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Was sind Energieeffizienzklassen? Und welche sparen Geld?

Illustration: Miro Poferl

Jede Person, die schon einmal ein Haushaltsgerät gekauft hat, ist den Energieeffizienzklassen begegnet. Denn deutlich sichtbar muss an jedem Gerät ein Etikett mit der Energieeffizienz-Klasse angebracht sein. Doch was bedeutet das EU-Energie-Label? Kann man damit wirklich bewusst umweltfreundlich einkaufen und Geld beim Stromverbrauch sparen?

Seit den frühen 90ern regelt eine EU-Richtlinie europaweit die Energieeffizienzklassen und den Einsatz des Energieeffizienz-Etiketts, das deswegen auch EU-Energie-Label heißt.

Ursprünglich definierte man sieben Effizienz-Klassen

  • von A (grün, am besten, also besonders niedriger Energieverbrauch)
  • bis G (rot, am schlechtesten, also besonders hoher Energieverbrauch).

Das regenbogenfarbene EU-Energie-Label findet sich heute vor allem auf Haushaltsgeräten (Kühlschränken, Waschmaschinen, Geschirrspülern, Wäschetrocknern, Backöfen, Staubsaugern u.a.), ferner auf Fernsehern, Lampen und Autos. Wenn du mehr dazu wissen willst, was hinter dem Begriff Energieeffizienz im Allgemeinen steckt, klick hier.

Probleme der Energieeffizienzklassen

Die Energieeffizienzklassen und damit das EU-Energie-Label haben allerdings einige Probleme:

  1. Die Energieeffizienz eines Kühlschranks lässt sich nicht direkt mit der einer Glühlampe vergleichen. Deswegen ist die Effizienz-Skala für jedes Gerät, das die Kennzeichnung tragen muss, nach komplizierten Kriterien separat definiert.
  2. Eine Einteilung in schulnotenähnliche Werte in sieben Klassen lässt immer noch viel Spielraum innerhalb der jeweiligen Klassen, was den Energieverbrauch eines Geräts angeht.
  3. Welches Produkt die Bestnote A verdient, wurde vor 20 Jahren mit Hilfe eines Referenzgerätes festgelegt. Dank technischer Verbesserungen gab es in einigen Produktgruppen bald Produkte, die energiesparender waren, als ein A-Gerät bis dahin sein musste. Die Folge wäre gewesen, dass bessere und schlechtere Geräte gleichermaßen ein A erhalten hätten. In der Not legte man neue Klassen fest, die „noch besser“ als A sein sollten, nämlich A+, A++ und A+++. Das schuf jedoch unnötige Verwirrung. Inzwischen gelten diese Klassen jedoch nicht mehr. Seit März 2021 gelten die neuen Energieeffizienzklassen, von A bis G.
  4. Bei neuen Energieeffizienzklassen führte zunächst zu Irritationen, dass es ab März 2021 wenig Produkte mit der Energieeffizienz A und B gab. Wenn nun alle auf dem Markt erhältlichen Modelle mittelmäßig bis schlecht sind, schafft das zunächst kaum eine Orientierung. Erst wenn in einiger Zeit tatsächlich effizientere Produkte entwickelt werden, lassen sich gute und schlechte Modelle anhand des EU-Energielabels vergleichen.
  5. Folgendes kommt hinzu: Die Skala reicht nicht überall von A bis G. In einigen Produktgruppen gibt es gar keine Geräte mit A (zum Beispiel bei Staubsaugern), in anderen sehr wohl. Auch reichen nicht alle Labels bis hinunter zum Buchstaben G, sondern nur bis D (zum Beispiel die von Wäschetrocknern).

Energieeffizienzklassen auf dem EU-Energie-Label

Die Skala sieht heute etwa so aus wie im folgenden Bild und reicht insgesamt vom bestmöglichen Wert A über schlechtere, aber noch gute Werte wie B, C, D bis zum wirklich schlechten G. Wie erwähnt, schöpfen zudem nicht alle Produktgruppen die Skala ganz aus.

Neues EU-Energielabel für Waschmaschinen.
Neues EU-Energielabel für Waschmaschinen. (Screenshot: BMWi-Broschüre)

Kritiker bemängeln an den Energieeffizienzklassen auch, dass sie zu stark vereinfacht seien: Konsument:innen wiegen sich damit in Sicherheit, etwas Gutes getan zu haben, während es besser wäre, sie würden sich gründlicher informieren und so möglicherweise auf ein Gerät stoßen, das noch wesentlich umweltfreundlicher ist. Oft wäre es auch das Beste, auf eine Anschaffung ganz zu verzichten – wie im Fall von Wäschetrocknern, die unnötige Energiefresser sind. Auch ist es oft klüger, ein bestehendes Gerät noch eine Weile weiter zu nutzen (oder reparieren zu lassen), statt sich ein neues anzuschaffen.

