In Supermärkten und Discountern ist das Angebot groß. Was aber, wenn man bewusster Kaufentscheidungen treffen möchte? Der Utopia-Ticker gibt unter anderem einen Überblick über nachhaltigere Neuerungen bei Aldi, Lidl, Edeka & Co.
- Lidl krempelt Obst- und Gemüsesortiment um (20.9.)
- Bundesregierung will gegen Mogelpackungen vorgehen (18.9.)
- Utopia-Ratgeber: Wie Supermärkte dich zum Kauf verleiten
Mogelpackungen: Wird Edeka sie bald kennzeichnen?
Donnerstag, 21. September, 08.13 Uhr: Edeka plant, Mogelpackungen in seinen Supermärkten zu kennzeichnen. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ). „Wir stellen zunehmend fest“, wird ein Edeka-Sprecher zitiert, „dass insbesondere die internationale Markenindustrie alles versucht, um ihre Margen zu maximieren“.
Mit Mogeplackungen sind unverhältnismäßig hohe Preissteigerungen gemeint, sowie die Praxis, weniger Inhalt zum gleichen oder sogar höheren Preis anzubieten. Auch die Bundesregierung erklärte kürzlich, dagegen vorgehen zu wollen.
Die Verbraucherzentralen sensibilisieren immer wieder für das Thema. Im September erklärte die Verbraucherzentrale Hamburg die Mundspülung Listerine – Inhalt minus 100 Milliliter, Preis plus 33,5 Prozent – zur „Mogelpackung des Monats“.
Edeka will offenbar nachziehen. „Wir überlegen, unsere Kundinnen und Kunden auf das Thema aufmerksam zu machen“, sagt der Unternehmenssprecher laut SZ. Armin Valet, der Mogelpackungen bei der Verbraucherzentrale Hamburg aufdeckt, hält Edekas Vorstoß dem Berich zufolge jedoch nur für eine „Imagekampagne“. „Denn die Händler mischen ja bei dieser Masche mit“, wird Valet zitiert. Nur sie dürften den Preis festlegen. Und schlussendlich sei es schwer nachvollziehbar, wer profitiert: der Händler, der Hersteller oder beide.
Lidl verzichtet auf Flugobst und -gemüse
Mittwoch, 20. September, 08.56 Uhr: Lidl verändert sein Angebot. Wie das Unternehmen laut Lebensmittelzeitung (LZ) plant, wird es künftig kein Flugobst sowie -gemüse dort mehr zu kaufen geben. Frischware, die per Flugzeug importiert wird, sei demnach bereits in den letzten Jahren sukzessive reduziert worden. „Wir gehen nun den finalen Schritt“, zitiert die LZ den Discounter.
Mit der Maßnahme will die Tochter der Schwarz-Gruppe nach eigenen Angaben den CO2-Fußabdruck schmälern. Der LZ zufolge mache Flugware jedoch nur einen kleinen Anteil im Obst- und Gemüse-Sortiment des Lebensmittelhandels aus. Dennoch liegen die Emissionen pro Tonnenkilometer Schätzungen zufolge bis zu einem 220-fachen höher als der Transport per Schiff oder Lkw.
Wie viel Obst und Gemüse Lidl bislang als Luftfracht nach Deutschland brachte und wie hoch der Anteil am gesamten Obst- und Gemüse-Sortiment war, teilte Lidl nicht mit.
Wie die LZ weiter schreibt, will das Unternehmen zum Beispiel grünen Spargel, der bisher außerhalb der Saison auf dem Luftweg transportiert worden sei, nun „ausschließlich saisonal aus Deutschland und Europa“ anbieten.
Maggi bietet erstmals vegane Dosen-Ravioli an
Dienstag, 19. September, 13.54 Uhr: Die Dosen-Ravioli von Maggi gibt es nun auch in vegan: Wie Nestlé in einer Pressemitteilung schreibt, bietet Maggi „als erster Anbieter im deutschen Handel Dosen-Ravioli mit Fleischersatz“. Die pflanzliche Bolognese besteht demnach aus Soja-Hack. Seit 1958 stellt Maggi die recht bekannten Dosen-Ravioli her, die nun auch „Konsument:innen, die weniger Fleisch essen möchten“, erreichen sollen.
Die Maggi GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Nestlé Deutschland AG. Immer wieder steht Nestlé wegen fragwürdiger Geschäftspraktiken – auch mit Blick auf die Umwelt – in der Kritik, weswegen manche Verbraucher:innen die Produkte des Konzerns meiden.
Lemke: „Dem möchte ich einen Riegel vorschieben“
Montag, 18. September, 8.33 Uhr: Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke will gegen versteckte Preiserhöhungen im Einzelhandel vorgehen. „Mogelpackungen sind ein großes Ärgernis. Hier werden die Verbraucherinnen und Verbraucher in die Irre geführt“, sagte die Grünen-Politikerin dem Handelsblatt. „Dem möchte ich einen Riegel vorschieben.“ Demnach sollten künftig gleichbleibend große Verpackungen bei verringertem Inhalt unzulässig sein. Das gleiche gelte, wenn der Inhalt gleich bleibe und die Verpackung vergrößert werde.
„Solche Praktiken sind sowohl aus Sicht des Verbraucherschutzes als auch aus Sicht der Abfallvermeidung problematisch“, betonte Lemke. Entsprechende Vorgaben sollen bei der Novellierung des Verpackungsgesetzes gemacht werden. Ein Gesetzentwurf durchläuft laut dem Bericht derzeit die regierungsinterne Ressortabstimmung.
