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„Futter ernährt indirekt uns Menschen“ – Wir halten dagegen

„Wir brauchen die Tierhaltung, um das Grünland zu erhalten“ – Wir halten dagegen
Foto: CC0 Public Domain / Pexels - alleksana / Tofros.com

In einem Interview mit der taz erklärt der Chef des Bauernverbands, dass Landwirtschaft wichtig ist für den Klimaschutz, wir durch die Verfütterung von Getreide eigentlich keine Rohstoffe verlieren und tierische Lebensmittel essentiell für eine ausgewogene Ernährung sind. Wir halten in allen Punkten dagegen.

Durch den Krieg in der Ukraine droht in einigen Ländern Hunger und auch bei uns steigen Lebensmittelpreise. Denn mit der Ukraine und Russland fallen zwei wichtige Weizen-Lieferanten weg. Wir haben also weniger Getreide zur Verfügung. Bisher werden laut einer Statistik des Umweltministeriums für Ernährung und Landwirtschaft 60 Prozent der deutschen Getreideproduktion an Tiere verfüttert. Sollten wir das Getreide nun nicht lieber selbst essen? Darüber sprach das Nachrichtenmedium taz mit Bauernverbandschef Joachim Rukwied.

Bauernverband: Futteranbau soll Umweltschutz sein

Rukwied verteidigte den Futteranbau mit Umweltschutz: „Wir haben in Deutschland 4,7 Millionen Hektar Wiesen und Weiden. Dieses Grünland ist auch für die Artenvielfalt und den Klimaschutz wichtig. Wir können es hervorragend über Rinder- und Schafhaltung nutzen, indem wir dort Futter erzeugen. Es ist die Basis der Futterration, die wir dann ergänzen durch Futtermais und durch Nebenprodukte, die beispielsweise bei der Herstellung von Rapsöl oder Zucker anfallen und nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind.“ Man brauche also die Tierhaltung, um das Grünland zu erhalten. Aber: Nur weil wir die Anzahl der Tiere in Ställen reduzieren, müssen wir doch keine Wiesen zerstören. Auf Weiden leben ja sowieso die wenigsten der Tiere.

Auf Monokultur-Feldern ist kaum Leben möglich.
Auf Monokultur-Feldern ist kaum Leben möglich. (Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos)

Die Flächen, um die es hier eigentlich geht, sind Ackerflächen, auf denen Mais als Futtermittel angebaut wird – oft in Monokultur. Monokulturen nutzen die Nährstoffe im Boden nur einseitig. Und weil es von einem Bodennährstoff schnell zu wenig gibt, müssen Landwirt:innen viel düngen. Wird zu viel Dünger benutzt, schädigt das aber gleichzeitig den Boden und das Grundwasser. Außerdem sind Monokulturen anfälliger für Schädlinge und Boden-Erosion. Viele Wildtiere finden auf den einseitig bepflanzten Feldern keine Nahrung.

Monokulturen dienen in der Regel entweder zur Herstellung von Biomasse (lies dazu: Auf den Teller statt in den Tank) oder für die internationale Lebensmittelproduktion (lies dazu: Warum sich regional einkaufen lohnt). Auch das Bienensterben lässt sich zum Teil auf Monokulturen zurückführen – sie schränken den Lebensraum und die Nahrungsvielfalt von Bienen stark ein. Da rufen wir uns nochmal Rukwieds Argument in Erinnerung: (Massen-)Tierhaltung sei wichtig für die Artenvielfalt.

„Futter ernährt letztendlich indirekt uns Menschen“

Auf Nachfrage von der taz, ob es nicht doch besser wäre, wir würden mit Futtergetreide Menschen ernähren, antwortete Rukwied: „Auch Futter ernährt letztendlich indirekt uns Menschen. Am Ende der Kette haben wir hochwertige und auch regionale Lebensmittel: Milch, Molkereiprodukte, Fleischprodukte. Und die brauchen wir auch für eine ausgewogene Ernährung.

Wird Weizen in unseren Supermärkten knapp?
16 Millionen Tonen Weizen hat die Ukraine die letzten Jahre exportiert. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - ilonamaksimova13)

Tierfutter ernährt uns Menschen? Ja, aber eben nur indirekt. Greenpeace berichtete: „Mit nur 10 Prozent weniger Tieren in der Landwirtschaft der EU könnten 16 Millionen Tonnen Weizen statt als Viehfutter als Brotweizen verwendet werden – das entspricht den letztjährigen Weizenexporten der Ukraine. Damit könnten 160 Millionen Menschen vor drohenden Hungersnöten bewahrt werden.“ 

Der Mensch braucht keine tierischen Produkte

Auch in einem weiteren Punkt widersprechen wir Rukwied: Eine ausgewogene Ernährung ist auch ohne tierische Produkte möglich, wie die vegane Ernährungspyramide zeigt. Tatsächlich übersteigt der Fleischkonsum in Deutschland das von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Maß von 300 bis 600 Gramm pro Woche.

Viele Gründe sprechen dafür, auf Fleisch und andere Tierprodukte zu verzichten:

  • Veganer:innen weisen laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ein geringeres Risiko für Krankheiten auf, die durch schlechte Ernährung ausgelöst werden. Dazu gehören zum Beispiel Übergewicht und Diabetes. 
  • Eine rein pflanzliche Ernährung kann Cholesterin senken. Das kann beispielsweise Herzkrankheiten vorbeugen.
  • Eine vegane Ernährung kann zur Therapie von Übergewicht, Diabetes und Herzkrankheiten beitragen.
  • Rotes und verarbeitetes Fleisch steigern das Risiko, an Krebs zu erkranken, bestätigte die Weltgesundheitsorganisation. Deshalb solltest du es meiden. 
Was hat Fleisch mit dem Krieg in der Ukraine zu tun?
Was hat Fleisch mit dem Krieg in der Ukraine zu tun? (Foto: CC0 Public Domain – Pixabay/ manfredrichter)

Lies dazu auch: Auf Fleisch verzichten: Was es für die Gesundheit bedeutet und 5 häufige Argumente Fleisch zu essen – NICHT.

Im Zusammenhang mit veganer Ernährung wird immer wieder das Argument des Nährstoffmangels genannt. Manche Nährstoffe sind tatsächlich kritisch, wenn du dich vegan ernährst, ohne dich über deinen Nährstoffbedarf zu informieren. Allerdings sollten das auch Menschen tun, die sich omnivor ernähren – das vergessen viele Menschen immer wieder und so gibt es auch unzählige Omnivore, die sich unausgewogen ernähren.

Weniger Fleisch essen, weniger Autofahren und Stromsparen

Rukwied selbst animiert Menschen nicht dazu, weniger Fleisch zu essen. Doch auch anders lässt sich Getreide einsparen. Die taz regt an, keine Pflanzen mehr für Agrosprit anzubauen, dann hätte man auf einen Schlag rund fünf Prozent Agrarfläche für die Lebensmittelproduktion zusätzlich. Doch anstatt das zu tun, möchte Rukwied ökologische Vorrangflächen nutzen, um sowohl Getreide für Tierfutter als auch für den Energiebedarf anzubauen.

In der momentanen Zeit müssen viele Menschen Zugeständnisse machen. Doch es sollte nicht sein, dass wir Flächen für den Anbau von Futtermitteln und für Biokraftstoff verwenden, die für die Biodiversität und den Artenschutz von großer Bedeutung sind. Besser wäre es: Weniger Fleisch essen, keine Lebensmittel verschwenden und weniger Autofahren – oder langsamer. Lies dazu auch: Heizen, Fleisch, Benzin: Jetzt gibt es keine Ausreden mehr.

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