Die 4-Tage-Woche wird auch in Deutschland immer beliebter. Viele Leute wünschen sich eine kürzere Arbeitswoche, doch wissen nicht, wie sie die Idee an ihren Vorgesetzten herantragen sollen. Dabei gibt es auch für die Firma viele Vorteile. Wir verraten dir fünf Gründe dafür, vier Tage pro Woche zu arbeiten, die auch deine:n Chef:in überzeugen.
Der britische Ökonom John Maynard Keynes prophezeite 1930, dass Menschen in 100 Jahren nur noch 15 Stunden pro Woche arbeiten müssen. 90 Jahre später scheinen wir uns dieser Vision langsam zu nähern – die Arbeitswelt diskutiert zumindest über kürzere Arbeitszeiten. Immer mehr Firmen bieten Modelle wie die 4-Tage-Woche an, weil sie ihre Mitarbeiter:innen entlasten wollen. Wir verraten dir fünf Gründe, warum die Rechnung sowohl für dich als auch für deinen Chef aufgeht.
Gründe für eine 4-Tage-Woche: Diese Vorteile hat sie
1. Kürzere Arbeitszeiten bedeuten nicht weniger Erfolg
Viele Firmen fürchten, dass sie ihre Ziele nicht erreichen können, wenn ihre Angestellten nicht mehr von Montag bis Freitag arbeiten. Doch bedeutet Anwesenheit immer gleich Produktivität? Einige Unternehmen haben die 4-Tage-Arbeitswoche bereits eingeführt und beweisen das Gegenteil:
Ein österreichischer Naturkosmetik-Hersteller bemerkte, dass seine Mitarbeiter an vier Wochentagen viel produktiver arbeiten, als an fünf. Schon nach einem halben Jahr war sein Umsatz gestiegen. Mehr Informationen dazu: Diese Firma führt eine 4-Tage-Woche ein – und zeigt die Vorteile
Auch die US-amerikanische Fortbildungsplattform Treehouse ist von der 4-Tage-Woche überzeugt. Ihre Mitarbeiter seien produktiver und motivierter, und hätten mehr Zeit für Freizeitaktivitäten, heißt es auf dem Unternehmensblog.
2. Weniger Fehltage
Ein Checkup beim Arzt, ein Termin beim Kinderarzt oder der Heizungsableser kommt vorbei – oft fehlen Mitarbeiter:innen, weil sie zu Terminen müssen, die sich nicht aufs Wochenende verlegen lassen. Wenn du jedoch andere Erledigungen nicht aufs Wochenende aufschieben musst, kannst du besser planen und dich in der Arbeit besser auf aktuelle Projekte konzentrieren.
3. Gesundheitliche Vorteile
Laut dem Arbeitszeitreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin berichten Menschen mit einer langen Arbeitswoche öfter von gesundheitlichen Beschwerden. Zum Beispiel sind sie öfter erschöpft, schlafen schlechter oder haben Rückenschmerzen. Solchen Beschwerden könntest du mit einer 4-Tage-Woche vorbeugen. Dann hättest du mehr Zeit, dich zu erholen und wärst weniger gestresst.
Professor John Ashton, früherer Präsident der UK Faculty of Public Health, sprach sich in einem Interview mit dem Guardian ebenfalls für eine kürzere Arbeitswoche aus. Seiner Meinung nach würden die neuen Arbeitszeiten zu weniger Stress und somit zu einem niedrigeren Blutdruck führen – und somit verhindern, dass Mitarbeiter:innen erkranken. Auf diese Weise könnte man vielleicht auch Burnouts vorbeugen.
Zu lange Arbeitszeiten belasten uns körperlich und psychisch.
Wenn du nur vier Tage die Woche arbeitest, hättest du auch mehr Zeit für Familie, Freunde und Freizeitaktivitäten. Wer so viel Zeit für Ausgleich hat, wäre wahrscheinlich auch bei der Arbeit entspannter.
Eine 4-Tage-Woche löst allerdings nicht alle Probleme: Wenn dein Unternehmen unterbesetzt ist und du zu viele Aufgaben auf einmal hast, kann auch eine kürzere Arbeitswoche nicht helfen.
4. Bessere Arbeitsatmosphäre, Zeit für Weiterbildungen
Laut verschiedener Studien ist vielen eine gute Work-Life-Balance wichtig. Viele Menschen suchen sich sogar ihren Arbeitsplatz nach diesem Kriterium aus. Wenn dein Chef also qualifizierte Arbeitskräfte in sein Unternehmen holen möchte, wäre eine 4-Tage-Arbeitswoche ein guter Anreiz. Vermittle ihm, dass sich die Kollegen über die Option freuen würden – und zufriedene Mitarbeiter:innen bedeuten eine bessere Arbeitsatmosphäre.
