Die Aroniabeere, auch Apfelbeere genannt, ist rund, klein, dunkelblau bis fast schwarz und ein echtes Superfood. Wir erklären, was du über Aroniabeeren wissen solltest.
Aronia soll eine Menge Antioxidantien enthalten, entzündungshemmend, antiviral und antibakteriell wirken. Darüber hinaus stecken die kleinen Beeren voller Vitamine und Mineralstoffe, die sich auf Stoffwechsel und Immunsystem positiv auswirken können. Aronia eignen sich zum Kochen und Backen, können roh, getrocknet, als Pulver oder Saft verwendet werden.
Ursprünglich aus Nordamerika stammend, verträgt die Apfelbeere unser Klima ausgezeichnet und wird beispielsweise auch in Deutschland und Österreich in größeren Mengen angebaut. Alles in allem klingt das nach einem perfekten Gesamtpaket: gesund, regional, vielseitig verwendbar.
Aber hält die Aronia auch, was sie verspricht? Oder ist die „Beerenstärke“ der Apfelbeere am Ende nur ein Marketing-Trick? Wir forschen nach.
Drei Beerenarten: Aronia melanocarpa, arbutifolia und prunifolia
Aronia-Pflanzen sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Rosengewächse. Ursprünglich stammt der Aronia-Strauch aus dem Osten Nordamerikas, wo die Einheimischen die Apfelbeere schon seit Jahrhunderten kennen und nutzen. Die weißen Mehrfachblüten und hellgrünen Blätter mit den dunkelroten Knospen des ein bis zwei Meter hohen Strauchs sind ausgesprochen attraktiv anzusehen. Von der Apfelbeere gibt es lediglich drei „echte“ Unterarten, alle anderen gehören zu anderen Pflanzengattungen:
- Aronia melanocarpa (nero), die schwarze Apfelbeere, ist die am häufigsten vorkommende Sorte. Sie hat auch den höchsten Gehalt an Antioxidantien.
- Aronia arbutifolia, die filzige Apfelbeere.
- Aronia prunifolia, ein natürlicher Hybride aus den beiden oben genannten Arten, der jedoch selten bis gar nicht angebaut wird.
Alle drei Arten der Apfelbeere sind relativ widerstandsfähig gegen Schädlinge und recht anspruchslose Pflanzen. Sie bevorzugen eher feuchte Gebiete wie zum Beispiel feuchte Wälder oder Sumpfgebiete.
So werden Aroniabeeren genutzt
Obwohl in den USA heimisch, sind Aroniabeeren dort relative Neulinge auf dem Superfood-Markt. Die Sträucher wachsen im Verbreitungsgebiet wild, wurden in den USA und Kanada aber wegen ihres hübschen Erscheinungsbildes bis vor Kurzem eher als Ziersträucher statt als Beerenlieferanten angebaut. In Russland und Europa (speziell in Osteuropa und dem Kaukasus-Gebiet) wird die Apfelbeere bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts kommerziell genutzt. Angebaut wird dabei überwiegend Aronia melanocarpa, da die Volksmedizin ihre Heilwirkung höher einstuft.
Die rohen Apfelbeeren schmecken sehr herb und sauer, weswegen man sie kaum alleine isst. Meist werden sie getrocknet und wie Rosinen in diversen Speisen oder Kuchen verwendet. Oder man presst aus den kleinen dunklen Beeren Saft, der als „Medizin“ getrunken wird. Zumindest schmeckt der Aroniabeeren-Saft durch die enthaltene Gerbsäure auch „medizinisch“: herb, bitter und sauer wie die rohen Beeren. In Russland sind die getrockneten Beeren sehr beliebt zum Kochen, in Europa ist es eher Aronia-Pulver, das in Smoothies oder ähnliches gemischt wird. Außerdem wird das Pulver der Apfelbeere noch in Kapseln verarbeitet.
Aroniabeeren-Marmelade und weitere Rezepte
Aroniabeeren sind pur kein besonderer Geschmacks-Hit. Deswegen wird die Apfelbeere meist gemeinsam mit anderen süßen Früchten oder Beerensorten zu Marmelade, Kompott, Fruchtaufstrich oder Aronia-Sirup verarbeitet. Lecker ist beispielsweise eine Marmelade mit Himbeeren, wobei die Früchte im Verhältnis 1:3 (drei Teile Himbeeren) gemischt werden.
Selbstverständlich kannst du dir auch den Aronia-Saft selber machen. Dazu befreist du einfach die frischen Beeren von den Stielen, wäschst sie und presst die Beeren aus. Anschließend noch mit anderem Fruchtsaft (Apfel, Birne, Holunder oder Ähnliches) mischen oder mit Zucker, Zitrone und etwas Zimt zum Sirup einkochen. Aronia-Sirup schmeckt übrigens auch hervorragend in Prosecco.
Wo und wie kann ich Aroniabeeren kaufen?
Aroniabeeren haben zwei enorme Vorteile: Erstens sind sie durch die enthaltenen Flavonoide quasi nie von Schädlingen oder Krankheiten betroffen. Zweitens wachsen sie im mitteleuropäischen Klima genau so gut wie in Nordamerika. Das bedeutet, die hier erhältliche Aroniabeere und die daraus erzeugten Produkte stammen meist auch aus Deutschland. Die Widerstandsfähigkeit der Apfelbeere macht einen Pestizideinsatz überflüssig. Damit gibt es in Deutschland und Österreich fast ausschließlich Bio-Aronia zu kaufen.
