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Blue Carbon: Was der „blaue Kohlenstoff“ für den Klimaschutz bedeutet

blue carbon
Foto: CC0 / Pixabay / CCPAPA

Blue Carbon bezeichnet den Kohlenstoffdioxid, den Ozeane und küstennahe Ökosysteme speichern. Warum Forschung und Klimaprojekte rund um Blue Carbon wichtige Pfeiler des Klimaschutzes sind, erfährst du hier.

Den Begriff des „Blue Carbon“ gibt es in der Forschung erst seit 2009. Er beschreibt Kohlenstoffspeicher, die sich im Meer beziehungsweise an Küsten befinden. In diesen maritimen Ökosystemen gibt es Biomasse und Sedimente, die Kohlenstoff aufnehmen, der sonst in die Atmosphäre gelangen würde – ähnlich, wie dies Wälder an Land tun. 

Bislang konzentrieren sich Wissenschaftler:innen vor allem auf Blue Carbon in Mangrovenwäldern, Salzmarschen und Seegraswiesen, also auf Küstengebiete. Mittlerweile gehen Forschende jedoch davon aus, dass es auch mehr Ökosysteme im Meer selbst gibt, die Kohlenstoff speichern können. Dazu gehören zum Beispiel Algenwälder.

Was bedeutet das Blue-Carbon-Konzept?

Angesichts der globalen Erwärmung könnte das Wissen um Blue Carbon eine wichtige Rolle spielen, um die globalen CO2-Emissionen zu verringern. Zwar sind maritime Ökosysteme, die Kohlenstoff speichern, meist wesentlich kleiner als Wälder im Binnenland, doch dafür binden sie CO2 deutlich schneller und können es über einen langen Zeitraum hinweg speichern. So senken sie effektiv den Gehalt von Treibhausgasen in der Atmosphäre. 

Umgekehrt bedeutet dies, dass die Zerstörung von Blue-Carbon-Systemen auch für das Klima drastisch ist. Die Zerstörung fragiler Ökosysteme bedroht nicht nur den Lebensraum von Tieren und Pflanzen, sondern setzt auch große Mengen an CO2 frei, das bis dahin in den Sedimenten gebunden war. 

Blue Carbon Initiative: Was steckt dahinter?

Die Blue Carbon Initiative möchte unter anderem Seegraswiesen erhalten, um den Klimaschutz voranzutreiben.
Die Blue Carbon Initiative möchte unter anderem Seegraswiesen erhalten, um den Klimaschutz voranzutreiben.
(Foto: CC0 / Pixabay / fietzfotos)

Ein internationales Programm, das sich auf den Schutz und die Wiederherstellung von wichtigen Blue-Carbon-Systemen fokussiert, ist die Blue Carbon Initiative. Sie hat sich auf drei wichtige Ökosysteme an Küsten spezialisiert:

  • Mangroven: Pro Jahr schwinden aktuell etwa zwei Prozent der weltweiten Mangrovenwälder. Das klingt zunächst nicht viel. Doch Forschende gehen davon aus, dass die dadurch freigesetzten CO2-Emissionen bis zu zehn Prozent aller Emissionen ausmachen, die durch Abholzung in die Atmosphäre gelangen. Mangrovenwälder finden sich zum Beispiel an der Ostküste Südamerikas, in Latein- und Mittelamerika oder Indonesien.
  • Marschlandschaften: Auch Marschlandschaften reduzieren sich jedes Jahr um etwa ein bis zwei Prozent. Auch Marschlandschaften können große Mengen an CO2 speichern, ohne dabei viel Platz einzunehmen. Du findest sie aktuell noch an einigen europäischen Küsten.
  • Seegraswiesen: Diese Blue-Carbon-Systeme speichern etwa zehn Prozent des gesamten Kohlenstoffdioxids, welches sich pro Jahr in den Ozeanen ansammelt – und dass, obwohl sie weniger als zwei Prozent des Meeresbodens bedecken. Doch auch Seegraswiesen schwinden und verringern sich pro Jahr um etwa 1,5 Prozent. Du findest Seegraswiesen zum Beispiel an der Mittelmeer-, Nord- und Ostseeküste oder der Westküste Nordamerikas.

