Was passiert, wenn wir nur noch vier Tage arbeiten müssen und nicht mehr fünf? Ein österreichischer Naturkosmetik-Hersteller hat es ausprobiert – das Ergebnis überzeugt.
Für die Mitarbeiter der Firma Unterweger aus Österreich beginnt das Wochenende schon am Donnerstagabend. Seit Ende 2017 arbeiten sie nur noch vier Tage die Woche, dabei ist das Gehalt gleich geblieben. Die Arbeitszeit hat sich nur leicht verändert, da die Mitarbeiter freitags nur halbtags gearbeitet hatten. Aus der 38-Stunden Woche wurden 36 Stunden wöchentlich.
Nach einem halben Jahr mit dem neuen System kann Firmenchef Michael Unterweger eine erste Bilanz ziehen: Im ersten Halbjahr von 2018 verzeichnete seine Naturkosmetik-Firma ein Umsatzplus. Außerdem sei die Produktivität insgesamt gestiegen.
Weniger Arbeitstage, die aber länger sind
Die höhere Produktivität erklärt sich Unterweger damit, dass die Angestellten nun zwar weniger, dafür aber etwas längere Arbeitstage haben: „Die Zeiten am Beginn und am Ende der Arbeit sind jene Zeiten, die am wenigsten produktiv sind. Aus diesem Grund haben wir versucht, die Tagesarbeitszeit zu erhöhen, um dann die Produktivität zu steigern“, erklärte Unterweger dem Österreichischen Rundfunk (ORF). Die 50 Angestellten freuen sich außerdem über ihr verlängertes Wochenende.
Die Firma Unterweger ist nicht die einzige, die die klassische 40-Stunden-Woche infrage stellt. In Deutschland testet aktuell eine Kommunikationsagentur, ob es auch mit weniger Arbeitszeit geht. Angestellte der Agentur arbeiten nur noch fünf Stunden täglich in einer 25-Stunden-Woche. Auch hier sind Chef und Mitarbeiter überzeugt von dem System – auch wenn es Herausforderungen gab und Umstrukturierungen nötig waren.
In Schweden hat es nicht funktioniert
Allerdings funktionieren solche Experimente nicht immer: Ein Altenheim in Göteburg (Schweden) hatte schon vor einiger Zeit eine 30-Stunden Woche eingeführt. Die Pfleger arbeiteten nur noch sechs Stunden täglich – ebenfalls bei vollen Gehalt.
Zwar waren auch hier positive Effekte zu beobachten: weniger Krankmeldungen, zufriedenere Altenheimbewohner und weniger Stress bei den Mitarbeitern. Trotzdem wurde das Experiment nach zwei Jahren Testlauf wieder beendet: Es war einfach zu teuer.
Realistischer Versuch
Die Mitarbeiter voll zu bezahlen, während sie zehn oder sogar 15 Stunden weniger pro Woche arbeiten, ist für viele Firmen schwer machbar. Vielleicht hat das System von Unterweger genau deshalb mehr Potential, als etwa der Versuch in Schweden: Bei dem Naturkosmetik-Hersteller arbeiten die Angestellten nur zwei Stunden weniger die Woche. Im kommenden Jahr soll es sogar eine Lohnerhöhung geben, sagte Unterweger dem ORF.
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