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„Greta-Shaming“: Fotos der Aktivistin sollen Büroarbeiter zu besseren Menschen machen

Greta Thunberg, Klimakonferenz, New York
Foto: Screenshot Youtube Greta Thunberg

Bilder einer vorwurfsvoll blickenden Greta Thunberg verbreiten sich derzeit in Israels Büroküchen. Die Botschaft ist eindeutig: Die Kollegen sollen umweltbewusster konsumieren.

Ein gedankenloser Griff zum Plastik-Kaffeelöffel – how dare you? Viele Arbeitnehmer in Israel werden aktuell auf besonders drastische (und kreative) Art darauf hingewiesen, dass sie dem Klima und der Erde nichts Gutes tun, wenn sie sich für Plastikbesteck und Einweg-Pappbecher entscheiden.

So sind in verschiedenen Kantinen, Cafeterias und Büroküchen von Unternehmen mahnende Fotos von Greta Thunberg aufgetaucht – strategisch günstig platziert. Wenn die Mitarbeiter vor der Wahl stehen, ein umweltschädliches Produkt zu verwenden oder es bleiben zu lassen, sorgt die Klimaaktivistin für die nötige Prise schlechtes Gewissen.

Ein böser Blick aus der Dose mit Plastikgeschirr heraus

Die Journalistin Allison Kaplan Sommer nannte das Phänomen daher „Greta-Shaming“. Sie berichtete davon in der israelischen Tageszeitung „Haaretz“ – und teilte eine Auswahl von Schnappschüssen auf Twitter.

Greta lugt dabei etwa hinter einem Stapel Plastik- und Pappbecher hervor, wirft aus einer Tupperdose mit Plastikgeschirr einen bösen Blick auf den Büroarbeiter oder fragt über einem Wasserspender mit Einwegbechern skeptisch: „Are you sure?“ (“Bist du sicher“?).

Greta-Bürobilder bei Twitter (eventuell musst du vorher die Ansicht aktivieren):

Vorwurfsvolle Greta-Bilder in vielen Büroküchen

Eines der Fotos teilte ein Mitarbeiter des Unternehmens Wix in Tel Aviv: „Wir haben Bilder dieser Art in vielen Küchen von Wix“, twitterte er als Antwort an Sommer. Ein anderes Foto postete eine Angestellte von Siemplify, einem Unternehmen für Cybersicherheit, bei Facebook.

Auf dem wohl vorwurfsvollsten Bild ist ein Screenshot aus Gretas wütender Rede beim UN-Klimagipfel zu sehen – versehen mit den Worten „How dare you?“ („Wie könnt ihr es wagen?“). Es stammt laut der Journalistin aus dem Büro der Presse- und Nachrichtenagentur „Associated Press“ in Jerusalem.

Greta Shaming Israel
Greta-Shaming: In einem Büro in Jerusalem bekommen Mitarbeiter einen tadelnden Blick. (Foto: Screenshot Twitter / Allison K. Sommer)

Greta-Shaming: Einweg-Artikel in Israel einschränken

Nicht alle Bürokräfte sind davon begeistert: Zumindest ein Siemplify-Mitarbeiter reagierte auf die Aktion, indem er Gretas Bild einen Kaffeebecher als Hut aufsetzte. Viele andere Reaktionen auf Facebook und Twitter legen jedoch nahe, dass die meisten die Idee lustig finden – und die Botschaft dahinter unterstützen.

Sommer vermutet, dass die Bilder von Angestellten der jeweiligen Unternehmen platziert werden, um an das Gewissen ihrer Kollegen zu appellieren. Das Greta-Shaming sei Teil der Bemühungen, die Nutzung von Einweg-Artikeln in Israel einzuschränken, schreibt sie in ihrem Artikel. Wegen der großen Zahl an Bürgern, die koscher leben, sei der globale Trend gegen Einweg dort weniger erfolgreich.

Eine andere Aktion geht derzeit übrigens in eine ähnliche Richtung – aber der Maßstab ist viel größer: In San Francisco steht der argentinische Maler Andres Petreselli kurz davor, ein monumentales Greta-Porträt zu vollenden. Der Künstler sagte dem Online-Portal SFGate dazu: „Ich hoffe, die Menschen werden durch dieses Wandgemälde begreifen, dass wir uns um die Welt kümmern müssen.“

Wir sollten uns nicht schämen, sondern den Planeten retten wollen

Utopia meint: Die Aktion hinter den Greta-Bildern in Israel ist zweifellos originell. Aber sowohl die Initiative selbst als auch der Begriff „Greta-Shaming“ lassen Greta Thunberg dabei als moralische Instanz erscheinen – die uns verurteilen würde, wenn wir keine umweltbewussten Konsumentscheidungen treffen, und vor der wir uns schämen müssen.

Im Grunde sollten wir uns aber nicht vor Greta schämen, sondern aus eigener Motivation heraus nachhaltiger leben, weil wir den Planeten retten wollen. Und uns – wenn überhaupt – vor uns selbst schämen, wenn wir zu bequem sind, um etwas zu ändern. Denn viele Möglichkeiten, Plastikmüll zu reduzieren, sind ganz einfach in den Alltag zu integrieren: Plastikfrei leben: Diese 15 einfachen Tipps kannst du sofort umsetzen.

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