Eine Tafel Schokolade hat 100 Gramm? Nicht bei Milka: Die Verbraucherzentrale Hamburg warnt, dass immer weniger Schokolade in den lila Tafeln steckt.
Vor langer, langer Zeit hatte die „Tafel“ Schokolade mal 100 Gramm. Laut der Verbraucherzentrale Hamburg führte die EU vor zehn Jahren aber offenbar ein, dass eine Tafel auch leichter sein darf. Immerhin: Nur wenige Produzenten nutzten aus, was die Verbraucherzentrale Hamburg unlängst eine „Lizenz zum Mogeln“ nannte.
Anders der US-Konzern Mondelez aus Illinois, tätig in 160 Ländern mit Marken wie Milka, Jacobs, Kraft: Der Konzern macht seine lila Milka-Tafeln zunehmend leichter.
Eine Tafel Milka wiegt … mal so viel und mal so viel
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat sich das genauer angesehen und stellte fest: Bei vielen Milka-Schokoladen wiegt die Tafel inzwischen weniger als 100 Gramm. Bei der neuen Sorte „Orea Sandwich“ komme die Tafel auf eine Füllmenge von nur noch 92 Gramm, teils gebe es sogar Tafeln mit nur 81 Gramm („Waves“).
Wir sind selbst auf Einkaufstour gegangen und haben uns das genauer angesehen. Unser Bild ist uneinheitlich: Bei unserer Recherche dominierte noch die 100-Gramm-Tafel, doch je nach Supermarkt gab es mal diese, mal jene Tafeln mit „abgespecktem Inhalt“ – auf jeden Fall stets schwer zu erkennen.
Das haben wir gefunden: Während die Milka „zartherb“ bei unseren Testkäufen noch 100 Gramm hatte, kam die „Collage“ auf 93g, die „Triple Choco Cacao“ auf 90g und die Tafel Schokolade mit LU-Keks auf nur mehr 87 Gramm.
Nun könnte man meinen, ein paar Gramm hin oder her würden nichts ausmachen. Das Problem: Der Preis pro Tafel bleibt eben jeweils der gleiche – egal wie schwer die Tafel tatsächlich ist. Gemessen am Preis von 100 Gramm „zartherb“ für 1,09 Euro ergibt sich ein 100-Gramm-Preis für die LU-Schokolade von 1,25 Euro – 16 Cent mehr, also fast 15% Preisaufschlag!
Übrigens: „Die gute Schokolade“ mit Fairtrade-Siegel und Plant-for-the-Planet-Unterstützung kostet 1 Euro – je nach Supermarkt teils weniger als Milka. Denn Schokolade gehört zu den Dingen, die du „fair“ kaufen solltest.
Gewichtsangabe lila auf lila, auf der Rückseite
Laut vzhh.de begründete der US-Konzern Mondelez den geringeren Inhalt einiger Sorten in der Vergangenheit mit einer aufwendigeren Herstellung und dem Wunsch nach einem einheitlichen Verpackungsformat. Aber kann ein Keks wirklich teurer sein als die gleiche Menge „Zartherb“-Schokolade mit noch dazu höherem Kakaoanteil (die Milka, nebenbei bemerkt, als „Zartbitter“ positioniert, und das mit mickrigen 45% Prozent Kakao).
Die Begründung mag stimmen. Nur ist das eben für den Konsumenten schwer erkennbar, da Mondelez seine Marke weiß auf lila auf die Packung druckt, das Gewicht hingegen lila auf lila – und nur auf die Rückseite. Wenn die Produktion tatsächlich kostenintensiver ist, sollte das dem Konsumenten transparent mitgeteilt werden – und nicht durch eine klammheimliche Reduktion des Tafelgewichts, findet jedenfalls die Verbraucherzentrale Hamburg. Zuletzt schrumpfte übrigens der Milka-Schokoriegel Nussini von 37 auf 31,5 Gramm und belegte Platz 3 beim Mogelpreis des Jahres 2017.
Auch beim Regal wird nur der gleiche Preis deutlich gekennzeichnet – die abweichende Menge steht im Kleingedruckten. Auf diese Weise machen sich die Supermärkte auch noch zu Komplizen. Welche kreativen Tricks sich vor allem Supermärkte noch einfallen lassen: Supermarkt-Tricks: so werden wir geschummelt!
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