Mit einem Instagram-Post zum Valentinstag letzten Jahres handelte sich Gebäck-Hersteller Bahlsen einen regelrechten Shitstorm ein. Der Post zeigte die Kekssorte „Afrika“. Nutzer:innen kritisierten, dass der Name rassistisch sei. Nun hat Bahlsen die Kekssorte umbenannt.
Statt „Afrika“ heißt eine mit Schokolade ummantelte Waffel des Keksherstellers Bahlsen nun „Perpetum“. Das Wort habe einen lateinischen Ursprung und bedeute so viel wie „immerwährend“, schreibt das Redaktionsnetzwerk Deutschland, das über den neuen Namen berichtete. Damit wolle Bahlsen Beständigkeit symbolisieren.
Bestand hätte vermutlich auch der alte Name gehabt, hätten Nutzer:innen in den sozialen Medien nicht für eine Welle der Entrüstung gesorgt. Zum Valentinstag am 14. Februar 2020 postete Bahlsen ein Foto auf Instagram, mit dem das Unternehmen Waffeln der Sorte „Afrika“ bewarb. Doch statt wohlwollender Kommentare erntete das Unternehmen einen Shitstorm – die Nutzer:innen warfen Bahlsen Rassismus vor.
Über eine Namensänderung schien Bahlsen zunächst nicht nachzudenken. Nachdem sich unter dem Post über drei Wochen hinweg mehr als tausend Kommentare sammelten, änderte das Unternehmen seine Meinung. Bahlsen bearbeitete den Post – und kündigte die Umbenennung des Produkts an. Hinter dem Hinweis „[EDIT]“ ist nun unter anderem zu lesen: „Um zu vermeiden, dass unser Produkt Assoziationen mit Rassismus hervorruft, arbeiten wir bereits an einer Umbenennung.“ Die Namensänderung ist nun erfolgt, seit Juni gibt es die Schokowaffeln in der neuen Verpackung zu kaufen.
„Ein brauner Keks, der Afrika heißt? For real?“
Die hitzige Debatte, die unter dem Instagram-Post stattfand, beinhaltete unzählige kritische Kommentare. So schrieb eine Nutzerin, „Ein brauner Keks, der Afrika heißt? For real?“ Ein anderer Nutzer kommentierte: „Wie kann man einen Keks Afrika nennen. Rassismus im Jahr 2020, widerlich.“ „Finden Sie das witzig, dunkle Kekse als Afrika zu bezeichnen?“, heißt es in einem weiteren Kommentar.
Anfangs zeigte sich Bahlsen wenig kooperativ, distanzierte sich aber von dem Rassismus-Vorwurf. Das Unternehmen kommentierte, „wir möchten hier betonen, dass uns rassistische Gedanken mehr als fern liegen.“
Auf die Frage, warum das Produkt denn Afrika heiße, antwortete Bahlsen, „der Name Afrika wurde ausgewählt, weil Afrika der größte Produzent von Kakaobohnen auf der Welt ist und der Name damit perfekt zu unseren vollschokolierten Waffeln passt. Das Produkt Afrika bieten wir unter diesem Namen und in dieser Form bereits seit über 60 Jahren an.“
Die Instagram-Nutzer:innen baten, den Namen zu ändern
Mit dieser Erklärung gaben sich die meisten Kommentator:innen nicht zufrieden. Unter anderem reagierte Henning May, Sänger der Band Annen May Kantereit, mit Unverständnis auf die Erklärung von Bahlsen. „Na und?“ schrieb der Sänger. „Vor 60 Jahren gab es auch noch Schokoküsse, die ganz anders hießen. Sorry, aber aus meiner Sicht müsstet ihr den Namen dringend ändern.“ Sein Kommentar sammelte mehr als 482 Likes.
Eine weitere Person kritisierte, „das schlimmste an der Sache ist, dass ihr trotz 90 % negativer Kommentare immer noch komplett zu dieser Sache steht, anstatt etwas zu unternehmen.“ Vielleicht hat dieser Kommentar ja dazu geführt, dass das Unternehmen schließlich reagierte.
Bahlsen reproduziert koloniale Klischees
Der Instagram-Post war nicht das erste Mal, dass sich Bahlsen Kritik über die Namensgebung der Kekse anhören durfte. Das Online-Magazin Horizont spürte einen Blogbeitrag von 2011 auf, in dem eine Afrikawissenschaftlerin die Namensgebung kritisierte. Mit der schlichten Namensgebung setze das Unternehmen auf „die exotisierten Bilder“, die Konsument:innen mit Afrika in Verbindung brächten, lautet ihr Vorwurf. Sie kritisiert, dass Bahlsen mit dem Klischee-beladenen Begriff „Afrika“ koloniale Klischees über den Kontinent reproduziere.
Utopia meint: Dinge, die Menschen früher unbehelligt gesagt haben, werden heute zurecht kritisiert. Klischees, die man früher (unreflektiert) reproduziert hat, haben heute keinen Platz mehr in unserer Gesellschaft. Diese wird für (versteckten) Rassismus sensibler – und das ist gut so. Das müssen auch Unternehmen lernen.
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