Wegen der Brände im Amazonasgebiet verzichten immer mehr Labels auf Waren aus Brasilien. Jetzt hat auch Mode-Riese H&M angekündigt, kein brasilianisches Leder mehr kaufen zu wollen. Ist das scheinheilig?
Der schwedische Modekonzern H&M hat erklärt, vorerst kein Leder aus Brasilien mehr zu kaufen. Grund seien die verheerenden Feuer im brasilianischen Teil des Amazonas-Regenwalds im Zusammenhang mit der Rinderindustrie. Dies teilte das Unternehmen am Donnerstagabend mit. „Das Verbot bleibt so lange in Kraft, bis es glaubhafte Garantiesysteme gibt, dass das Leder nicht zu Umweltschäden im Amazonasgebiet beiträgt“, zitiert ntv das Unternehmen. Das Verbot gelte für alle Marken des Konzerns, zu dem auch Cos, &otherStorys und Monki gehört.
Zuvor hatte der US-Konzern VF Corp. bereits erklärt, vorerst auf Waren aus Brasilien verzichten zu wollen. Zu VF Corp. gehören unter anderem Marken wie Vans, The North Face und Timberland. Auch die nordeuropäische Nordea-Bank boykottiert Brasilien wegen der Brände: Sie will bis zu einer weiteren Prüfung keine brasilianischen Staatsanleihen mehr kaufen.
Regenwald-Abholzung: Rinderproduktion ist Hauptursache
Noch immer brennt der Regenwald im Amazonasgebiet. Seit Jahresbeginn wurden in Brasilien mehr als 88.000 Brände registriert, davon mehr als die Hälfte im Amazonasgebiet. Ein Großteil der Brände wurde aller Wahrscheinlichkeit nach absichtlich gelegt – unter anderem um Weideland für Rinder zu schaffen.
Die Rinderproduktion gilt als eine der Hauptursachen für die Abholzung des brasilianischen Regenwalds. Neben dem Fleisch sind auch die Häute der Tiere gefragt: Laut einer Analyse der US National Wildlife Federation kommt fast ein Viertel des weltweit exportierten Leders aus Brasilien.
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Laut New York Times hatte H&M bereits vor der Entscheidung, Leder aus Brasilien zu boykottieren, auf Leder von Rindern aus dem Amazonasgebiet verzichtet. Eine Sprecherin des Unternehmens erklärte zudem, dass H&M nur einen kleinen Teil seines Leders aus Brasilien beziehe. Der Großteil stamme aus Europa.
Große Unternehmen müssen generell nachhaltiger produzieren
Der schwedische Fast-Fashion-Riese H&M hat Tausende Filialen in über 70 Ländern. Bei Unternehmen dieser Größe können selbst kleine Entscheidungen eine große Wirkung haben. Dass Unternehmen wie H&M oder VF Corp. der Umwelt zuliebe auf Leder aus Brasilien verzichten, ist deshalb ein wichtiges und wirksames Signal. Damit der Umwelt nicht nur temporär geholfen wird, müssen große Unternehmen aber einen Schritt weiter gehen und generell nachhaltiger produzieren.
H&M steht immer wieder wegen katastrophaler Produktionsbedingungen in der Kritik. 2017 machte der Modekonzern zudem Negativ-Schlagzeilen, weil er tonnenweise neue Kleidung verbrannte.
Faire Modelabels zeigen schon lange, dass es besser geht. Sie achten konsequent auf eine faire und umweltverträgliche Produktion. Viele verzichten übrigens ganz auf Leder und andere Stoffe tierischen Ursprungs. Empfehlenswerte Labels findest du hier:
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