Ob feuchtes Toilettenpapier im Klo oder im Restmüll entsorgt werden soll, ist unklar. Darüber läuft auch eine Diskussion zwischen Abwasserexpert:innen und den Herstellern. Wir geben dir einen Überblick.
Feuchtes Toilettenpapier ist praktisch: Es ist reißfest, überall einsetzbar und nach der Benutzung fühlt man sich sauber und frisch. Feuchtes Toilettenpapier besteht in der Regel aus Vliesstoff, also robusten, in Lotion getränkten Textilfasern. Oft duftet es angenehm und enthält hautberuhigende Stoffe wie Kamille oder Aloe vera.
Hinweis: Achte auf die Inhaltsstoffe von feuchtem Toilettenpapier. Häufig sind Parabene, Tenside, Alkohol oder Duftstoffe enthalten. Die Dringlichkeit bestätigen Tests von Öko-Test: Das Magazin deklarierte viele Marken von feuchtem Toilettenpapier und Feuchttüchern für Babys als unzureichend.
Das Problem mit feuchtem Toilettenpapier
Problematisch für die Entwässerungssysteme ist der robuste Vliesstoff, aus dem feuchtes Toilettenpapier zumeist besteht. Dieser Stoff löst sich nur schwer auf. Auf dem Weg in die Kläranlage verknoten sich die einzelnen Tücher zu sogenannten Verzopfungen. Darin verfangen sich Haare und weiterer Müll, der sich im Klärwasser befindet. Es entsteht ein noch größeres Knäuel, das die Rohre und Pumpen verstopft. Im schlimmsten Fall gehen die Pumpsysteme dabei kaputt.
Verstopfungen durch feuchtes Toilettenpapier können bereits im Rohrsystem von Häusern entstehen. In beiden Fällen entsteht eine Art Rückstau, sodass das Wasser nicht mehr ab- beziehungsweise weiterfließen kann.
Durch die Beseitigung der Verstopfungen entsteht für Klärwerke ein höherer Zeitaufwand und für die Kommunen und Städte jährlich hohe Kosten. Dies kann sich langfristig auf die Abwassergebühren für Verbraucher:innen auswirken, wie der Bayerische Rundfunk berichtet. Fachkräfte müssen die Reinigung und Reparaturen am Kanalsystem zumeist manuell vornehmen. Zum Teil verfügen Großkläranlagen über große Pumpen mit Schneidwerken oder Hebevorrichtungen, wodurch sich laut Deutschlandfunk die Verstopfungen leichter entfernen lassen. Doch diese Vorrichtungen sind teuer und stellen eine Ausnahme dar.
Die Seite der Hersteller
Laut dem Bayerischen Rundfunk entgegnen die Hersteller von feuchtem Toilettenpapier auf die Vorwürfe, dass sich die Tücher in ihren internen Tests auflösen. Auf vielen Verpackungen finden sich die Bezeichnungen „spülbar“ oder „nicht spülbar“.
Die Regelungen, die diesen Begriffen zugrunde liegen, legten die internationalen Branchenverbände EDANA und INDA in Richtlinien für die Hersteller fest. Die sogenannte Flushability, die Spülbarkeit von feuchtem Toilettenpapier, wird mit standardisierten Tests im Labor nachgewiesen.
Einige Feuchttücher bestehen aus sogenannten Spunlace-Fasern, Viskose und Polyesterfasern, die mechanisch miteinander verbunden sind. Sie lösen sich laut den Herstellern im Wasser nicht auf und sind so auf der Verpackung gekennzeichnet. Die Hersteller argumentieren, dass nicht feuchtes Toilettenpapier, sondern anderer Müll wie Binden oder Tampons die Verstopfungen verursachen.
Auch wenn sich die Hersteller und Abwasserexperten über die tatsächlichen Ursachen für die Verstopfungen uneinig sind, reagieren Hersteller nach und nach mit neuen Stoffen und Materialien für feuchtes Toilettenpapier – vordergründig Zellulose.
Entsorgung von feuchtem Toilettenpapier
Die Entsorgung von feuchtem Toilettenpapier in der Toilette liegt nahe, dennoch ist sie ökologisch nicht unbedenklich. Die Lage ist unklar und in Deutschland gibt es keine einheitliche Regelung zur Entsorgung von feuchtem Toilettenpapier. Das Umweltbundesamt rät davon ab, Feuchttücher, Küchenrolle oder Taschentücher in der Toilette zu entsorgen. Daher kann davon ausgegangen werden, dass das auch für feuchtes Toilettenpapier gilt.
Wenn vorhanden, beachte zuerst die Anweisungen zur Entsorgung auf der Verpackung. Oft fehlt es jedoch an ausreichender Kennzeichnung und Hinweisen. Der erwähnte Vermerk „spülbar“ auf den Verpackungen von feuchtem Toilettenpapier weist darauf hin, dass das Papier in der Toilette heruntergespült werden kann. Hierüber besteht jedoch, wie aufgezeigt, Uneinigkeit.
Wir empfehlen: Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, wirf die gebrauchten Tücher in den Restmüll.
Hinweis: Nicht nur feuchtes Toilettenpapier stellt ein Problem für Kläranlagen dar. Viele Kosmetiktücher, Babytücher oder Staubtücher bestehen aus ähnlichen Stoffen, die sich auf dem Weg in die Kläranlage nicht (ausreichend) zersetzen und nicht in die Toilette gehören.
Alternativen zu feuchtem Toilettenpapier
Welche Möglichkeiten hast du nun, um bei feuchtem Toilettenpapier nachhaltig zu handeln?
- Achte beim Kauf von feuchtem Toilettenpapier (und anderen Feuchttüchern) auf biologische Abbaubarkeit. Derartig gekennzeichnete Tücher lösen sich in der Kanalisation besser auf. Dennoch kannst du sie im Restmüll entsorgen.
- Du kannst Feuchttücher selber machen.
- Nutze nur normales Toilettenpapier. Es löst sich im Klärwasser schnell auf. Achte aber darauf, dass es ökologisch ist und/oder es sich um Recycling-Toilettenpapier handelt.
- Oder du verwendest Alternativen zu Toilettenpapier wie eine Handdusche oder einen Waschlappen.
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Überarbeitet von Lena Kirchner
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