Erhältlich sind getrocknete Beeren, Pulver oder Beerensaft in Drogeriemärkten, Reformhäusern, Bio-Läden und natürlich in Onlineshops. Du findest die Apfelbeere in verschiedenen Varianten zum Beispiel bei NU³ und DM. Apfelbeere in Kapselform, als Extrakt oder Tabletten erhältst du in der Apotheke vor Ort oder online, beispielsweise bei Apo-Rot. Frische Früchte gibt es nur zur Erntezeit im August und September. Am besten, du kontaktierst dazu direkt die Produzenten, etwa Aronia ORIGINAL und Heide Aronia in Deutschland oder Aronia Austria.
Welche Wirkung hat die Apfelbeere?
Aroniabeeren enthalten Gerbstoffe, die für die dunkle Farbe verantwortlichen Farbstoffe (Anthocyane) und weitere sekundäre Pflanzenstoffe, die Flavonoide. Sie alle sollen – gemeinsam mit den Vitaminen A, B2, C, E, K und der Folsäure – vor allem eine antioxidative und entzündungshemmende Wirkung entfalten. In mehreren Studien wurden darüber hinaus die antibakterielle und antivirale Wirkung, beispielsweise bei Grippe und Erkältungen oder Blasenentzündung, untersucht.
2006 und 2010 wurden die Erkenntnisse zur Wirkung von Aronia melanocarpa, die den höchsten Anteil an Anthocyanen hat, in Metastudien zusammengefasst. In der Metastudie von 2010 wurden der Apfelbeere auch antikarzinogene und antimutagene Wirkungen zugeschrieben. Auch scheinen neuere Untersuchungen der Aronia eine schützende Wirkung für Leber, Herz, Magen und gegen radioaktive Strahlung zuzuschreiben. Zudem sollen die Inhaltsstoffe der schwarzen Apfelbeere den Blutzuckerspiegel senken und damit positiv bei Diabetes wirken.
Ist der Saft der Apfelbeere tatsächlich Medizin?
Liest man sich die Liste der angeblichen Wirkungen durch, kommt man leicht auf den Gedanken, dass der Saft der Apfelbeere nicht nur angeblich, sondern tatsächlich Medizin ist. Das lässt den nicht unbedingt reizvollen Geschmack fast vergessen. Speziell bei häufig auftretenden und unangenehmen Erkrankungen wie Grippe oder Blasenentzündung wäre ein natürliches „Heilmittel“ eine gute Sache. Täglich ein paar Schlucke Beerensaft, und schon bist du gesund, ganz ohne Medikamente – so zumindest manche Marketing-Versprechen.
Allerdings ist das so nicht ganz korrekt. Denn obwohl Studienergebnisse zur Apfelbeere das Immunsystem stimulierende Wirkung vermuten lassen, ist das nicht bewiesen. Denn alle Untersuchungen wurden entweder nur im Reagenzglas oder an Mäusen durchgeführt oder waren lediglich Beobachtungsstudien. Letztere sind wenig aussagekräftig, da die Rahmenbedingungen keine Fremdeinflüsse oder Kreuzwirkungen ausschließen. Für die mögliche Wirkung gegen Blasenentzündung gibt es sogar überhaupt nur eine Studie. Und auch in allen anderen Fällen gilt: Die Wirkung ist möglich, aber nicht sicher nachgewiesen. Es wird also noch einiges an Forschung benötigt, um sagen zu können, ob der Saft der Apfelbeere wirklich medizinische Wirkung entfaltet.
Die Ökobilanz der Apfelbeere
Obwohl einst aus den USA importiert und über Osteuropa zu uns gelangt, gehören die Aroniabeeren heute zu den wenigen „Superfoods made in Germany“. 2015 wurde die Apfelbeere deutschlandweit auf 395 Hektar Fläche angebaut. Die größten Anbaugebiete finden sich in Brandenburg und Sachsen, aber auch in Hessen oder Bayern gibt es Betriebe, praktisch alle davon Bio-Betriebe. In Österreich liegt das Hauptanbaugebiet der Apfelbeere in der Südoststeiermark, dort ist ebenfalls alles Bio. Und die Importe stammen von Bio-Betrieben in Polen.
Im Öko-Check ergibt das ein Plus für kurze Transportwege, ein Plus für ökologischen Anbau ohne Pestizideinsatz und ein Plus, weil der winterharte Strauch der Apfelbeere ein zähe und anspruchslose Pflanze ist und daher auch in Höhenlagen auf nicht optimalen Böden wächst. In Sachen Nachhaltigkeit ist die Aronia, sofern heimische Früchte konsumiert werden, auf jeden Fall beerenstark.
Aronia – oder darf es auch was anderes sein?
Und wie fällt es nun aus, unser Urteil zu den Aroniabeeren? Beerenstark oder Marketing-Schwindel? Wir können uns nicht festlegen. Ökobilanz, Inhaltsstoffe und vielseitig Verwendungsmöglichkeiten überzeugen eigentlich positiv. Eigentlich, weil der herb-bitter-saure Geschmack, bei dem sich der Mund zusammenzieht, eher vom Verzehr (oder Trinken des Beerensafts) abhält. Den Geschmack würde man aber in Kauf nehmen, wenn die Apfelbeere nachweislich die versprochene Wirkung gegen allerlei Krankheiten hätte.
Und da sind wir beim Marketing-Schwindel. Denn die angeblichen wissenschaftlichen Beweise einer Wirksamkeit gibt es nicht. Versuche an Zellkulturen, Mäusen und Ratten (ohnehin eine fragwürdige Praxis) oder Beobachtungsstudien mit kleinen Stichproben liefern maximal Hinweise. Aber diese möglichen Wirkungen haben bei uns heimische dunkle Beeren, zum Beispiel Heidelbeeren, auch. Und die sind mindestens so vielseitig, haben als deutsche Bio-Produkte auch eine gute Ökobilanz – und schmecken eindeutig besser.
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