Atommüll-Endlager sind seit Jahrzehnten ein Streitthema in vielen Gemeinden, denn den radioaktiven Abfall aus Atomkraftwerken will niemand lagern. Zu hoch ist das Risiko, dass trotz aller Sicherheitsvorkehrungen Radioaktivität austritt. Doch was passiert derzeit mit dem Atommüll?
Atommüll-Endlager: Was passiert mit dem Atommüll?
Nachdem im März 2011 ein Erdbeben für eine Kernschmelze im Atomkraftwerk von Fukushima sorgte, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel rasch den Ausstieg aus der Kernenergie. Was bleibt, ist der über Jahrzehnte angesammelte Atommüll. Ein endgültiges Endlager für den Atommüll gibt es aber noch nicht. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) prüft verschiedene Endlagerstätten bis zum Jahr 2031. Dieses Video der BGE beschreibt, wie die Suche abläuft:
Schwach- und mittelradioaktive Abfälle werden in Asse, Morsleben und Konrad schon jetzt eingelagert. Aber für hochradioaktiven Müll gibt es nur das provisorische Erkundungsbergwerk Gorleben. Keines der Endlager ist geeignet für den hochradioaktiven Müll, so die zuständige Bundestagskommission in ihrem Bericht von 2016. Immer wieder tauchen neue Probleme auf.
In ihrem letzten Bericht vom September 2020 hat die BGE 90 Teilgebiete ermittelt, die gute geologische Voraussetzungen für eine sichere Endlagerung des Atommülls erwarten lassen. Diese entsprechen circa 54 Prozent der Landesfläche Deutschlands. Von hier aus muss jetzt weiter diskutiert und entschieden werden, um eine finale Entscheidung zu den endgültigen Standorten zu treffen.
Ökostrom statt Atomstrom:
Endlager unsicher: Gefahr des Atommülls unkalkulierbar
Alle vier derzeitigen Lagerstätten sind Bergwerke und das nicht ohne Grund: Infrage kommen sie wegen der undurchlässigen Gesteinsformation aus Ton, Granit oder Salz. Doch auch die haben in der Vergangenheit zahlreiche Tücken gehabt:
- Wasser: In allen Bergwerken muss das Wasser noch Jahre nach dem Ende des Bergbaus abgepumpt werden. Sonst drohen Stollen vollzulaufen und einzustürzen. So haben Expert:innen schon vor Jahren beim Bergwerk Asse Wasser in den Stollen festgestellt. Das sorgt dafür, dass die Fässer mit dem Atommüll rosten, aufreißen und der radioaktive Inhalt das Grundwasser kontaminiert.
- Einsturzgefahr: Auch durch einstürzende Stollen können die Fässer stark beschädigt werden. Viele alte Bergwerke sind einsturzgefährdet, so auch Asse und Morsleben. In Asse sollten deshalb mehr als 100.000 Fässer wieder heraufbefördert werden. Für das Endlager Morsleben ist ein Stilllegungsverfahren beantragt worden. Das Bergwerk soll mit Salzbeton verfüllt werden und somit nicht mehr als Lagerstätte für neuen radioaktiven Müll verfügbar sein.
Atommüll entsorgen: Alternativen zu Bergwerken
Wegen dieser Probleme sucht das BGE nach neuen Endlagerstandorten. Dabei handelt es sich um Bergwerke, weil sie den denkbar besten Strahlenschutz ermöglichen. Die Endlagerkommission ist 2016 zum Schluss gekommen, dass der Atommüll erst „zwischen 2075 und 2130“ eingelagert und die Bergwerke nach weiteren 20 bis 40 Jahren verschlossen werden können.
- Früher haben einige Länder den Atommüll einfach in die Meere gekippt. Dies führt jedoch langfristig zu einer Zunahme an Radioaktivität in der Nahrungskette.
- Auch das Einschmelzen in Eis in der Antarktis wurde unter Wissenschaftler:innen diskutiert.
- Ebenso stand die Entsorgung mit einer Rakete im All als Lösung der Atommüll-Frage im Raum.
Am Ende lag die Entscheidung aber doch beim Bergwerk als Endlager – zu unsicher schienen die Alternativen. Aufgrund der langen Halbwertszeit muss sicher gestellt werden, dass Atommüll eine Million Jahre sicher gelagert ist.
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Staat oder Konzerne: Wer ist für den Atommüll zuständig?
Die Bundesregierung und das Parlament haben schon seit den 1950er Jahren Atomenergie gefördert und subventioniert. Damals erlebte die Atomkraft einen richtigen Hype: Durch scheinbar unbegrenzt verfügbare Energie sollten alle bisherigen Energieprobleme gelöst werden.
- Jede Eisenbahn sollte ein Mini-Atomkraftwerk eingebaut haben und dadurch angetrieben werden. Auch Flugzeuge sollten mit kleinen Atomkraftwerken fliegen.
- Vorangetrieben wurde die Atomkraft von einem eigens gegründeten Bundesministerium für Atomfragen (später „Bundesministerium für Atomkernenergie“). Es war die Hoffnung, nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem schnellen Wohlstand zurück zu gelangen: „Die Atomkraft kann zu einem Segen werden“, sagten damals Politiker.
Da die Baukosten für ein einziges Atomkraftwerk damals mehrere Milliarden D-Mark kostete, subventionierte der Staat den Bau und die Forschung im großen Stil. Mehr als 200 Milliarden Euro könnten die Subventionen betragen.
Im März 2017 haben sich die Energieversorger und die Bundesregierung auch über die Kosten verständigt. Eon, EnBW, RWE, Vattenfall und andere Stromkonzerne haben insgesamt mehr als 24 Milliarden Euro für die Zwischen- und Endlagerung in einen Fond der Bundesbank gezahlt. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte: „Damit ist ihre Haftung für Kosten der nuklearen Entsorgung im Bereich Zwischen- und Endlagerung beendet“. Von nun an haftet der Staat für die Endlagerung des Atommülls, also die Steuerzahler:innen.
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