„Muss ich eigentlich ständig betonen, dass ich meinen Körper LIEBE?“ fragt die Influencerin Madeleine Alizadeh unter ihrem neuesten Instagram-Post. Sie fordert: Wir brauchen mehr Normalität – statt der allseits propagierten „Body Positivity“.
Auf ihrem Instagram-Account „Dariadaria“ hat die Influencerin Madeleine Alizadeh am Donnerstag ein Selfie gepostet. Auf dem Foto ist sie ungeschminkt zu sehen, ihre Haut glänzt ein wenig.
Alizadeh, die sich als Dariadaria auf Instagram hauptsächlich mit Nachhaltigkeit beschäftigt, hat sich außerdem von schräg unten fotografiert. Auf diese Weise sieht ihr Gesicht nicht sehr vorteilhaft aus – zumindest nicht, wenn man dem Diktat der erbarmungslosen Instagram-Welt glaubt: Pausbacken, kleine Augen oder ein leichtes Doppelkinn sind dort wenig schmeichelhafte Attribute. Das scheint Alizadeh aber ziemlich egal zu sein – ihr geht es darum, eine Botschaft zu vermitteln.
„Ständig wurde mein Aussehen thematisiert“
„Eine meiner frühesten Erinnerungen ist es, ‚österreichischer’ aussehen zu wollen. Ich hasste mein dichtes, dunkles, krauses Haar, wollte nichts lieber als blondes, glattes Haar“, beginnt sie den Text unter dem Post.
„Später bekam ich für alles, was ich zuvor an mir hasste, Komplimente. [… ] Wieder ging es um mein Aussehen, das ständig thematisiert wurde. Nun frage ich mich: Muss ich eigentlich ständig betonen, dass ich meinen Körper LIEBE?“, schreibt sie dort weiter – und spielt damit auf den Begriff „Body Positivity“ an, der zurzeit von vielen Influencern, aber auch Mode-, und Sportmarken aufgegriffen und benutzt wird.
Hinter dem Begriff steckt eine Art Gegenbewegung zum gängigen Schönheitsideal, das (nicht nur) Frauen eine unrealistische Vorstellung davon vermittelt, wie Körper auszusehen haben. Egal ob dünn, dick, lang, breit, kurz oder birnenförmig – Body Positivity meint, dass man seinen Körper lieben soll, egal wie er aussieht – und das auch zeigen darf. Erst kürzlich sprach sich eine bekannte Instagrammerin in einem Video gegen das Bodyshaming in einem Klatsch-magazin aus. Auch Sarah Kuttner zeigte auf Instagram schon, wie Body Positivity geht.
Eigentlich eine gute Sache also. Wieso kritisiert Alizadeh die Bewegung nun – obwohl sie sich in der Vergangenheit selbst für ein „normaleres“ Körperbild stark gemacht hat?
Hier siehst du den Post auf Instagram:
Body Neutrality statt Body Positivity
Die Influencerin ist der Auffassung, dass Body Positivity die Aufmerksamkeit immer noch auf Äußerlichkeiten richtet: „Wenn unsere Körper ständig das Thema sind, um das sich alles dreht, wird dieser Körper zur ewigen Baustelle“, findet Alizadeh. Das, was sich in den Köpfen von so vielen Menschen, jung und alt, abspiele, sei absurd. „An manchen Tagen mag ich mich, an manchen weniger – ist das nicht normal?“
Statt den eigenen und andere Körper die ganze Zeit zu thematisieren, verlangt Alizadeh unter dem Hashtag #bodyneutrality: „Mehr Neutralität und Normalität“, und wehrt sich damit gegen die ständige Bewertung ihres Aussehens.
„Körper müssen vor allem eins: funktionieren“
Der Begriff „Body Neutrality“ wird in den sozialen Netzwerken immer wieder benutzt und bedeutet in diesem Zusammenhang etwa, dass der Körper als das gesehen werden soll, was er ist: eine Hülle, die uns zum Leben befähigt.
So wird er auch von Alizadeh verwendet. „Körper müssen vor allem eines: funktionieren. […] Unsere Körper sind das Vehikel unseres Lebens“, schreibt sie auf Instagram – und trifft damit einen Nerv. In den Kommentaren unter ihrem Post bekommt sie dafür viel Zuspruch:
„Ich wünschte, ich könnte eines Tages mal nicht ständig über mein Äußeres nachdenken oder damit konfrontiert werden. Dein Post ist eine echte Inspiration“
„Wow, ich bin sprachlos, dieser Text sagt so viel aus, ich sehe mich und viele andere Frauen darin wieder.“
„Du bringst alles so toll auf den Punkt! Danke dafür“
Der Beitrag wurde bis jetzt mehr als 20.000 Mal geliked und über 400 Mal kommentiert (Stand 14.06.).
Wir sollten über wichtigere Dinge reden
Auf Instagram zu verlangen, dass Aussehen und Körper nicht mehr bewertet werden sollen, mag gewagt sein. Schließlich lebt das soziale Netzwerk von visuellen Inhalten und Selbstdarstellung. Vielleicht ist es auf Instagram aber auch gerade deshalb genau richtig: Dort erreicht man schließlich die Menschen, die es wahrscheinlich am häufigsten betrifft.
Auch wir sind der Meinung: Statt sich mit Äußerlichkeiten zu beschäftigen, könnten wir uns mal den wirklich wichtigen Dingen des Lebens widmen: dem Klimawandel zum Beispiel.
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