Unser Gesundheitssystem fasst alternative Heilmethoden als „Komplementärmedizin“ zusammen. Erfahre hier mehr über die bekanntesten alternativen Heilmethoden.
Homöopathie als alternative Heilmethode
Eine homöopathische Behandlungsweise betrachtet nicht nur die Krankheitssymptome, sondern den Organismus als Gesamten. Denn die Homöopathie geht davon aus, dass auch allgemeine, begleitende und psychische Symptome mit einer Krankheit zusammenhängen. Bei der Therapie fragt der Homöopath deshalb nicht nur nach dem Krankheitsbild, sondern auch nach der Krankengeschichte, dem Gemütszustand, den Lebensgewohnheiten und der allgemeinen Verfassung.
Homöopathische Globuli oder Tropfen werden aus Mineralien, Tiergiften oder Pflanzen gewonnen. Allerdings ist die Wirkung umstritten: Die Wissenschaft geht nach derzeitigem Stand eher davon aus, dass Globuli nur einen Placebo-Effekt erwirken: Globuli wirken, weil der Patient an deren Wirkung glaubt, so das Gesundheitsportal Onmeda. Dies bekommen manchmal auch Arzneimittelhersteller zu spüren: Besonders bekannt ist der lange Rechtsstreit der Firma Hevert-Arzneimittel um Gesundheitsversprechen auf ihren Produkten. Der Bundesgerichtshof verbot bei einem der betroffenen Produkte beispielsweise, damit zu werben, dass es die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstütze.
In der Homöopathie als alternative Heilmethode gibt es drei Grundregeln:
- Ähnlichkeitsregel: Die Heilkunde in der Homöopathie geht davon aus, dass eine Krankheit mit einem Mittel behandelt werden sollte, dass bei einem gesunden Menschen ähnliche Symptome hervorruft. Zum Beispiel könnte das Gift der Biene gegen Rötungen und Schwellungen eingesetzt werden – also gegen Symptome, die denen eines Bienenstichs ähneln.
- Arzneimittelbild: Homöopathen kategorisieren Arzneien nicht nur nach ihrer Wirkung und ihren Nebenwirkungen. Stattdessen erstellen sie Arzneimittelbilder, die das gesamte Wissen über die Arznei zusammenfassen. Dazu gehören auch Informationen zu Botanik, enthaltenen Giftstoffen und deren Wirkung. Teil des Arzneimittelbildes sind außerdem die Symptome, die ein Arzneimittel bei Gesunden hervorruft.
- Die Herstellung von Potenzen: Die Homöopathie geht davon aus, dass durch die Verdünnung eines Mittels dessen Wirkung noch verstärkt wird. Deshalb wird ein homöopathischer Wirkstoff nach bestimmten Regeln verdünnt. Diese Verdünnungen heißen Potenzen.
Netdoktor zufolge bezweifeln Wissenschaftler, dass solche stark verdünnte Medikamente wirken (abgesehen von Placebo-Effekten). Deshalb raten Kritiker der Homöopathie, bei ernsten Krankheiten auf jeden Fall einen Arzt und nicht nur einen Heilpraktiker aufzusuchen. Ein beliebtes Gegenargument von Homöopathen ist, dass eine rein naturwissenschaftliche Betrachtung der Homöopathie nicht gerecht wird. Homöopathie ist in der Schulmedizin wenig anerkannt.
Homöopathie als alternative Heilmethode: Kontrovers diskutiert
Wie beschrieben, ist die Wirksamkeit von homöopathischen Medikamenten zweifelhaft. Trotzdem ist Homöopathie in Deutschland beliebt, wie der Tagesspiegel berichtet:
- Eine Forsa-Umfrage hat 2019 ergeben, dass etwa 80 Prozent der Befragten gerne alternative Heilmethoden in Anspruch nehmen und von der gesetzlichen Krankenkasse erstattet bekommen würden. Allerdings unterschied die Umfrage nicht zwischen Homöopathie und anderen alternativen Heilmethoden. Zudem stellt der Tagesspiegel fest, dass auf der anderen Seite viele Menschen unzufrieden sind: Die Krankenkassen übernähmen häufig homöopathische Medikamente, aber keine medizinisch notwendigen Brillen oder Zahnersatz.
- Zwei Drittel der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland erstatten homöopathische Medikamente voll oder teilweise. Sie sind dazu gesetzlich nicht verpflichtet, sondern können individuell entscheiden. tagesschau.de vermutet, dass die Krankenkassen mit homöopathischen Leistungen um Kunden werben.
Dem Deutschlandfunk zufolge ist Homöopathie nicht nur beliebt, weil viele Menschen an eine Wirksamkeit glauben. Wichtig sei auch, dass zu einer homöopathischen Behandlung ein intensives Gespräch mit dem Arzt gehört. Das könnte allerdings daran liegen, dass Ärzte lange Anamnesegespräche für homöopathische Behandlungen bei vielen Krankenkassen abrechnen können. Für schulmedizinische Gespräche sind nur zehn Minuten vorgesehen.
