In Zeiten, wo Fleischersatz aus Pflanzen boomt, macht eine US-Fastfood-Kette Gemüseersatz aus Fleisch – und nennt das Ganze „Meat Vegetables“, kurz „Megetables“. Bitte was?!
„Wir haben das Fleisch“, lautet der Slogan der US-Fastfoodkette Arby’s. Doch offenbar ist das noch nicht genug: „Wenn andere Fleisch aus Gemüse machen können, warum sollten wir dann kein Gemüse aus Fleisch machen können?“, fragt der Marketingchef Jim Taylor im Firmenblog. An Absurdität ist schon allein die Frage kaum zu überbieten. Getan hat es das Unternehmen trotzdem – und präsentiert stolz seine „Meat Vegetables“ (deutsch: Fleischgemüse), oder kurz „Megetables“.
Die „Marrot“ ist eine Möhre aus Putenbrust
Das Aushängeschild: die „Marrot“, eine Karotte aus Putenbrust. In einem Youtube-Video von Arby’s wird gezeigt, wie das Kunstprodukt für Karnivoren entsteht: aus Putenfleisch in die längliche Form geschnitten, gekocht, in getrocknetem Karottensaftpulver gewälzt, im Ofen geröstet und – für das authentische Karottengefühl – mit Petersilie garniert.
Hier kannst du das Video auf YouTube ansehen:
Laut Angaben der dpa ist das Ganze kein PR-Stunt und auch kein Witz. Die in Ohio gegründete Fast-Food-Kette, die 3.300 Filialen zählt, arbeite derzeit an dem Fleischgemüse und hat fest vor, die Kreationen aus der Testküche in ihre Restaurants zu bringen. Der CNN zufolge behauptet Arby’s, ihre Erfindung sei gesund: Eine „Marrot“ enthalte 70 Prozent der empfohlenen Tagesdosis Vitamin A und mehr als 30 Gramm Eiweiß.
Arby’s hat sich dem Fleischersatz-Trend von Anfang an widersetzt
Vor allem aber ist das Fleischgemüse eine provokante Trotzreaktion darauf, dass Fleischersatz dank innovativer Produkte wie dem „Beyond Meat“-Burger aktuell gehyped wird wie nie zuvor. Der Markt boomt und selbst große Konzerne wie Nestlé oder Fast-Food-Ketten wie Burger King und McDonalds setzen immer stärker auf Alternativen, die Fleisch in Geschmack und Textur überzeugend nachahmen.
Arby’s jedoch widersetzte sich dem Trend von Anfang an und erklärte: „Die Chancen, dass wir jetzt oder in der Zukunft pflanzenbasierte Menü-Elemente in unseren Restaurants anbieten, sind gleich Null.“ Und jetzt verkündete Marketingchef Taylor: „Pflanzenbasiertes Fleisch ist der neueste Versuch, Gemüse als das erscheinen zu lassen, was Amerikaner wirklich wollen – nämlich tolles, leckeres Fleisch.“
Davon packt die Fast-Food-Kette auch sonst gerne enorm viel auf ihre Sandwiches:
Keine Lösung für irgendein Problem – nur ein groteskes Produkt
Die Aussagen des Unternehmens zeugen von einer geradezu Trump’schen Ignoranz gegenüber zukunftsweisenden Ernährungskonzepten. Denn auch wenn nicht jeder von heute auf morgen Veganer werden muss: Die Erkenntnis, dass ein hoher Fleischkonsum schädlich für unsere Gesundheit, für die Umwelt und das Klima ist – von Tierleid und Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung ganz zu schweigen – sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Und es ist in jedem Fall sinnvoll, viel frisches Gemüse zu verzehren, das von Natur aus schon ein perfektes, gesundes „Produkt“ ist.
Während das Interesse an Fleischalternativen immer größer wird und das steigende Angebot an Fleischersatz bei Fast-Food-Restaurants einen Schritt in die richtige Richtung darstellt, bietet uns Arby’s keine Teillösung für irgendein bestehendes Problem – sondern ein groteskes Produkt, das ein wichtiges Thema ins Lächerliche zieht. Und damit den gleichen Ton anschlägt wie die plumpen Sprüche „Vegetarier essen meinem Essen das Essen weg“ oder „Ich esse Fleisch, weil mir die armen Tofus so leid tun“.
„Arby’s, ihr seid mal wieder betrunken“
So finden sich unter dem Youtube-Video zur Fleischkarotte auch kritische Kommentare wie: „Jemand möchte die Welt brennen sehen, oder?“, „Arby’s, ihr seid mal wieder betrunken“ oder: „Menschen, die pflanzenbasiertes Fleisch machen: Wir sind intelligente, sensible Menschen, denen die Tiere, der Klimawandel und die menschliche Gesundheit am Herzen liegen. Arby’s: Wir sind die, die die Schule geschmissen (…) und ein emotionales Alter von zehn Jahren haben. Wir machen Dinge nicht aus erwachsenen Gründen.“
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