Der SPD-Verbraucherpolitiker Carsten Träger nannte die angestrebte Gesetzesänderung einen „notwendigen Schritt für den Umwelt- und Verbraucherschutz“. Die FDP-Verbraucherpolitikerin Katharina Willkomm stellte sich gegen die Gesetzespläne: „Ein gesetzliches Schrumpfungsverbot braucht es nicht.“ Verbraucher:innen, die sich vom Produkt verschaukelt fühlten, sollten beim nächsten Einkauf konsequent die Marke wechseln, sagte sie der Zeitung.
Verbraucherschützer:innen kritisieren „Mogelpackungen“ schon länger als Verbrauchertäuschung und Abzocke. Jüngst hatte auch die Stiftung Warentest vor „Shrinkflation“ gewarnt – also vor geschrumpftem Inhalt in kaum merkbar veränderter Verpackung.
Veganer Mozzarella von Vanozza bei Rewe Nord
Dienstag, 12. September, 13.17 Uhr: Vanozza, ein Foodtech-Unternehmen aus Hamburg, bringt seinen veganen Mozzarella erstmalig in den Lebensmitteleinzelhandel. Wie Vegconomist berichtet, wird die Käse-Alternative auf Cashew-Basis bei Rewe Nord erhältlich sein.
Unser Redakteur Michael Schlump, selbst Veganer, hat den pflanzlichen Käse bereits probiert und sagt: „Die einzige kommerziell erhältliche Mozzarella-Alternative, die es verdient hat, auf einer Pizza zu sein. Konsistenz und Geschmack an echtem Mozzarella – zumindest im geschmolzenen Zustand – wirklich sehr nah dran.“
Aldi Süd kündigt weiteren Schritt beim „Haltungswechsel“ an
13.00 Uhr: Aldi Süd wird sein Puten-Fleischsortiment umkrempeln. Wie das Unternehmen mitteilte, wird Putenfrischfleisch ab März 2024 ausschließlich aus der Haltungsform 3 angeboten. Auch soll das Puten-Frischfleisch dann nur noch aus deutscher Herkunft stammen. Im Rahmen des Haltungswechsel-Vorhabens will das Unternehmen das gesamte Frischfleisch-Sortiment bis 2030 auf die höheren Haltungsformen 3 und 4 umstellen, heißt es.
Doch eine – nicht unwesentliche – Ausnahme gibt es beim neuen Vorhaben: Ausgenommen von der Umstellung sind laut Aldi Süd (internationale) Spezialitäten und Tiefkühlartikel sowie Saison- und Aktionsartikel.
Haltungsform 3 bedeutet, dass die Tiere Kontakt mit dem Außenklima haben, aber nicht zwingend, dass sie auch ins Freie dürfen. Außenklima kann auch eine offene Stalltür bedeuten. Futter ohne Gentechnik ist bei Stufe 3 vorgeschrieben.
Mehr Informationen zu allen Haltungsbedingungen finden sich hier:
Skimpflation in Supermärkten
Montag, 11. September, 9.30 Uhr: Vielen Konsument:innen dürfte die Shrinkflation ein Begriff sein. Neben teureren Lebensmittelpreisen und kleineren Packungen hält aber noch ein weiteres Phänomen Einzug in deutsche Supermärkte: die Skimpflation. Das englische „skimp“ bedeutet „einsparen“, in Zeiten der Inflation bedeutet Skimpflation so viel wie: Die Hersteller erhöhen die Preise, senken aber die Qualität von Produkten. Wie sich die Entwicklung etwa bei Pommes Frites beobachten lässt, erfährst du hier: Erst Shrinkflation, jetzt Skimpflation: Was sie für dich bedeutet
Zum Oktoberfest 2023: Rügenwalder Mühle verkauft vegane Weißwurst
Montag, 4. September, 12.15 Uhr: Bald beginnt das Münchener Oktoberfest, passend dazu bringt die Rügenwalder Mühle eine vegane Weißwurst auf den Markt. Die fleischlose Alternative zum bayerischen Klassiker sei für all die Menschen gedacht, die mit dem „fleischlastigen Genuss“ nichts anfangen können, erklärt das Unternehmen auf seiner Webseite. Schmecken soll das neue Produkt nach einer „leichten Zitronen- und Petersiliennote“. Die vegane Wurst sei der Weißwurst aus Fleisch sowohl in Geschmack als auch Bissfestigkeit nachempfunden. Sie besteht hauptsächlich aus Weizen und kommt „ohne Hülle“, sodass sich das traditionelle „Zuzeln“ einer Weißwurst erübrigt. Das Angebot gibt es ab Mitte September nur für eine bestimmte Zeit in ausgewählten Märkten, wie es heißt. Zur Händlersuche gehts es hier.
Erst Aldi, jetzt Lidl mit verbessertem Milch-Angebot
Freitag, 11. August, 11.37 Uhr: Die beiden größten deutschen Discounter Aldi und Lidl wollen ihr Angebot an Produkten aus besserer Tierhaltung in den kommenden Monaten deutlich ausbauen. Nachdem Aldi bereits ankündigt hatte, ab dem Frühjahr 2024 nur noch Milch aus den höheren Haltungsformen 3 und 4 anzubieten, folgt nun Wettbewerber Lidl dem Beispiel.
Der Aldi-Rivale kündigte an, das Unternehmen werde nicht nur ab Anfang 2024 seine Frischmilch- und laktosefreien Milch-Eigenmarken vollständig auf die Haltungsformen 3 und 4 umstellen und im Laufe des Jahres diesen Schritt auch bei der haltbaren Milch vollziehen. Darüber hinaus will Lidl zwischen Oktober 2023 und Frühjahr 2024 auch sein gesamtes Angebot an frischem Rindfleisch mindestens auf die Stufe 3 der vierstufige Haltungsformkennzeichnung umstellen.
Alle weiteren Details gibt es hier:
Quelle: Mit Material der dpa
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