In der Politik ist Homöopathie ähnlich umstritten:
- Im Vorfeld des Parteitags der Grünen in Bielefeld im Herbst 2019 sorgte ein Antrag für Diskussionen: Eine Gruppe von Parteimitgliedern sprachen sich für eine kritischere Grundhaltung gegenüber der Homöopathie aus.
- Karl Lauterbach von der SPD und der Gemeinsame Bundesausschuss für den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen wollen dem Tagesspiegel zufolge in Zukunft verhindern, dass die Krankenkassen homöopathische Leistungen erstatten.
- Der aktuelle Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) merkt dagegen in der Tagesschau an, dass nur ein kleiner Bruchteil der staatlichen Gesundheitsausgaben auf homöopathische Leistungen entfallen.
- In Frankreich wurde Homöopathie dem Tagesspiegel zufolge lange von den Krankenkassen gefördert. Nach längerer wissenschaftlicher Prüfung soll diese Erstattung nun ausgesetzt werden. In Großbritannien zahlen Patienten die Behandlung selbst, in der Schweiz dagegen erstatten Krankenkassen homöopathische Behandlungen aufgrund einer Volksabstimmung von 2017.
Akupunktur: Alternative Heilmethode der traditionellen chinesischen Medizin
Akupunktur als alternative Heilmethode ist eine der zentralen Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Sie ist aber auch als Behandlungsweise in unserer Schulmedizin anerkannt.
Bei Akupunktur werden feine Nadeln in bestimmte Körperregionen gestochen. Diese sogenannten Akupunkturpunkte liegen laut TCM entlang von Meridianen – einer Art von Energieleitbahnen, die den Körper durchziehen. Durch das Punktieren sollen die Energiebahnen beeinflusst werden. Das soll Blockaden lösen.
Akupunktur wirkt Onmeda zufolge unter anderem schmerzlindernd. Darüber hinaus kann Akupunktur laut einer Studie, die im Ärzteblatt veröffentlicht wurde, bei Migräne helfen – ähnlich gut wie herkömmliche Mittel. Aber auch gegen Übelkeit und Erbrechen wird die alternative Heilmethode eingesetzt.
Außerdem findet die alternative Heilmethode Akupunktur Anwendung bei
- Stress
- Nikotinsucht
- Kopfschmerzen
- Menstruationsbeschwerden
- Asthma
- Heuschnupfen
- diverse chronische Krankheiten
Bei der Behandlung stechen Ärzte feine Nadeln in die Haut des Patienten. Weil die Nadeln speziell geschliffen sind, verspüren Patienten beim Einstich nur sehr wenig Schmerz. Die Nadeln verbleiben zwanzig bis dreißig Minuten in der Haut. Nach einiger Zeit verspüren die Patienten in der Regel ein dumpfes Schwere- oder Wärmegefühl. Manchmal arbeiten Akupunkteure auch mit erwärmten Nadeln oder mit einem unterschwelligen Reizstrom.
Daneben gibt es verwandte Verfahren wie die Akupressur, bei der Akupunkturpunkte mithilfe von einer Massage stimuliert werden oder die Laser-Akupunktur, bei der Akupunkturpunkte mit Laserlichtimpulsen stimuliert werden.
Traditionelle chinesische Medizin als alternative Heilmethode
Die traditionelle chinesische Medizin gewinnt als alternative Heilmethode in unserer Medizin mehr und mehr Anerkennung. Neben der Akupunktur hat die traditionelle chinesische Medizin laut Netdoktor vier weitere Säulen:
- Die chinesische Arzneimitteltherapie: Hierbei kommen Naturstoffe zur Anwendung, neben pflanzlichen Substanzen auch tierische und mineralische.
- Tuina – eine chinesische Massagetechnik: Die Massageart ähnelt der Akupressur. Der Masseur massiert abwechselnd mit festen und leichtem Druck.
- Die Bewegungstherapie Tai Chi beziehungsweise Qi Gong: Zu den Bewegungstherapien gehören Bewegungsübungen, Atemübungen und Meditation.
- Die Betrachtung von Lebensstil und Ernährung: Die Ernährungslehre lehnt sich stark an die Arzneimitteltherapie an. Wichtige Faktoren sind die Ausgewogenheit, Nahrungs- und Trinkmenge sowie das Nicht-Fasten. Fasten wird in der TCM laut Onmeda als schädlich angesehen.
Anders als in unserem westlichen Gesundheitssystem liegt in der TCM der Fokus vielmehr auf der Gesundheit und darauf, diese zu erhalten – nicht auf der Krankheit. Wie sich bei der Akupunktur schon zeigt, verfolgt die TCM einen ganzheitlichen Ansatz. Sie betrachtet nicht nur einzelne Krankheitssymptome, sondern den Menschen als Ganzes mitsamt seinen Lebensumständen und seinem Lebensstil.
