Falls es in Deutschland zu einem Atomunfall kommt, will das Bundesamt für Strahlenschutz vorbereitet sein. Laut einem Medienbericht hat die Behörde 190 Millionen Jodtabletten bestellt. Mit Jod lässt sich nach einer Atomkatastrophe Schilddrüsenkrebs vorbeugen.
In Deutschland sind aktuell sieben Atomkraftwerke aktiv – bislang ist es hierzulande noch zu keiner größeren Atomkatastrophe gekommen. Falls aber doch mal etwas passiert, ist es Aufgabe des Umweltministeriums und verschiedener Behörden, die Bevölkerung vor den Folgen zu schützen.
Eine zuständige Behörde ist das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) – und die nimmt die Gefahr offenbar ernst: Recherchen des WDR zufolge hat das BfS bei einem Hersteller in Österreich 190 Millionen Jodtabletten bestellt. Falls durch einen Atomunfall radioaktive Strahlung frei wird, verteilt das BfS die Tabletten an die Bürger.
In Aachen wurden schon einmal Jodtabletten verteilt
Vor zwei Jahren war es schon einmal so weit: Die Städteregion Aachen hatte Jodtabletten an die Einwohner unter 45 Jahren verteilt – allerdings vorsorglich. Damals gab es Bedenken wegen Störfällen im belgischen AKW Tihange. Zwischen Aachen und Tihange liegen weniger als 70 Kilometer Luftlinie.
Für die aktuelle Jodtabletten-Bestellung des BfS gibt es keinen konkreten Anlass. Die Behörde folgt damit laut dem WDR einer Empfehlung der Strahlenschutzkommission. Die Kommission hatte nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima empfohlen, dass nach einem Atomunfall auch Menschen in weiter entfernten Gebieten mit Jodtabletten versorgt werden sollen.
Was bewirken Jodtabletten?
Die 190 Millionen neuen Tabletten seien fast das Vierfache des jetzigen Bestandes an Jodpräparaten, schreibt der WDR. Insgesamt zahle der Bund 8,4 Millionen Euro für die Aufstockung. Gelagert werden die Tabletten an verschiedenen Orten im Bundesgebiet.
Die Jodtabletten wirken an der Schilddrüse. Indem sie die Schilddrüse quasi „sättigen“, verhindern sie, dass das Organ bei einem Atomunfall radioaktives Jod aufnimmt. Damit soll das Risiko für Schilddrüsenkrebs vermindert werden. Bei Menschen über 45 Jahren ist das Risiko, von den Jodtabletten Nebenwirkungen zu bekommen, allerdings größer als das, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken.
Utopia meint: Auch wenn es nur eine Vorsichtsmaßnahme ist – die Vorstellung, dass sich die Behörden auf den Ernstfall vorbereiten, ist beunruhigend. Einer Studie des BUND aus dem Jahr 2018 zufolge geht von den deutschen Atomkraftwerken tatsächlich ein gewisses Risiko aus. Demnach seien die Kraftwerke bei Katastrophen wie Hochwasser oder Erdbeben nicht ausreichend geschützt, außerdem gebe es Schäden in Reaktorkernen. Gut, dass die Atomkraftwerke bis 2022 abgeschaltet werden sollen. So lange brauchst du aber nicht zu warten – ein Wechsel zu Ökostrom lohnt sich schon jetzt. Mehr dazu:
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