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Für das perfekte Selfie: Giftiger See wird zum Instagram-Hit

Instagram, Sibirien, See
Foto: Instagram tweezer_nsk

Eine sportliche Pose, ein romantisches Pärchenfoto oder ein verträumter Blick in die Ferne: Ein türkisfarbener See in der russischen Stadt Nowosibirsk ist zu einer beliebten Fotokulisse für Instagrammer geworden. Das Problem: Der See ist giftig.

Die „Sibirischen Malediven“ oder „Nowosibirsker Malediven“ – so wird der See im Südwesten genannt. Zurecht: Das türkisfarbene Wasser erinnert an die Traumstrände der Malediven. In den letzten Wochen ist der See zur beliebten Fotokulisse für Instagrammer geworden.

Was man dem vermeintlichen Naturparadies nicht ansieht: Der See ist gar kein natürlicher See. Sibiriens größtes Kohlekraftwerk hat ihn künstlich angelegt – um dort Asche zu entsorgen. Das Wasser enthält schädliche Kaliziumsalze und Metalloxide, berichtet der britische Guardian.

Die Asche-Deponie als Instagram-Star

Um die Instagrammer von dem See fernzuhalten, hat das sibirische Kohlekraftwerk schon vergangenen Monat davor gewarnt: „In den letzten Wochen ist unsere Asche-Deponie zum Star in sozialen Medien geworden“, zitiert der Guardian das Kraftwerk. Selbst Hautkontakt mit dem Wasser könne zu einer allergischen Reaktion führen. Eine weitere Gefahr: Der Seeboden sei wegen der Asche extrem schlammig, es sei nicht praktisch unmöglich, ohne Hilfe wieder aus dem See herauszukommen.

„Entlang der Asche-Deponie zu laufen ist so wie in einem Militärgebiet zu laufen: gefährlich und nicht wünschenswert“, schrieb das Kraftwerk demnach in dem Statement. „Wir bitten alle, die Selfies jagen, nicht in die Asche-Deponie zu fallen“.

Hier einige Bilder auf Instagram (eventuell musst du die Ansicht aktivieren):

Instagram-Account für See-Bilder

Die Warnungen scheinen allerdings nicht besonders viel gebracht zu haben. Dem Guardian zufolge ist das Interesse an den „Sibirischen Malediven“ eher gestiegen. Seit etwa zwei Wochen gibt es auf Instagram sogar einen eigenen Account, der Fotos von dem türkisen See sammelt.

Auf vielen Bildern posieren die User am See, in einigen sind aber auch Menschen im Wasser zu sehen – auf Stand-up-Boards oder einem Schwimmring. Die Likes auf Instagram scheinen einigen Menschen wichtiger zu sein als das Gesundheitsrisiko.

Instagram-Tourismus kann auch der Umwelt schaden

In Sibirien wird eine beliebte Instagram-Kulisse zur Gefahr für die Menschen – woanders leiden die Orte selbst unter der Beliebtheit: In Kalifornien musste vor einigen Monaten ein beliebtes Naturparadies zeitweise schließen, weil Instagram-Touristen die Wildpflanzen zertrampelt hatten. In Holland hat eine Behörde sogar einen „Selfie-Guide“ erstellt, um die berühmten Tulpenfelder zu schützen.

Der Fall von Sibirien zeigt erneut, wie Instagram den Umgang mit der Natur verändern kann. Wenn die See-Bilder nicht so Instagram-tauglich wären, würde wohl kaum jemand auf die Idee kommen, sich an einem giftigen See aufzuhalten.

Kohle hinterlässt schädlichen Müll

Die „Nowosibirsker Malediven“ verdeutlichen aber auch, warum der Kohleausstieg so wichtig ist. Kohlekraftwerke erzeugen nicht nur Strom und Wärme, sondern auch jede Menge Neben- und Abfallprodukte.

Dem Deutschlandfunk zufolge produzieren die die rund 7.000 Kohlekraftwerke weltweit jedes Jahr Fast 800 Milliarden Tonnen Asche. In der Asche stecken laut dem BUND verschiedene Schwermetalle wie Quecksilber und sogar radioaktive Substanzen (sogenannte „Radionuklide“) In Deutschland landet Asche, die nicht wiederverwertet werden kann, in Deponien.

Für sauberen Strom musst du nicht warten, bis Deutschland aus der Kohle aussteigt – du kannst schon jetzt zu Ökostrom wechseln. Mehr Informationen dazu:

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