Orangen sind reich an Vitamin C und oft leider auch an Pestiziden. Öko-Test hat 25 Orangen aus verschiedenen Läden untersucht und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Wer konventionelle Orangen kauft, holt sich immer Pestizide ins Haus. Kritik gibt es auch wegen der Arbeitsbedingungen auf den Obst-Plantagen.
Zwei Orangen decken den täglichen Tagesbedarf an Vitamin C und stärken so unsere Abwehrkräfte. Wegen zum Teil krebserregender Pestizide sind Orangen in der Vergangenheit aber immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Öko-Test hat sich für die Februar-Ausgabe 2019 deshalb Orangen von 25 unterschiedlichen Anbietern ganz genau angeschaut: Im Labor haben Experten die Orangen auf 600 mögliche Pestizide hin untersucht.
Ein weiterer Schwerpunkt des Tests sind die Arbeitsbedingungen auf den Orangen-Plantagen. Denn immer wieder stehen die Plantagen wegen Ausbeutung und Zwangsarbeit in der Kritik. Das Ergebnis ist gemischt – klare Gewinner sind Orangen aus ökologischem Anbau.
Orangen bei Öko-Test: Bio ist besser
Die gute Nachricht zuerst: Fast alle getesteten Bio-Orangen sind frei von Pestiziden. Lediglich in einer Probe fanden sich Rückstände eines Pestizids – jedoch in so geringer Menge, dass dies nicht zu einer Abwertung geführt hat. Von den acht geprüften Bio-Orangen haben sechs die Bestnote „sehr gut“ bekommen, zum Beispiel die Navelina-Orangen von Rewe in Bio-Qualität und die Bio-Orangen von Edeka. Alle anderen Bio-Orangen sind „gut“.
Ein ganz anderes Bild zeigt sich bei den konventionellen Orangen: Alle Früchte aus konventionellem Anbau sind mit Pestiziden belastet. Bei einigen Orangen finden sich nur geringe Rückstände, sodass Öko-Test noch die Note „gut“ vergeben konnte. Die konventionellen Orangen von Rewe enthielten im Test aber zwei besonders bedenkliche Pestizide. Sie bekamen daher nur noch die Bewertung „ausreichend“ (Note 4). Während Rewes Bio-Orangen also die Bestnote abstauben, landen die konventionellen Orangen nur im hinteren Mittelfeld.
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Orangen im Test: Pestizide überschreiten Grenzwerte
Drei Orangen-Proben enthielten aber so viele Pestizid-Rückstände, dass sie durchgefallen sind:
- Die getesteten Orangen von Penny sind mit fünf unterschiedlichen Pestiziden belastet. Drei der Pestizide stufen Experten als „sehr bedenklich“ ein. Zudem kritisiert Öko-Test, dass die Pestizide in erhöhter Menge vorhanden sind. Weiterhin sind die Orangen mit dem Fungizid Imazalil konserviert, das als krebsverdächtig gilt.
- In den spanischen Orangen von Valensina sind vier verschiedene Pestizide, drei davon in erhöhter Menge. Auch sie sind mit Imazalil behandelt worden.
Außerdem im Test durchgefallen: Orangen von einem Direktversender aus Spanien – die Plantage verschickt die Orangen ohne Zwischenhändler an die Kunden. Öko-Test beurteilt sie als „nicht verkehrsfähig“: „Sie enthalten zwei Pestizide, deren Gehalte die gesetzlichen Grenzwerte deutlich überschreiten. Einer dieser Stoffe ist in der EU sogar verboten“, erklärt Öko-Test. Beide Pestizide werden zudem als besonders gefährlich eingestuft.
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Arbeitsbedingungen auf Orangen-Plantagen in der Kritik
Plantagen mit Orangen und anderen Südfrüchten haben den Ruf der modernen Sklaverei: Für zehn Euro Arbeitslohn am Tag ernten Helfer täglich 1,5 Tonnen Orangen. Das ist natürlich unvereinbar mit den Kernarbeitsnormen der internationalen Arbeitsorganisation ILO.
Öko-Test wollte daher auch von den Unternehmen wissen, wie die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen überwacht werden. Gibt es externe Zertifizierungsorganisationen wie Grasp, die eine Einhaltung aller Vorschriften bestätigen? Dazu hat Öko-Test die Audit-Berichte angefordert und ausgewertet. Sie sind zwar weniger streng als das Fairtrade-Siegel, doch Fairtrade und vergleichbare Organisationen sind in Südeuropa nicht aktiv.
Das Ergebnis: Ob Bio-Orange oder konventionelle Frucht – Öko-Test hat in den Audit-Berichten von jedem zweiten Produkt Auffälligkeiten entdeckt. Entweder wurden die Arbeiter nicht ausreichend über ihre Rechte informiert, die Arbeitsverträge entsprachen nicht gesetzlichen Anforderungen oder Überstunden wurden nicht erfasst.
In einem Fall fehlten in den Arbeitsverträgen sogar grundlegende Informationen zu Lohn, Arbeitszeit, Aufgaben und Pausen. Doch es geht auch anders: Bei den Bio-Orangen von Tegut und Rewe hatte Öko-Test zum Beispiel nichts zu beanstanden.
Alle Details findest du in der Ausgabe 02/2019 von Öko-Test sowie online auf www.ökotest.de.
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