – an: „Auch gesündere Mahlzeiten können wenig umweltfreundlich erzeugt werden, und umgekehrt kann nachhaltige Kost wenig gesundheitsförderlich sein.“

Lebensmittel, die beispielsweise zwar gesund, aber nicht – oder nur bedingt – nachhaltig sind, sind exotische Früchte, Nüsse, Superfoods oder Fisch.

Und wer im Winter ausschließlich regionale und saisonale Produkte konsumiert, wird schnell feststellen, dass diese Ernährung langfrisitg einseitig ist.

Eine gesunde Ernährung kann also auch nachhaltig sein. Aber es ist wichtig, bewusst zu wählen, um sicherzustellen, dass beide Aspekte berücksichtigt werden. Um konkret aufzuzeigen, wie eine gesunde und gleichzeitig nachhaltige Ernährung aussehen kann, haben Wissenschaftler:innen die Planetary Health Diet entwickelt.

Gesund und nachhaltig: Planetary Health Diet

Die Besonderheit der sogenannten Planetary Health Diet besteht darin, dass sie gleichermaßen die Gesundheit des Menschen und die unseres Planeten in den Fokus rückt. Ein internationales Team aus 37 Wissenschaftler:innen hat mit diesem Anspruch einen speziellen Speiseplan entworfen und das Ergebnis im Januar 2019 in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.

Demnach gehören vor allem Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und ungesättigte Fette auf den Speiseplan einer gesunden und gleichzeitig nachhaltigen Ernährung. Fisch, Meeresfrüchten und Geflügel nur in Maßen. Stärkereiche Gemüsearten wie Kartoffeln und Maniok, Milchprodukte, rotes Fleisch, Zucker und gesättigte Fette spielen in der Planetary Health Diet nur eine untergeordnete Rolle.

In dieser Podcastfolge erfährst du mehr über die Planetary Health Diet:

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