Straßen, die Strom produzieren, künstliches Fleisch und riesige Meeresstaubsauger – Unternehmer und Forscher haben jede Menge Ideen, um die größten Umweltprobleme unserer Zeit anzugehen. Wir stellen euch fünf erstaunliche Konzepte vor.
Luftverschmutzung, Plastikmüll im Meer, knappe Rohstoffe, Artensterben und der Klimawandel – unserem Planeten geht es nicht gut. Nahezu täglich erfahren wir von einer neuen katastrophalen Entwicklung.
Viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hingegen diejenigen, die etwas dagegen tun. Wir stellen euch fünf Projekte vor, die die schlimmsten Umweltprobleme unserer Zeit lösen könnten.
1. CO2-Filteranlagen
In vielen Großstädten weltweit ist die Luftverschmutzung gefährlich hoch. Auch in einigen deutschen Städten werden Schadstoff-Grenzwerte teilweise nicht mehr eingehalten, viele Erkrankungen lassen sich auf schlechte Luft zurückführen.
Climeworks
Dagegen geht unter anderem das Schweizer Unternehmen „Climeworks“ vor – mit einem revolutionären Konzept: Die Firma betreibt die weltweit erste kommerziell genutzte CO2-Filteranlage. Die Anlage filtert mit 18 Kollektoren das Treibhausgas CO2 direkt aus der Luft.
Das Prinzip funktioniert folgendermaßen: Ventilatoren saugen die Umgebungsluft an. Im Inneren der Anlage stecken Zellulose-Filter, die das CO2 absorbieren. Nach einigen Stunden sind die Filter voll und mit CO2 gesättigt. Das gewonnene CO2 verkauft Climeworks weiter, etwa an Gewächshäuser. So sorgt Climeworks dafür, dass Klimaschutz auch ökonomisch nachhaltig ist.
Mehr Informationen: Climeworks: Das Unternehmen, das CO2 aus der Luft filtert
Smog Free Tower und Smog Free Bike
Ähnlich wie die Anlage von Climeworks funktioniert auch der „Smog Free Tower“ eines niederländischen Designers. Der Turm filtert jedoch kein reines CO2, sondern reinigt die Luft von Smog und Feinstaub. Laut Herstellerangaben ist der Smog Free Tower der größte Luftreiniger der Welt – er soll 30.000 Kubikmeter Luft pro Stunde reinigen.
Der Mechanismus ist dabei ein anderer als bei Climeworks: Im Inneren des Turms befinden sich Kupferspulen, die Feinstaub aus der Luft elektrisch aufladen. Anschließend wird der Staub mithilfe von Filtern gebunden, während der „Smog-Staubsauger“ die gereinigte Luft wieder ausstößt. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert auch das „Smog Free Bike“, ein Fahrrad, das die Luft bei Fahren reinigt.
Mehr Informationen: Smog Free Bike: Dieses Fahrrad reinigt die Luft beim Fahren
2. Künstliches Erdöl
Erdöl ist einer der wichtigsten Energielieferanten weltweit – zugleich aber auch einer der umweltschädlichsten. Das norwegische Unternehmen „Nordic Blue Crude“ arbeitet deshalb derzeit daran, klimaneutrales künstliches Erdöl herstellen.
Die Zutaten: Wasser, CO2 – und Ökostrom. 2020 soll die erste Großanlage entstehen. Das Unternehmen arbeitet dafür mit einer Reihe von Partnern zusammen, unter anderem mit Climeworks, sowie mit der deutschen Firma „Sunfire“. In einer Pilotanlage produzierte Sunfire bereits mehrere Tonnen des künstlichen Erdöls.
Mehr Informationen: Norwegen: Unternehmen will ab 2020 künstliches Erdöl produzieren
3. Stromerzeugende Straßen
Auch in der Stromerzeugung machen vielversprechende Projekte Mut und Konzepte für erneuerbare Energien werden immer kreativer. So können Radfahrer in Amsterdam seit 2014 auf dem weltweit ersten Solarradweg fahren. Der 70 Meter lange Radweg mit Solarpanelen produziert selbst im Winter bei schwacher Sonne Strom. Experten zufolge kann rund ein Fünftel aller Radwege in den Niederlanden prinzipiell zur Erzeugung von Ökostrom genutzt werden.
