Filmtipp: Das System Milch – Die Wahrheit über die Milchindustrie Von Annika Flatley Kategorien: Ernährung Stand: 26. Juli 2021, 07:38 Uhr Fotos: © EIKON FILMPRODUKTION und MIRAMONTE FILM, Martin Rattini / Tiberius Film „Landwirtschaft ist das beste aller Geschäfte“ – dieses Zitat aus dem Dokumentarfilm „Das System Milch“ macht klar: Milch ist meist kein natürliches Produkt vom idyllischen Bauernhof, sondern Big Business. Die beeindruckende Doku zeigt die Machenschaften der globalen Milchindustrie und ihre Folgen für Tiere, Umwelt und Menschen. Auf Milch und Joghurt prangt meist das Bild glücklicher Kühe und die Werbung erzählt uns, dass Milch unverzichtbar für unsere Gesundheit ist. Dass das nicht die ganze Wahrheit ist, kann man sich angesichts der Massen an billigen Milchprodukten eigentlich denken. Das System Milch Und trotzdem öffnet einem der neue Dokumentarfilm „Das System Milch“ die Augen. Denn er zeigt nicht nur, wie die meisten Milchkühe wirklich gehalten werden, sondern vor allem, wie mächtig, lukrativ und global vernetzt die Milchindustrie heute ist – und wie weit weg von unserer Vorstellung der grünen Kuhweide. Milchproduktion wie am Fließband (Foto: © EIKON FILMPRODUKTION und MIRAMONTE FILM, Martin Rattini) Die gut inszenierten und eindrucksvollen Bilder der industriellen Massenbetriebe erinnern eher an die Fließbänder der Autoindustrie als an Bauernhöfe. Verstörende Bilder zur Milch-Maschinerie Regisseur Andreas Pichler präsentiert uns Aufnahmen von Hochleistungskühen, die kaum noch gehen können, von gigantischen computergesteuerten Melkständen, die sich langsam im Kreis drehen, von sterilen Fabriken, die in vollautomatischen Prozessen tausende Liter Milch pro Tag in Kartons füllen, die teils verstörend wirken. Doch die Doku „Das System Milch“ setzt nicht auf billige Schockeffekte, sondern will verstehen und aufklären: Woher kommt die Milch heute? Wer verdient daran? Wie leben die Milchkühe und geht das auch anders? Der Film lässt Akteure auf der ganzen Welt zu Wort kommen, vom Kleinbauern bis zum Großindustriellen, von Österreich bis China. Hochleistungskühe werden auf absurde Proportionen gezüchtet, damit sie möglichst viel Milch geben. (Foto: © EIKON FILMPRODUKTION und MIRAMONTE FILM, Martin Rattini) Die Filmaufnahmen und Aussagen stehen dabei teils in krassem Gegensatz zueinander: Hier der Konzernmanager im Anzug, der von Wachstum, Geschäftsmöglichkeiten und dem Wettbewerb auf dem Weltmarkt spricht, dort der bäuerliche Familienbetrieb, der versucht, wenigstens noch mit der Gülle der Kühe etwas Geld zu verdienen. Man arbeitet nur noch für Konzerne, für die Kraftfutterindustrie und für die Lebensmittelindustrie. Und selber bleibt man auf der Strecke“, so bringt es Martin Geiger, ein Milchbauer in einem Familienbetrieb in Süddeutschland, auf den Punkt. Industrielle vs. kleinbäuerliche Landwirtschaft Die Doku lässt Manager der mächtigen Molkereikonzerne, Wissenschaftler, Politiker, Experten und Züchter zu Wort kommen. Exemplarisch für die Landwirtschaft präsentiert der Film einen riesigen industriellen Milchbetrieb in Dänemark und einen Bio-Kleinbauern in Südtirol – zwei Konzepte von Milchwirtschaft, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. „Es ist einfach weit mehr als ein Arbeitsplatz, es ist ja ein Lebensmodell eigentlich“, sagt der Bio-Milchbauer Alexander Agethle in Südtirol. Der dänische Unternehmer hingegen hat andere Prioritäten: „Unsere gesamte Existenz beruht darauf, dass wir einen Liter Milch so günstig wie möglich produzieren.“ Die Aussagen der Interviewten machen teils nachdenklich, teils traurig und teils auch wütend – darf ein fühlendes Lebewesen wie Ware behandelt werden, damit wir Menschen Milch trinken können? Ist es moralisch vertretbar, ein tierisches Produkt am Weltmarkt zu handeln als wäre es Erdöl? Und: Kann die kleinbäuerliche Bio-Landwirtschaft die Lösung sein? Kann die kleinbäuerliche Landwirtschaft die Lösung sein? (Foto: © EIKON FILMPRODUKTION und MIRAMONTE FILM, Falco Seliger) Angesichts der Ausmaße, welche die Industrie inzwischen angenommen hat und der Qual, die sie für die Tiere in Kauf nimmt, ist die Frage nach der menschlichen Gesundheit fast schon nebensächlich. Klar ist: Wir nehmen unnötig viele Milchprodukte zu uns und das tut uns nicht gut. Doch die wahren Probleme des Systems Milch liegen woanders: in Ausbeutung, Tierleid und rücksichtslosem Profitstreben. Das System Milch (© Tiberius Film) Utopia meint: „Das System Milch“ zeigt facettenreich und glaubwürdig, was heute hinter dem Lebensmittel Milch steckt. Anders als viele andere Filme zum Thema Tierschutz präsentiert er viele Fakten und lässt unterschiedliche Sichtweisen zu, ohne den moralischen Zeigefinger zu bemühen. Welche Schlüsse man für sich selbst aus diesem Film zieht, bleibt jedem selbst überlassen, doch kalt lassen wird er sicher niemanden. Der Film: „Das System Milch – Die Wahrheit über die Milchindustrie“ ist bis 29.7. in der BR-Mediathek verfügbar. Ansonsten auf: Netflix, Amazon, Google Play und Youtube. Weiterlesen auf Utopia.de: Diese 15 Dokus sollte man gesehen haben Pflanzlicher Milchersatz: die besten Alternativen zu Milch Die 11 größten Milch-Mythen – und was wirklich dran ist ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 345 18 Vielen Dank für deine Stimme! Verwandte Themen: Filme Landwirtschaft Lebensmittel Milchprodukte News Tierschutz Utopia auf Instagram HOL DIR DEN UTOPIA NEWSLETTER Leave this field empty if you're human: