H&M verkauft seit vergangener Woche Surfkleidung und Bademode – nach eigenen Angaben aus nachhaltig bezogenen Materialien. Die Modekette hat sich dafür mit einer Surforganisation zusammengetan. Wir haben uns die Kollektion genauer angesehen.
Ständig wechselnde Kollektionen, Billigproduktion und Fast Fashion: H&M ist nicht gerade für Nachhaltigkeit bekannt. Zugleich bietet die Kette jedoch immer wieder Kleidungsstücke an, die es besser machen sollen, weil sie aus umweltfreundlicheren Materialien bestehen.
So auch aktuell: H&M hat gemeinsam mit der Surforganisation „Women + Waves“ eine Surfmode-Kollektion herausgebracht. Sie besteht unter anderem aus Bikinis, Badeanzügen, Badeshirts, Pullovern und sogar einem Wetsuit. Alle Teile enthalten laut H&M nachhaltig bezogene Materialien: recyceltes Polyester und Polyamid, Bio-Baumwolle sowie Naturkautschuk.
H&M: „Women + Waves“ ist eine Hommage ans Surfen
Die Kollektion soll nicht nur umweltfreundlicher sein als konventionelle Bademode, sondern hat auch eine Botschaft: Sie sei eine Hommage ans Surfen und solle speziell Frauen zu dem Sport inspirieren, heißt es bei H&M. Das ist auch das Motto von „Women + Waves“ – der Verband besteht ausschließlich aus Surferinnen. Alle Kleidungsstücke tragen das Logo des Verbandes.
Auch wenn die Kollektion auf den ersten Blick vielversprechend aussieht – sie ist nur teilweise umweltfreundlicher: Die Bikinis, Badeanzüge, Shirts und Co. bestehen nicht vollständig aus Recyclingmaterial oder Bio-Baumwolle, sondern nur zu „mindestens 50 Prozent“. Der Rest ist aus konventionellen Stoffen gefertigt. H&M teilte uns außerdem mit, die verwendete Bio-Baumwolle werde unter „Einhaltung strenger Standards wie OCS oder GOTS“ produziert – tatsächlich ist sie also nicht durch einen anerkannten Standard zertifiziert.
Nachhaltig(er), aber nicht fair
Außerdem ist nachhaltig(er) nicht gleich fair: Recycelte Kunststoffe und Bio-Baumwolle zu verwenden, ist für ein so großes Unternehmen wie H&M ein guter Schritt in die richtige Richtung und ökologischer als konventionelle Materialien. Die Bezeichnung „Bio“ sichert bei Baumwolle aber nur den biologischen Anbau der Fasern an sich. „Bio“ sagt nichts darüber aus, wie die Faser weiterverarbeitet wird – und auch nichts darüber, unter welchen Arbeitsbedingungen die Materialien gewonnen und weiterverarbeitet wurden.
Ähnliches gilt für die recycelten Kunststoffe. H&M schont Ressourcen – was erfreulich ist – stellt die Kleidungsstücke aber weiter wie gewohnt her. Auf Anfrage teilte uns H&M mit, dass die Kollektionsteile in China, Vietnam und Bangladesch produziert wurden. Diese Orte sind bekannt für fragwürdige Bedingungen in den Textilfabriken.
Fast Fashion und Billligmode bei H&M
Das erklärt auch, wieso die Surf-Kollektion so niedrige Preise haben kann. Das günstigste Teil ist eine Bikini-Hose für 12,99 Euro, Badeanzüge gibt es ab 19,99 Euro. Der Wetsuit kostet 99 Euro. Zum Vergleich: Ganzkörper-Wetsuits vom fairen Label Patagonia kosten mehr als dreimal so viel.
Utopia meint: Es ist erfreulich, wenn sich ein großes Modeunternehmen wie H&M Gedanken um Nachhaltigkeit macht und seine Produkte verbessert. Die „Women + Waves“-Kollektion ist dank Bio-Baumwolle und Recyclingmaterialien auch etwas besser als konventionelle Bademode. Mit wirklich fairen Marken und Herstellern kann sie aber nicht mithalten. Außerdem basiert H&M’s Geschäftsmodell weiterhin auf kurzlebiger Billigmode – und der Modekonzern steht immer wieder wegen fragwürdiger Arbeitsbedingungen in der Kritik. Gut, dass es Alternativen gibt: Faire Bademode: Empfehlenswerte Labels für bessere Badesachen
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