Ein vergleichbares Konzept wurde auch in London getestet. Ein Unternehmen baute im Herzen des Londoner Westend einen stromerzeugenden Fußweg auf. Der Fußweg erzeugte durch die Schritte der Passanten Strom und betrieb damit LED-Lichter und Tonaufnahmen. Projekte wie diese zeigen, dass die Energiegewinnung der Zukunft mit dem Stadtbild verschmelzen wird. Strom aus Kohle- oder Atomkraftwerken gehört hoffentlich bald der Vergangenheit an.
Mehr Informationen: Solarradweg erreicht Spitzenwerte und Stromerzeugender Fußweg in London eröffnet
4. Künstliches Fleisch
Der weltweite Fleischkonsum ist so hoch wie nie zuvor – für das Klima und unsere Umwelt ist das eine Katastrophe. Bei der Fleischproduktion und der Viehhaltung werden extrem viel CO2 und andere Treibhausgase freigesetzt. Der hohe Bedarf an Soja als Tierfutter führt außerdem dazu, dass Urwälder und Ökosysteme Soja-Feldern weichen müssen.
Eine tier- und klimafreundlichere Alternative ist deshalb Fleisch aus dem Labor. Unter anderem das US-amerikanische Unternehmen „Memphis Meats“ will mit künstlichem Fleisch das Tierleid und die hohe Umweltbelastung beenden. Das erste Fleischbällchen aus dem Labor stellte das Unternehmen schon 2016 vor.
Um das Fleisch im Labor wachsen zu lassen, isolieren die Wissenschaftler von Kühen oder Schweinen Zellen, die sich selbständig nachbilden können. Sie führen diesen Sauerstoff und Nährstoffe wie Zucker und Mineralien zu. Die Zellen entwickeln sich in einem Bioreaktor zu Skelettmuskeln und können nach einer Zeit zwischen neun und 21 Tagen „geerntet“ werden.
So soll nicht nur das Töten von Tieren überflüssig werden, sondern auch 90 Prozent weniger Treibhausgasemissionen freiwerden. Außerdem ist das Fleisch laut Memphis Meats frei von Antibiotika, Fäkalien, Krankheitserregern und anderen Verunreinigungen, die in herkömmlichem Fleisch immer wieder gefunden werden.
Mehr Informationen: Das erste Fleischbällchen aus dem Labor ist da
5. Plastik-Staubsauger in den Ozeanen
Unsere Meere drohen, am Plastikmüll zu ersticken. Gleich mehrere Projekte und Initiativen versuchen, genau das zu verhindern. Das wohl bekannteste Meeressäuberungsprojekt ist „The Ocean Cleanup“.
Das Unternehmen will mit einem Gerät mit kilometerlangen Fangarmen tonnenweise Plastikmüll aus dem Meer fischen. Die „Arme“ sind dabei ein bis zwei Kilometer lange Röhren. Eine Verlängerung nach unten funktioniert wie eine Art Sieb, das Müll an der Meeresoberfläche abfischt. Der Plastikmüll wird aufgesammelt und recycelt.
Eine etwas andere Herangehensweise hat das „Pacific Garbage Screening“, die Anlage einer deutschen Architektin. Sie sieht aus wie ein riesiger Kamm und ist eine schwimmende Plattform, die durch ihre spezielle Bauweise Plastikmüll aus dem Meer filtern soll. Die Plattform soll architektonisch so konzipiert sein, dass sie Meeresströmungen beruhigen kann, wodurch Plastik an die Oberfläche treibt. Der Plastikmüll kann dann einfach von der Oberfläche abgesammelt werden.
Mehr Informationen: The Ocean Cleanup und Pacific Garbage Screening
Fazit: Erde retten – den Versuch ist es wert
Gewiß, die oben genannten Projekte sind erst einmal nur Tropfen auf dem heißen Stein. Und doch machen die Ideen Mut und zeigen, dass wir nicht die Hände in den Schoß legen müssen, sondern etwas tun können. Wenn ihr weitere erstaunliche Projekte dieser Art kennt, schreibt uns in den Kommentaren!
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