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„Shoppen ist kein Hobby!“ Ex-GNTM-Kandidatin Marie Nasemann kämpft heute für Fair Fashion

Marie Nasemann Fair Fashion
Fotos: Screenshot Instagram (@marienasemann) / CC0 Public Domain / Pixabay - Free-Photos

Mode und Nachhaltigkeit ist kein Widerspruch: Das erfolgreiche Model Marie Nasemann setzt sich leidenschaftlich dafür ein, die Branche grüner zu machen – und inspiriert als Mode-Influencerin bei Instagram und mit einem eigenen Fair-Fashion-Blog zu ökologischerem Konsum.

Wer sich als Kandidatin bei der Sendung Germany’s Next Topmodel anmeldet, wirbt später nicht selten für große Fast-Fashion-Konzerne und konventionelle Kosmetikhersteller – oder landet gar im Dschungelcamp. Marie Nasemann, Finalistin der vierten Staffel im Jahr 2009, hat sich jedoch für einen völlig anderen Weg entschieden.

Die 30-jährige Wahl-Berlinerin, die auch als Schauspielerin arbeitet, nutzt ihren Einfluss heute ganz bewusst: Sie gibt ihr Gesicht vorzugsweise für nachhaltig produzierte Produkte her – für Fair-Fashion-Labels oder auch für zertifizierte Naturkosmetik-Hersteller (aktuell ist sie das „Testimonial“ für die Marke Lavera). Aktuell sei das Verhältnis etwa 20 zu 80, das heißt, der kleinere Prozentsatz ihr Arbeitgeber produziere nicht nachhaltig, sagte sie in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Beim Blog „Fairknallt“ spielt Nachhaltigkeit eine Schlüsselrolle

Ihr sichtbarstes Engagement zeigt Nasemann in ihrem Herzensprojekt, dem Blog „Fairknallt“: einer bunten Wundertüte aus nachdenklichen, persönlichen Beiträgen (sie schrieb unter anderem über ihre Fehlgeburt oder forderte ihre Leser auf, zur Europawahl zu gehen) und optisch ansprechenden Bildbeiträgen mit Mode- und Kosmetikthemen. Der Clou: Auch wenn der Stil dabei wichtig ist, spielt Nachhaltigkeit eine Schlüsselrolle. Die Texte zu den farbenfrohen Galerien erklären ausführlich, was die präsentierten Labels auszeichnet und zu einer besseren Alternative macht – weil sie, laut dem Blog, „mindestens in einem Aspekt positiver als der Durchschnitt der Modeindustrie sind“.

Im Schnitt sei jeder fünfte dieser Posts bezahlt und entsprechend gekennzeichnet, erklärte sie gegenüber der SZ. Für den Rest – Outfitinspirationen, Orientierungshilfe bei Marken und Shops und vieles mehr – bekäme sie kein Honorar: „Das sind dann einfach Fotos, auf denen ich zeigen will, wie gut faire und nachhaltige Mode aussehen kann.“ Inzwischen hat die Bloggerin sogar eigens einen Mitarbeiter eingestellt, der Nachhaltigkeit studiert hat – und dessen Kernaufgabe ist, die Infos aller vorgeführten Marken nachzurecherchieren.

Ihr eigenes Kaufverhalten hat sich stark verändert

Auch Nasemann ist bei weitem nicht perfekt, und sie gibt das auch offen zu: Ihr Job bringe es leider mit sich, relativ oft zu fliegen oder mit dem Auto zu fahren, verriet sie in einem Gespräch mit Neon. Und äußerte im SZ-Interview: „Es ist unmöglich, immer alles richtig zu machen. Wer sich vornimmt, den Klimawandel aufzuhalten, und sich sofort einhundertprozentig richtig verhalten will, wird scheitern.“

Laut eigener Aussage isst das Model seit 2010 kein Fleisch mehr und trinkt keine Kuhmilch. Ihr eigenes Kaufverhalten habe sich stark verändert, wie sie in der Neon beschrieb. Sie belohne oder tröste sich nicht mehr mit Schnäppchen, sondern kaufe nur noch Kleidung, die sie wirklich braucht und mit gutem Gewissen erwerben kann. Und sie vertritt vehement die Meinung: „Shoppen ist kein Hobby – get a hobby!“

Nasemanns Spezialgebiet ist die Modebranche – verständlich, dass sie sich vor allem diesen Bereich ausgesucht hat, um Denkanstöße für bewussteren Konsum zu geben. In Interviews teilt sie immer wieder gern konkrete Tipps, die zum Beispiel lauten: Fang mit Basics an, die nachhaltig produziert sind – schlichte Shirts, Jeans, Sneakers oder Hoodies – und kaufe die ausgefallenen Teile in Second-Hand-Shops. Schlafe vor jedem Kauf ein bis drei Nächte darüber, um Fehlkäufe zu vermeiden. Kaufe nur, was dir jetzt passt – nicht erst dann, wenn du ein paar Kilo abgenommen hast.

Der Einsturz der Textilfabrik in Bangladesch war ein Wendepunkt

Auf ihrem Blog schreibt sie: „Das Thema faire und nachhaltige Mode hat mich schon lange beschäftigt. Jahrelang habe ich allerdings ganz und gar nicht darüber nachgedacht, was ich konsumiere und auf wessen Kosten Kleidung produziert wird. (…) Als 2013 eine Textilfabrik in Bangladesch einstürzte und 1127 Menschen starben, wusste ich, dass sich etwas ändern muss.“

Zuerst habe sie begonnen, möglichst viele deutsche Designer auf dem roten Teppich zu tragen und gezielter zu shoppen. Jetzt sei die Modeindustrie nach wie vor Teil ihres Berufes, auf den sie finanziell angewiesen ist, dennoch werde ihr eigener Kleiderschrank immer fairer und nachhaltiger. „Ich bin der Meinung, dass keiner 100 Prozent perfekt sein muss und auch ich habe viele „normale“ Lieblingsteile in meinem Schrank, die ich für nichts in der Welt hergeben würde“, so Nasemann. „Aber kleine Schritte in die richtige Richtung können einen großen Unterschied machen.“

Ihre Botschaft: Fast Fashion ist keine Option für die Zukunft

Nasemann ist dabei nicht die einzige ehemalige GNTM-Kandidatin, die ihre Bekanntheit nutzt, um auf wichtige Themen aufmerksam zu machen: Sara Nuru, die in derselben Staffel den ersten Platz belegte, engagiert sich ebenfalls für soziale Themen und die Umwelt. Sie wirbt zum Beispiel für die „Conscious Exclusive Kollektion“ von H&M. Hanna Bohnenkamp, die es 2010 ins Finale der Show geschafft hatte, zeigte sich öffentlich bei Instagram mit Akne, nachdem sie die Antibabypille abgesetzt hatte – und bot jungen Frauen damit ein Vorbild abseits der gängigen Schönheitsideale.

Utopia meint: Marie Nasemann beweist eindrücklich, dass es möglich ist, sich in der schnelllebigen Modebranche für mehr Nachhaltigkeit stark zu machen. Auch wenn sie selbst nicht alles richtig macht, geht sie damit offen bin – und vermittelt glaubwürdig, dass Fast Fashion keine Option für die Zukunft ist. Gerade junge Menschen bekommen oft durch Influencer vorgelebt, sie müssten andauernd neue Outfits zeigen – und permanent konsumieren, um Teil einer gefilterten Scheinwelt auf Instagram sein zu können. Umso wichtiger sind Vorbilder, die zu bewusstem Konsum inspirieren.

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