Wer nur vier Tage pro Woche vor dem Bildschirm sitzt, hat auch mehr Motivation, Kreativität und Konzentration für private Projekte übrig. Du kannst die gewonnene Zeit zum Beispiel nutzen, um dich beruflich weiterzubilden. Die Weiterbildung muss auch nicht direkt etwas mit deinem Beruf zu tun haben: Lerne eine Fremdsprache, erweitere deine Computer-Skills oder mache einen Yoga-Kurs.
5. Kein Nachteil durch Schichtarbeit
Tatsächlich muss eine 4-Tage-Woche nicht bedeuten, dass die Firma an einem Tag geschlossen bleibt. Viele Unternehmen führten Schichtarbeit ein, damit sie trotzdem wettbewerbsfähig bleiben. So machte es zum Beispiel das japanische Modelabel „Uniqlo„. Für dein Büro könnte die Lösung so aussehen: Team A könnte von Montag bis Donnerstag arbeiten, während Team B Dienstag bis Freitag im Büro ist. Für eine durchgehend gleichstarke Besetzung könnte jede:r Mitarbeiter:in an einem anderen Tag frei haben.
Vier Tage pro Woche arbeiten: Modelle, Gehalt und Urlaubsanspruch
Wenn auch du lieber vier Tage die Woche arbeiten möchtest, solltest du deinen Arbeitgeber fragen, ob er ein entsprechendes Programm anbietet. In Deutschland haben sich inzwischen folgende Möglichkeiten etabliert:
- 4-Tage-Arbeitswoche mit gleicher Stundenzahl: Hier arbeitest du nur vier Tage die Woche, dafür aber länger. Vorteil: Dein Gehalt bleibt gleich. Nachteil: Die Belastung unter deiner Arbeitswoche könnte steigen. Rechne aus, um wie viele Stunden sich dein Arbeitstag im Schnitt verlängern würde und entscheide dann, ob das der richtige Schritt für dich ist.
- 4-Tage-Woche mit geringerer Stundenzahl: Hier arbeitest du circa 30 bis 32 Stunden für das Unternehmen, erhältst aber auch dementsprechend weniger Lohn. Diese Möglichkeit ist auch eine gute Alternative für Eltern, die sich um ihre Kinder kümmern müssen, aber mehr als eine Teilzeitstelle wollen. Du kannst die Anzahl der Stunden pro Tag auch individuell mit deinem Arbeitgeber abklären.
Eine Arbeitswoche mit weniger Arbeitsstunden als ursprünglich aber gleichbleibendem Lohn und Urlaubsanspruch ist noch nicht sehr verbreitet in Deutschland. Trotzdem gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Arbeitswoche zu gestalten.
- Mit dem Teilzeitrechner kannst du berechnen, wie sich eine Reduzierung der Arbeitszeit auf dein Gehalt auswirken würde.
- Deinen Urlaubsanspruch berechnest du mit folgender Formel: Vereinbarte Urlaubstage / Werktage Unternehmen pro Woche * tatsächliche Arbeitstage pro Woche Das heißt, wenn das Unternehmen seinen Mitarbeiter:innen 25 Urlaubstage gewährt und an fünf Wochentagen geöffnet ist, du aber nur an vieren davon arbeitest, hast du Anspruch auf 20 Urlaubstage pro Jahr.
Achtung: Auch wenn du dafür einen Tag mehr unter der Woche frei hast, solltest du dich an den übrigen Tagen nicht überlasten. Die 4-Tage-Woche soll für mehr Entspannung sorgen und konzentriertes Arbeiten fördern.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Work-Life-Balance: Mit diesen Tipps schaffst du den Ausgleich
- 5 Wege, um das Job-Hamsterrad zu verlassen
- Sechs-Stunden-Arbeitstag: Schweden zeigt die Vorteile
War dieser Artikel interessant?
- Ethische Banken: Die 6 besten im Überblick
- Nachhaltige Kreditkarte: Worauf es wirklich ankommt
- Geld anlegen: 7 Tipps von Banker*innen – für eine Zeit mieser Zinsen
- Crowdinvesting: Möglichkeiten und Risiken dieser Investitionsform
- Impact Investing: Geldanlagen mit sozialer und ökologischer Wirkung?
- Mehr Grün im Büro: Tipps für ein nachhaltiges Office
- Wie kann es sein, dass 8 Menschen so viel besitzen wie 3,6 Milliarden andere?
- Steuererklärung machen: 6 Fehler, die dich bares Geld kosten
- Elektroauto-Kosten: Warum sich ein E-Auto auch 2024 rechnen kann - inklusive Beispiele