Anthroposophische Medizin als alternative Heilmethode
Die anthroposophische Medizin ist eine alternative Heilmethode, die den Menschen als Einheit aus Körper, Seele und Geist betrachtet. Wenn diese Einheit aus dem Gleichgewicht gerät, wird ist der Mensch krank. Ziel ist es dann, die innere Harmonie wiederherzustellen. Eine Krankheit gilt in der anthroposophischen Medizin als eine Chance für Körper und Geist, zu neuen Kräften und Fähigkeiten zu kommen, so die DAK. Dementsprechend werden bei einer anthroposophischen Behandlung immer Geist und Seele einbezogen.
Ähnlich wie die TCM wird die anthroposophische Medizin häufig als Ergänzungsmedizin zu unserer klassischen Schulmedizin angewendet. Das heißt, viele Ärzte wenden anthroposophische oder traditionell-chinesische Ansätze zusätzlich zu herkömmlichen Therapien an.
Die anthroposophische Medizin ist wissenschaftlich umstritten. Laut einer Veröffentlichung der Alanus Hochschule gilt die Anthroposophie eher als Pseudowissenschaft denn als Wissenschaft. Der Welt zufolge bemängeln Kritiker vor allem, dass die Wirkung der anthroposophische Medizin bisher nicht durch aussagekräftige klinische Studien nachgewiesen wurde.
Naturheilkunde als alternative Heilmethode: Die Kraft der Pflanzen nutzen
Gerade Pflanzenheilkunde und die Kraft von Heilpflanzen hat eine Jahrhunderte alte Tradition als alternative Heilmethode. Der deutsche Naturheilbund teilt die Naturheilkunde in sechs Säulen:
- Eine gesunde Ernährung mit vielen pflanzlichen und wenig tierischen Lebensmitteln beugt vielen Krankheiten vor.
- Die Pflanzenheilkunde, auch Phytotherapie genannt, dürfte das bekannteste Naturheilverfahren sein. Sie nutzt bestimmte Heilpflanzen, um Krankheiten zu behandeln. Die Anwendung erfolgt häufig durch Tees, Tinkturen oder mit Umschlägen.
- Die Hydrotherapie, auch Wassertherapie, arbeitet mit verschiedenen Wasseranwendungen wie Bädern oder Wickeln zur Heilung.
- Außerdem gehört zum Konzept der Naturheilkunde Bewegung: Bewegung beziehungsweise Bewegungstherapie soll den Körper leistungsfähiger machen, das Wohlbefinden erhöhen und die Organfunktionen fördern.
- Ein weiterer Aspekt kann unter dem Begriff der „Ordnung“ zusammengefasst werden: In der Naturheilkunde gilt es, auf einen ausgewogenen Lebensstil in Balance zu achten.
- Zuletzt spielt auch die Betrachtung der Umwelt eine wichtige Rolle: Welche Einflüsse machen uns krank oder befördern unsere Gesundheit?
Alternative Heilmethode: Die fünf Säulen nach Sebastian Kneipp
Sebastian Kneipp hat eine alternative Heilmethode entwickelt, die sich auf fünf Säulen gründet: Wie in der verwandten Naturheilkunde spielen Ernährungstherapie, Ordnungstherapie, Bewegungstherapie und Pflanzenheilkunde eine wichtige Rolle. Die bekannteste Säule nach Kneipp dürfte aber seine Hydrotherapie sein: Neben dem Wassertreten gehören dazu Aufgüsse, Bäder und Wickel.
Durch Wechselbäder und ähnliches sollen Lebenskräfte gestärkt und geweckt werden. Laut dem Kneipp-Bund e.V. sollen die Wasseranwendungen die Abwehrkräfte und das vegetative Nervensystem stärken. Die Wasseranwendungen dienen häufig nicht nur zur Kur von Krankheiten, sondern auch zur Prävention.
Laut einem Review, der in einer Fachzeitschrift für Physiotherapie erschien, wirkt Hydrotherapie vor allem bei Rheuma und chronischen Rückenschmerzen.
Alternative Heilmethoden vs. Schulmedizin
Mittlerweile wenden immer mehr Ärzte verschiedene alternative Heilmethoden an – häufig unter dem Begriff der Komplementärmedizin ergänzend zu herkömmlichen Behandlungsmethoden der Schulmedizin. Für diese Entwicklung plädiert auch das Ärzteblatt: Beide Schulen sollen das gegenseitige Misstrauen abbauen und sich stattdessen als Bereicherung für das jeweilig andere System ansehen.
Bei einigen alternativen Heilmethoden wie der Akupunktur sind bestimmte Wirkungen wissenschaftlich belegt. Die Homöopathie und die anthroposophische Medizin sind unter Wissenschaftlern dagegen eher umstritten, da aussagekräftige Studien fehlen. Allgemein wird deshalb davon abgeraten, nur alternative Heilmethoden anzuwenden. Sie können jedoch, wie oben beschrieben, ergänzend zur herkömmlichen Medizin in Anspruch genommen werden.
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