Zur weiteren Unklarheiten trägt auch die eher grobe Skalierung bei: Für ein B bei Lampen muss sich beispielsweise der sogenannte Energieeffizienzindex EEI im Bereich zwischen 0,24 und 0,60 befinden (siehe das entsprechende EU-Gesetz). Eine 0,60er-Lampe verbraucht aber 2,5 Mal so viel Strom wie eine 0,24er-Lampe. Doch diese Information wird von Herstellern entweder gar nicht angegeben oder gut versteckt. Wer sich also allein auf die Note B verlässt, aber eine 0,60-Lampe (statt einer 0,24er) erwirbt, der meint es gut – und macht es schlecht.

Mogeln die Hersteller bei den Energieeffizienzklassen?

Leider ja. Möglich ist das, weil das Label für die Energieeffizienzklassen nicht (wie beispielsweise eine TÜV-Plakette) extern vergeben wird, sondern direkt vom Hersteller selbst angebracht wird – oder sogar erst vom Händler. Kontrollen sind selten und strichprobenartig, in einigen EU-Ländern finden sie überhaupt gar nicht statt.

In der Vergangenheit kam es deshalb immer wieder zu Schummeleien. Als der Verband der Verbraucherzentralen und der Bund für Umwelt und Naturschutz die Kennzeichnung über 10.000 Haushaltsgeräte überprüften, machten sie eine unerfreuliche Entdeckung: Bei jedem sechsten Fernseher fanden sie Mängel bei der Energiekennzeichnung, also falsche oder fehlende Label für die Energieeffizienzklassen.

Dabei stellte sich die Situation im Onlinehandel etwas besser dar als im Einzelhandel oder in Elektronik-Großmärkten. Einige Online-Shops sind durchaus vorbildlich, was die Darstellung der Energieeffizienzklassen angeht.

Kann man bei den Energieeffizienzklassen tricksen?

Ja, es gibt Tricks, mit denen man bei den Energieeffizienzklassen schummeln kann, um sich ein besseres Label aufs Gerät zu kleben. Ein Beispiel: Wer ein Smartphone hat, weiß, dass der meiste Strom für die Displaybeleuchtung verbraucht wird. Bei Fernsehern ist das nicht anders.

Also stellt man als Hersteller die Werkseinstellung des Fernsehers recht dunkel ein, um ihm – formal korrekt – eine hervorragende Energieeffizienz zu attestieren. Der Verbraucher freut sich und kauft den Fernseher, weil er ja eine gute Energieeffizienz-Klasse hat. Nach dem Auspacken regelt er die überraschend niedrige Standard-Helligkeit nach oben – das war’s dann mit dem Stromsparen.

Auf diese und ähnliche Weisen versuchen manche Hersteller, ihre Angaben zu beschönigen. Dabei handeln sie in der Regel formal korrekt; Verbraucher werden aber dennoch getäuscht, weil sie nicht so energieeffiziente Produkt erwerben, wie sie denken.

Sind Energieeffizienzklassen Unsinn?

Nein. Trotz aller Kritik an den Energieeffizienzklassen: Zur ersten Orientierung ist das Label-System, das mit knalligen Bonbon-Farben arbeitet, eine hervorragende Sache.

Wer aber ganz genau gehen will, muss sich durch die Datenblätter der Hersteller wühlen. So kannst du nicht nur die Energieeffizienzklasse in Erfahrung bringen, sondern auch andere relevante Werte (insbesondere die Leistungsaufnahme in Watt) – auch hier wieder in der Hoffnung, dass die Hersteller ehrliche und korrekte Angaben gemacht haben.

Gut beraten ist auch, wer vor dem Kauf unabhängige Tests und Messungen konsultiert. Auch die EcoTopTen bieten beispielsweise eine gute erste Anlaufstelle.

Spart mehr Energieeffizienz auch mehr Geld?

Ja – aber das ist eigentlich die falsche Frage! Weniger Strom zu verbrauchen, spart immer Geld. Viel wichtiger ist: Wenn eine halbe Milliarde EU-Bürger vermehrt energieeffiziente Geräte einsetzen, hat das in der Masse auch enorme Auswirkungen auf die Umwelt. Je höher die Energieeffizienzklassen aller Geräte, desto besser.

Aber Vorsicht vor voreiligen Schlüssen: Wie erwähnt, solltest du nicht gleich all deine Geräte wegschmeißen, nur um sie durch energieeffizientere zu ersetzen. Funktionierende Geräte zu entsorgen, verkürzt die Produktlebensdauer von Bestandsgeräten und verschlechtert deren Ökobilanz. Betrachte die Energieeffizienzklassen immer in Zusammenhang mit anderen Kriterien wie der Langlebigkeit oder den Ressourcen, die bei der Herstellung eines Produkts anfallen.

