Sie werde bezahlt, benutzt und instrumentalisiert – das werfen derzeit viele Kritiker der 16-jährigen Klimaaktivistin Greta Thunberg vor. Einschüchtern lässt sich Greta davon aber nicht, ganz im Gegenteil: In einem ausführlichen Brief findet sie genau die richtigen Worte.
„Viele Leute lieben es, Gerüchte zu verbreiten, in denen es heißt, ich hätte Leute ‚hinter mir’, werde ‚bezahlt‘ oder ‚benutzt‘ […]. Aber es gibt niemanden ‚hinter mir’ außer mir selbst,“ schreibt die 16-jährige Greta Thunberg am Samstag in einem offenen Brief auf Facebook. Der Post wurde bis jetzt mehr als 50.000 Mal geteilt (Stand 05.02.).
Ihr Statement ist die Reaktion auf Anfeindungen, Gerüchte und Beleidigungen, denen sich die junge Klimaaktivistin in letzter Zeit immer häufiger ausgesetzt sieht. Hauptsächlich werfen ihr Kritiker vor, dass sie nicht aus Eigenantrieb handle, sich bezahlen lasse und instrumentalisiert werde. Statt sich davon einschüchtern zu lassen, geht die kluge Schwedin ziemlich beeindruckend mit den Vorwürfen um.
So reagiert Greta Thunberg auf Hass und Lügen
Bereits am Dienstag (29.01.) reagierte Greta mit einem Tweet auf die immer lauter werdende Kritik an ihrer Person. Am Samstag (02.02.) erklärte die 16-jährige dann auf Instagram, dass sie wegen der vielen Lügen und dem enormen Hass, der ihr entgegenschlage, einen Text geschrieben habe, um einige Dinge klarzustellen.
In dem Text schildert sie ausführlich, wie es zu ihrem Schulstreik kam, warum sich andere junge Menschen zunächst nicht für ihre Idee interessierten, dass ihre Eltern nicht begeistert waren und wie sie sich schließlich ganz alleine dazu entschloss, am 20. August 2018 zum ersten Mal vor dem schwedischen Parlament zu streiken. Sie beschreibt, wie ihr Schulstreik für das Klima bekannt wurde, weil sie auf Twitter und Facebook postete, und wie Journalisten und Zeitungen schließlich auf sie aufmerksam wurden.
„Glaubt ihr nicht, dass eine 16-Jährige für sich selbst sprechen kann?“
Dabei behaupten viele Kritiker, Greta klinge und schreibe wie eine Erwachsene. Sie unterstellen der 16-jährigen, sie verfasse ihre Reden nicht selbst. In ihrem Text hält sie dagegen: „Glaubt ihr nicht, dass eine 16-Jährige für sich selbst sprechen kann?“
Gleichzeitig stellt sie klar: „Da ich weiß, dass das, was ich sage, viele, viele Menschen erreichen wird, bitte ich oft um Input.“ So bitte sie Wissenschaftler um Hilfe, um komplizierte Dinge vereinfacht ausdrücken zu können, „damit ich keine falschen Fakten oder Dinge verbreite, die missverstanden werden können.“
„Asperger ist keine Krankheit, es ist ein Geschenk“
Bei Greta wurde Asperger diagnostiziert– eine Form von Autismus. Auch deshalb müsse sie sich viele Spott anhören, schreibt sie in ihrem Brief. Dabei empfindet Greta ihre Diagnose nicht im Geringsten als Behinderung: „ Asperger ist keine Krankheit, es ist ein Geschenk.“
Wäre sie normal und sozial gewesen, hätte sie sich einer Organisation angeschlossen oder eine gegründet, stellt sie klar. Und da sie nicht so gut im Sozialisieren sei, habe sie stattdessen gestreikt.
Ende August 2018 hatte die damals 15-jährige drei Wochen lang vor dem Reichstagsgebäude in Stockholm gesessen, um für eine Änderung der Klimapolitik zu protestieren. In dieser Zeit ist sie nicht zur Schule gegangen. Auch für ihr Fernbleiben hat sie eine überzeugende Begründung: „Dinge NICHT zu tun – wie nur vor dem Parlament zu sitzen – macht manchmal mehr Lärm, als Dinge zu tun. So wie ein Flüstern manchmal lauter ist, als zu schreien.“
Greta Thunberg findet: „Wir Kinder sollten das nicht tun müssen“
Was Greta in der Öffentlichkeit sagt, ist klug und eindringlich formuliert. Ihre Worte werden in den sozialen Medien tausendfach geteilt. Sie schafft es, Menschen zu bewegen. Ihr Text bekommt auf Facebook enorm viel Zuspruch, mehr als 12.000 Nutzer haben den Post bis heute kommentiert (Stand 5.2.), die meisten reagieren positiv – viele Menschen bedanken sich bei der jungen Klimaaktivistin.
Dennoch muss sich Greta offenbar oft anhören, dass sie die Dinge zu sehr vereinfache, dass sie nur ein Kind sei und man nicht auf Kinder hören solle. Ihren Text schließt sie deshalb mit diesen Worten ab: „Und ich stimme dir zu, ich bin zu jung, um das zu tun. Wir Kinder sollten das nicht tun müssen. Aber da fast niemand etwas tut und unsere Zukunft in Gefahr ist, haben wir das Gefühl, dass wir weitermachen müssen.“
Den ganzen Text könnt ihr auf Facebook lesen (Englisch):
Einen Ted-Talk der 16-jährigen gibt es auf Youtube:
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