Zudem erfüllen diese sensiblen Ökosysteme weitere wichtige Funktionen. So bieten sie zahlreichen Tieren einen wichtigen Lebensraum und schützen Küstenregionen vor Stürmen. Die Ursachen für den Rückgang der drei Blue-Carbon-Systeme sind vielfältig: Zu den zentralen Gründen gehören unter anderem steigende Wassertemperaturen als Folge der Klimakrise, Meeresverschmutzung und durch Aquakulturen hervorgerufene Überdüngungen.

Die Blue Carbon Initiative fördert weltweite Forschungsprojekte zu Blue Carbon und arbeitet daran, Projekte zum Schutz der maritimen Ökosysteme umzusetzen, sowie Ratschläge für notwendige politische Maßnahmen zu erarbeiten.

Küstenregionen schützen: Ein Beispiel

Neben Projekten zum Schutz von Blue-Carbon-Systemen, müssen wir vor allem daran arbeiten, weniger CO2 zu verursachen.
Neben Projekten zum Schutz von Blue-Carbon-Systemen, müssen wir vor allem daran arbeiten, weniger CO2 zu verursachen.
(Foto: CC0 / Pixabay / TanjaC)

Um Blue-Carbon-Systeme wiederherzustellen und zu schützen, kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Sie zielen beispielsweise darauf ab, die Wasserqualität zu verbessern, Küstenverschmutzung zu bekämpfen oder trockene Feuchtgebiete wieder mit Wasser zu versorgen, sodass die entsprechenden Pflanzen wieder wachsen können. Die genauen Maßnahmen richten sich dabei immer nach den Bedürfnissen des jeweiligen Ökosystems und den bisherigen Schäden in der entsprechenden Region.

Ein Beispiel für ein Blue-Carbon-Projekt ist der Schutz von Mangrovenwäldern in Kenia. Das Projekt „Mikoko Pamoja“ konnte bislang nach eigenen Angaben 117 Hektar Mangrovenwald retten. Da Mangroven hohe Mengen an Kohlenstoff speichern können, konnte das Projekt sogenannte Emissionsrechte verkaufen. Dabei handelt es sich um Kredite, die du kaufen kannst, um einen gewissen CO2-Ausstoß auszugleichen. Dies nutzen einige Unternehmen, um die von ihnen verursachten Treibhausgase finanziell zu kompensieren. Mehr dazu kannst du hier nachlesen: CO2-Kompensation: Nie wieder ohne CO2-Ausgleich fliegen? 

Die damit gewonnen Einnahmen nutzte das Projekt, um neue Mangrovenbäume zu pflanzen, Bildungsprogramme für Einheimische umzusetzen und die Wasserversorgung vor Ort zu verbessern. So soll das Projekt langfristig nicht nur die Mangroven selbst schützen, sondern auch die Situation der dort lebenden Bevölkerung.

Auch wenn derartige Klimaschutzprojekte viele gute Ergebnisse erzielen können, sollten wir uns im Kampf gegen die Klimakrise nicht zu sehr auf Blue-Carbon-Systeme und andere Kohlenstoffspeicher verlassen. So mahnt auch eine Expertin der Weltnaturschutzunion (IUCN), dass Mangroven und Aufforstung kein Wundermittel gegen die globale Erwärmung seien. Zwar ist der Schutz von Kohlenstoffspeichern wichtig. Wir müssen uns gleichzeitig jedoch vor allem darauf konzentrieren, weniger CO2-Emissionen zu verursachen. Wichtige Faktoren dafür sind zum Beispiel der Ausbau von Erneuerbaren Energien und eine klimafreundliche Verkehrswende.

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