Duschgel, Peeling, Zahnpasta und Lippenstift: Viele unserer täglichen Produkte im Badezimmer enthalten Mikroplastik. Die winzigen Plastikpartikel wandern durch das Abwasser in die Meere, Meerestiere nehmen sie auf und somit gelangt Mikroplastik später wieder auf unserem Teller. Britische Abgeordnete fordern nun ein Verbot von Mikroplastik.
Wenn es nach den Mitgliedern des Umweltprüfungsausschusses in Großbritannien ginge, sollte die britische Regierung ein Verbot für Mikroplastik in Kosmetika und anderen Produkten aussprechen – am besten innerhalb von 18 Monaten. Das berichtete das europapolitische Magazin EurActiv unter Berufung auf die britische Zeitung The Guardian.
Jährlich gelangen in Großbritannien ungefähr 86 Tonnen Mikroplastikkugeln allein aus Gesichtspeelings in die Umwelt. Eine Zahl, welche die Abgeordneten alarmierte. „Verschmutzung kennt keine Landesgrenzen“, betont die Vorsitzende des Umweltausschusses, Mary Creagh, und fordert daher ein „umfassendes, rechtliches Verbot – vorzugsweise auf internationaler Ebene.“
Auch Bundesforschungsministerin Johanna Wanka sprach sich Anfang 2015 für ein international abgestimmtes Vorgehen aus. Seit gut einem Jahr arbeitet ein von der Bundesregierung initiiertes europaweites Programm nun am Thema Mikroplastik, mit dem Ziel, „mögliche Gefahren für die Meere und den Menschen zu erforschen“, so Wanka.
Mikroplastik: nicht wieder aus der Umwelt entfernbar
Kunststoff-Partikel, die kleiner als fünf Millimeter sind, werden als Mikroplastik bezeichnet. Es wird in Kosmetik genutzt, etwa in Peelings zum Glätten der Haut. Da es so verschwindend klein ist, können Kläranlagen die Partikel nicht vollständig aus dem Abwasser herausfiltern. Somit gelangt Mikroplastik fast ungehindert in die Gewässer und kann in der Umwelt Hunderte von Jahren überdauern.
Mikroplastik entsteht aber auch, wenn größere Kunststoffteile wie Plastiktüten und Plastikflaschen durch Verwitterung, Sonneneinstrahlung und Wellenbewegung in kleinere Teile zerfallen. Bereits jetzt schwimmen unfassbare Mengen kleinster Plastikpartikel in unseren Seen, Flüssen und Meeren: Bis zu 46.000 Plastikteile treiben in jedem Quadratkilometer Meer und jährlich kommen ungefähr sieben Millionen Tonnen dazu (siehe ARTE).
Beim Einkauf: bitte ohne Mikroplastik
Als Verbraucher können wir unseren Teil dazu beitragen, die Verbreitung von Mikroplastik zu verringern: Kaufe einfach keine Körperpflegeprodukte, die Mikroplastik enthalten.
Wie erkennt man solche Produkte? Sie enthalten beispielsweise kein Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP). Weitere Abkürzungen der häufigsten Kunststoffe in Kosmetika findest du im kostenlosen Einkaufsratgeber vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Auch nützlich: Die Smartphone-App Codecheck gibt nach Scannen des Barcodes Auskunft über bedenkliche Inhaltsstoffe. Und bei uns findest du eine Bilderstrecke mit 7 Produkten mit Mikroplastik – und guten Alternativen:
Auch die Bundesregierung ruft zu bewusstem Konsum zum Schutz der Meere auf: „Nur durch bewusstes Kaufverhalten können Konsumenten die Industrie dazu bewegen, auf derartig umweltschädliche Zusätze zu verzichten.“
Noch einfacher ist es, wenn man gleich zu zertifizierter Naturkosmetik greift. Denn darin ist Mikroplastik nicht erlaubt. Stattdessen verwenden die Hersteller pflanzliche oder mineralische Stoffe. Echte Naturkosmetik erkennst du an den Siegeln von Ecocert, Natrue, BDIH, Naturland oder Demeter.
Tipp: Benutze statt gekauftem Körperpeeling doch einfach den verbliebenen Kaffeesatz. Peele damit deinen Körper und wasche mit etwas Duschgel nach, um den Kaffeegeruch zu entfernen. Die Öle des Kaffees hinterlassen zusätzlich ein geschmeidiges Hautgefühl und der Kaffeesatz wurde auch noch weiterverwertet.
Weniger Mikroplastik: Proteste zeigen Erfolg
Die zunehmenden Proteste von NGOs, Umweltinitiativen und Verbrauchern haben bereits viele konventionelle Unternehmen dazu bewegt, Mikroplastik aus ihren Produkten zu verbannen. Nachdem bereits aus den meisten Zahnpasten Mikroplastik verschwunden ist, folgen auch viele Peeling-Produkte.
Auch wenn dieser Erfolg nur zwei von zehn in Kosmetik verwendete Kunststoffe betrifft, ist es doch ein Schritt in die richtige Richtung. Beim BUND findest du eine Liste der Unternehmen, die den Ausstieg aus Mikroplastik angekündigt oder bereits vollzogen haben.
Diese Entwicklung zeigt: Mikroplastik in Kosmetik ist vermeidbar, sowohl auf Hersteller- als auch auf Verbraucherseite. Dennoch macht die Mikroplastik, die nach Zersetzung größerer Plastikteile entsteht, die mengenmäßig größte Quelle für Mikroplastik im Meer aus: Bis zu 10 Prozent der weltweiten Kunststoffproduktion landen in den Weltmeeren (siehe Bundesumweltamt).
Die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über das „unsichtbare Gift“ in unseren Weltmeeren präsentiert die Doku „Mikroplastik im Meer – Unsichtbar, aber auch ungefährlich“ von Vincent Perazio. Sie läuft am 17. September 2016 um 21:45 Uhr in Erstausstrahlung auf ARTE. Die Doku wird zeitgleich zum International Coastal Cleanup Day 2016 ausgestrahlt.
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