Übrigens auch gut für die Umwelt: Den Stromanbieter wechseln – natürlich zu einem Ökostromanbieter.

Ab wann rechnen sich energieeffiziente Geräte?

Anfang 2021 veröffentlichten die Verbrauchsportale Verivox und Testberichte.de einen Vergleich von über 1.900 Haushaltsgeräten. Das Ergebnis: Je nachdem, welches Gerät man kauft – und natürlich: wie man es benutzt – kann es zwischen drei und 19 Jahre dauern, bevor der höhere Kaufpreis, den energieeffizienterer Geräte häufig haben, sich wieder ausgleicht.

Zu ergänzen ist, dass Kaufpreise natürlich auch entscheidend von Gerät, Marke und Händler abhängen. Auf diese Weise können sparsamere Geräte durchaus schon in der Anschaffung billiger sein als solche mit höherem Verbrauch. Laut der genannten Untersuchung variieren die Gerätepreise allein in der ehemaligen Energieklasse A+++ um das Sechs- bis Neunfache! Es ist davon auszugehen, dass die breite Preisspanne sich auch nicht durch die neuen Energieklassen erübrigt.

Spannend sind, womöglich auch nach zwischenzeitlicher Anpassung der Energieeffizienzklassen, die folgenden Ergebnisse des Verbrauchsvergleichs von 2021:

  • Wer sich bei der Waschmaschine für die höchste Effizienzklasse A+++ (statt „nur“ für A++) entscheidet, profitiert davon im Schnitt schon nach 2,8 Jahren. Das ist – auf die Lebensdauer einer Waschmaschine gerechnet – sehr schnell. Weiße Ware wird im Schnitt 12 Jahre benutzt. Es ist anzunehmen, dass dies auch bei Anschaffung eines Geräts mit der neuen Energieklasse A der Fall ist.
  • Ähnliches gilt für Kühl-Gefrier-Kombinationen. Auch hier sollte die Empfehlung also klar sein, im Zweifel zur höheren Effizienzklasse zu greifen – es rechnet sich. Zumal Kühlgeräte zu den Haushaltsgeräten mit den höchsten Energiekosten gehören.
  • Beim Trockner lohnt sich die Anschaffung laut Verivox/Testberichte erst nach etwas über 8 Jahren – eine Zeit, die man auf null verkürzen kann, indem man gleich auf den Trockner verzichtet. Er ist eigentlich unnötig und gehört zu den größten Umweltsündern (und Geldverschwendern) im Haushalt.

Was man sich außerdem bewusst machen sollte: Nur weil sich höhere Einkaufskosten nicht schon nach drei Monaten wieder einspielen, bedeutete das natürlich nicht, dass sparsamere Geräte nicht einen sofortigen Effizienzeffekt hätten. Denn: Die zusätzliche Energieeinsparung, die ein Gerät gegenüber anderen leistet, wird natürlich ab der ersten Sekunde der Inbetriebnahme wirksam – und damit auch die positiven Effekte auf Klima, Umwelt und Stromrechnung.

Was ist seit 2021 neu an den Energieeffizienzklassen?

Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder Kritik an den EU-Energielabels gegeben hatte, beschloss die EU im Jahr 2017, das Chaos der Energieeffizienzklassen zu lichten. Deshalb wurden diese überarbeitet und im März 2021 kehrte man von der bisher gültigen Skala A+++ bis G (die bei bestimmten Gerätegruppen bis zu 10 Stufen haben kann) wieder zum System der Energieeffizienzklassen von A bis G zurück und ordnete alle Geräte neu ein. Die Änderung der Energielabels führte aber mitunter zunächst zu Verwirrung bei Konsument:innen.

Durch die Vereinfachung der Skala soll das EU-Energie-Label künftig aber wieder seine grundlegende Aufgabe erfüllen: Den nachhaltig denkenden Verbraucher:innen eine unmittelbare Orientierungshilfe für eine umweltfreundliche Kaufentscheidung zu geben.

Als erste Produktgruppen wurden die Kriterien für Lampen und Leuchten, Kühlgeräte, Waschmaschinen, Geschirrspüler und Fernseher überarbeitet. Die neuen Labels hielten bereits ab 2020 in den Geschäften Einzug. Die Neufestlegung und Umsetzung für alle übrigen Produktgruppen wird dann einige weitere Jahre in Anspruch nehmen.

Die energieeffizientesten Elektro-Geräte

Wir haben für verschiedene Produktgruppen Stromspar-Ratgeber erarbeitet, an denen du dich vor dem Neukauf eines energiesparenden Geräts orientieren kannst.

Ratgeber zu Kühlgeräten

Ratgeber zu Kaffeemaschinen

Ratgeber zu Staubsaugern

Ratgeber zu Fernsehern

Autoren: Peter Riedlberger, A. Winterer, L. Wirag

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