Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hat schwere Hygienemängel in Bäckereien aufgedeckt: eingebackene Schaben, Mäusekot in Backware oder Schimmel – die Zustände sind teilweise widerlich. Der eigentliche Skandal für Foodwatch: das Schweigen der Behörden.
Wer den am Mittwoch veröffentlichten Foodwatch-Report „Bayerisches Brot“ liest, dem wird der Hunger vergehen. In dem Report enthüllt Foodwatch, wie katastrophal die hygienischen Bedingungen in den Bäckereien Bayerns teilweise sind.
Foodwatch hat Kontrollberichte der bayerischen Lebensmittelbehörden ausgewertet und die wichtigsten Ergebnisse in dem Bericht zusammengefasst: Insgesamt 69 Kontrollen aus den Jahren 2013 bis 2016 hatte die Verbraucherschutzorganisation unter die Lupe genommen. Es ging dabei um Lebensmittelkontrollen in acht Betrieben: Bachmeier, Der Beck, Heinz, Hiestand, Höflinger, Hofpfisterei, Ihle und LSG.
Foodwatch: Schädlingsbefall, Glassplitter und Mäusekot
Bei manchen Kontrollen sei alles in Ordnung gewesen – bei anderen machte Foodwatch hingegen ekelerregende Entdeckungen: „deutlich sichtbarer Schädlingsbefall“, „massive“ Verunreinigungen, „schwärzliche Flecken, vermutlich Schimmel“ – so zitiert Foodwatch aus den Kontrollberichten.
Einmal habe eine Kundin einen „Fremdkörper“ in ihrem Brötchen gefunden. Bei der Kontrolle habe sich herausgestellt, dass es sich um die „Kotpille eines Kleinsäugers“ handelte. Auch Klebeband und sogar Glassplitter wurden in Backwaren gefunden, wie die Prüfberichte enthüllen.
Foodwatch konfrontiert Lebensmittelbehörden
Für Foodwatch liegt der eigentliche Skandal jedoch nicht in den Ekelfunden, sondern in dem Vorgehen der Behörden. Verbraucher werden nämlich über solche Kontrollergebnisse nicht informiert. Selbst wenn Beamte die Ergebnisse veröffentlichen wollten, würde Klagen der betroffenen Unternehmen drohen, so Foodwatch.
Um an die Informationen der Lebensmittelbehörden zu gelangen, hatte Foodwatch über das Verbraucherinformationsgesetz (VIG) die Herausgabe von Kontrollergebnissen beantragt. Dieses Vorgehen ist jedoch kompliziert und kann langwierig und kostspielig werden – für den Ottonormalverbraucher ist das also keine Option.
Foodwatch will System nach dänischem Vorbild
Foodwatch fordert nun, dass Lebensmittelbehörden ausnahmslos alle Ergebnisse der amtlichen Kontrollen veröffentlichen. Der Organisation schwebt dabei ein System nach dänischem Vorbild vor. In Dänemark seien Lebensmittelbetriebe dazu verpflichtet, die Kontrollergebnisse an der Eingangstür auszuhängen. Außerdem könne jeder die Prüfberichte im Internet einsehen.
Wären die Kontrollen der Behörden auch in Deutschland ähnlich transparent, würden Hygieneverstöße automatisch abnehmen, so Foodwatch. Die Betriebe wären gezwungen, sich an die Hygieneregeln zu halten, da sie sonst Kunden verlieren würden. Dieser Anreiz sei bitter nötig: Laut Foodwatch wird in Deutschland jedes Jahr jeder vierte kontrollierte Lebensmittelbetrieb beanstandet – vor allem wegen Hygieneverstößen.
Den ausführlichen Foodwatch-Report „Bayerisches Brot“ könnt ihr euch als PDF ansehen.
[treeday url="https://www.treeday.net/if/Smuq5N5R" title="Alternativen: Mit Treeday.net nachhaltige Bäckereien in deiner Nähe finden"]Mehr dazu: Woran erkennt man wirklich gutes Brot?
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Die 5 dreistesten Gesundheitslügen im Supermarkt
- 13 Produkte, die du nicht mehr kaufst, wenn du weißt, was sie anrichten
- Brot vom Vortag: 7 Wege, Brot zu retten
War dieser Artikel interessant?