Sechs Großkonzerne fordern eine Ampel-Kennzeichnung für Lebensmittel, darunter Nestlé, Coca Cola und Unilever. Die Unternehmen haben schon konkrete Pläne für eine Lebensmittelampel vorgelegt – dahinter steckt jedoch ein Trick der Industrie.
Normalerweise sind es eher Verbraucherschutzorganisationen, die sich für eine verpflichtende Kennzeichnung von Nahrungsmitteln einsetzen – und die Lebensmittelindustrie kritisiert solche Pläne in der Regel. Deswegen überrascht es etwas, dass nun ausgerechnet sechs der größten Lebensmittelkonzerne eine Nährwert-Ampel fordern.
Coca-Cola, Mars, Mondelez, Nestlé, PepsiCo und Unilever haben kürzlich ein detailliertes Konzept für eine Lebensmittelampel vorgestellt. Betrachtet man die Pläne der Unternehmen jedoch genauer, wird klar, was die Unternehmen vorhaben.
Die Ampel von Nestlé und Co.
Lebensmittelampeln sollen dem Verbraucher leicht verständlich Informationen dazu geben, wie gesund oder ungesund ein Produkt ist. Bei den meisten Ampel-Konzepten werden enthaltene Nährwerte wie Fette, Zucker und Salz einzeln aufgeführt und mit rot, gelb oder grün bewertet – je nachdem, wie viel davon enthalten ist.
Die von Nestlé und Co. vorgeschlagene Lebensmittelampel hat zwar eigentlich ebenfalls diesen Zweck – allerdings gibt es einen Haken: Mit ihren laschen Kriterien lässt sie viele Produkte gesünder aussehen, als sie eigentlich sind.
Foodwatch hat die Ampeln verglichen
„Selbst bei Süßigkeiten wie Nutella, das zu rund 90 Prozent aus Zucker und Fett besteht, oder fettig-salzigen Snacks wie Tuc-Crackern würde die Ampel nicht auf Rot springen“, schreibt die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch.
Die Organisation hat sich die „Industrie-Lebensmittelampel“ genauer angesehen und mit dem Original-Ampelsystem der britischen Lebensmittelbehörde FSA verglichen. „Mit dem System der FSA bekäme Nutella hingegen drei rote Ampeln, die auf einen hohen Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren und Zucker hinweisen.“
Nicht nur bei Nutella würde die Industrie-Ampel die Nährwerte beschönigen, sondern auch bei zahlreichen anderen Lebensmitteln wie Schokoriegeln, Frischkäse, Margarine, Frühstücksflocken oder Chips.
Ein Rechentrick macht’s möglich
Der Grund für die unterschiedliche Bewertung ist ein Rechentrick, schreibt Foodwatch. Die Originalampel berechne die Ampelfarbe auf Grundlage von einheitlich 100 Gramm. Sie springe beispielsweise auf Rot, wenn ein Produkt mehr als 15 Prozent Zucker enthalte.
Die Industrie-Ampel beziehe ihre Farbgebung hingegen auf die Portionsgröße: „Bei allen Portionen bis zu 60 Gramm zeigt die Industrie-Ampel erst dann Rot, wenn mehr als 13,5 Gramm Zucker in einer Portion enthalten sind. Bei Frühstücksflocken mit einer 40-Gramm-Portion ist dies erst bei einem Zuckergehalt von mehr als 33,7 Prozent der Fall. Bei dem Industriemodell muss also in Frühstücksflocken mehr als doppelt so viel Zucker enthalten sein wie beim Originalmodell.“
Keine Industrie-Ampel, sondern unabhängige Experten
Die Lebensmittelampel von Nestlé, Coca Cola und Co. sei also nur ein weiterer Versuch, Verbraucher zu täuschen. Indem sie selber eine Kennzeichnung einführen, wollen die Konzerne wahrscheinlich einer strengeren Lebensmittelampel zuvorkommen.
In Großbritannien und in Frankreich gibt es bereits eine freiwillige Ampelkennzeichnung für Produkte. Die Pläne der sechs Großkonzerne zeigen, dass die Kriterien für eine Lebensmittelampel unbedingt von unabhängigen Experten und nicht von der Industrie selbst festgelegt werden sollten.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- 8 Lebensmittel für schöne Haut, Haare und Nägel
- Ist Rohkost gesund? 12 Fragen & Antworten zur rohen Ernährung
- Eisenhaltige Lebensmittel: 5 Nahrungsmittel, die du kennen solltest
War dieser Artikel interessant?