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Öko-Test warnt vor Weihnachtsgänsen aus Lebendrupf & Stopfmast

Öko-Test Weihnachtsgänse, Braten
Foto: © Svenja98/ Fotolia.com, Pixabay / CCO Public Domain

Wer eine Weihnachtsgans kauft, achtet vor allem auf Größe und Gewicht. Laut Öko-Test sind beides aber auch ein Anzeichen dafür, dass die Gans qualvoll im Stall gehalten und mit Antibiotika vollgepumpt wurde. Langes Tierleiden für ein günstiges Weihnachtsessen?

Auf den Verpackungen ist oft eine Gans vor einem großen Teich abgebildet, die im saftigen Gras nach grünen Blättern pickt. Doch wie so häufig zeigt dieses Bild nicht die Realität: Nur Bio-Gänse haben Zugang zu Wasser – und als Nahrung gibt es für konventionelle Tiere oft gentechnisch verändertes Soja. Die meisten Gänse sitzen in engen Käfigen, künstliches Licht verlängert die Tage, damit die Tiere nicht schlafen, sondern stattdessen essen.

Weihnachtsgans kaufen: Öko-Test warnt vor Lebendrupf

Öko-Test und die Tierschutzorganisation Vier Pfoten kritisieren, dass Stopfmast und Lebendrupf bei uns verboten sind, die Gänse aber trotzdem verkauft werden dürfen. In der EU ist Lebendrupf zwar verboten, doch viele Unternehmen finden Schlupflöcher: Wenn die Gänse während der Mauser von selbst ihre Federn verlieren, helfen die Betriebe nach und rupfen den Gänsen die Federn von der Haut. Dabei entstehen schwere Verletzungen, kritisiert Öko-Test. Doch die Federn sind bei der Daunenindustrie beliebt und eine zusätzliche Einnahme für die Betriebe.

Je häufiger die Tiere am lebendigen Leib die Federn ausgerissen bekommen, umso feiner und wertvoller werden die Federn. Für die Gans ist dies äußert qualvoll: „Nur weil die Gans bereits mehrfach Antibiotika bekam, lebt sie noch“, erklärt Öko-Test.

Öko-Test Weihnachtsgänse
Gänse brauchen viel Auslauf, weil sie auf engem Raum schnell aggressiv werden. (Foto: Pixabay, CCO Public Domain)

Öko-Testsieger: Weihnachtsgänse mit Bio-Siegel

Wer eine Gans ohne Lebendrupf, Stopfmast und mit viel Auslauf und Zugang zu Wasser möchte, muss zu einem Tier aus biologischer Haltung greifen. Bei Öko-Test sind drei (frische) Gänse aus Deutschland mit „Sehr Gut“ bewertet worden:

  • Bio-Gans vom Landwirtschaftsbetrieb Heiko Müller, erhältlich bei Denn‘s Biomarkt, zertifiziert von Bioland.
  • Bio-Gans Hof Kunath, erhältlich bei Denn‘s Biomarkt, zertifiziert von Demeter.
  • Bühler Bio-Gans, erhältlich bei Basic, zertifiziert von Bioland.

Alle drei Gänse haben jeweils zwischen 40 und 106 Quadratmeter Platz im Freien und Schwimmmöglichkeiten. Im Stall befinden sich maximal 2.500 Gänse – in anderen Ställen außerhalb Deutschlands sind es oft mehr als 15.000 Gänse. Jede zweite Gans ist im Test durchgefallen, fast immer kam sie aus Polen oder Ungarn. Vor allem zu wenig Platz, gentechnisch verändertes Futter oder eine Verweigerung der Auskunft waren dafür verantwortlich.

Weihnachtsgänse aus Stopfmast: „eine der brutalsten Formen der Tierhaltung“

Während sich die Betriebe bei der Lebendrupf mit den Federn noch etwas dazuverdienen, können sie bei der Stopfmast ebenfalls noch ein Geschäft machen. Hier erhalten die Gänse mehrmals am Tag ein Rohr in den Hals gerammt und Maisbrei in den Magen gepumpt. Die Zwangsernährung in engen Käfigen führt dazu, dass die Gänse eine zehnmal so große Leber haben, wie eine artgerecht gehaltene Bio-Gans. Öko-Test bezeichnet dies als „eine der brutalsten Formen der Tierhaltung“. Doch eine solche kranke Fettleber ist in Frankreich eine Delikatesse, ebenso in Belgien, Spanien, Bulgarien und Ungarn. Oft kommen die zwangsgemästeten Gänse auch aus Ungarn, denn dort ist die Stopfmast erlaubt. In Deutschland zwar nicht, doch der Verkauf schon, prangert Öko-Test an.

Todesrate bei Gänsen bis zu 15 Prozent

Nicht alle Tiere überleben ihre Mast und kommen am Schlachthof an. Viele Gänse sterben schon vorher, etwa weil sie auf zu engem Raum von anderen Gänsen gebissen oder totgedrückt werden oder auch weil sie überzüchtet sind. Sie sollen schnell Fett ansetzen, doch die Knochen und Organe wachsen oft nicht so schnell mit oder sind überfordert. Deshalb geben viele Betreibe allen Tieren Antibiotika ins Futter oder Trinkwasser. Auf deutschen Höfen sterben etwa zwei Prozent der Tiere, bevor sie zum Schlachthof fahren. Auf osteuropäischen Masthöfen sind es bis zu 15,8 Prozent, erklärt ein ungarischer Masthof auf Anfrage Öko-Test.

Öko-Test 12/2017
Öko-Test 12/2017 (Cover: © ÖKO-TEST)

Wenn es ein Tier lebend bis zum Schlachthof geschafft hat, geht dort das Leiden oft weiter: Nicht alle Tiere werden richtig betäubt, sondern bei vollem Bewusstsein getötet, kritisiert Öko-Test. Offizielle Zahlen zu „Fehlbetäubungen“ wie bei Schweinen und Rindern gibt es für Gänse aber nicht.

Wenn dir die Lust auf eine Weihnachtsgans vergangen ist, empfehlen wir einen Blick auf unsere vegetarischen Weihnachtsmenüs.

Den vollständigen Test-Bericht findest du in der Ausgabe 12/2017 von Öko-Test sowie online.

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