Alternativen zu Toilettenpapier Von Annika Flatley Kategorien: Haushalt & Wohnen Stand: 16. Oktober 2020, 00:05 Uhr Fotos: © HappyPo; codswollop / photocase.de; alekosa / Fotolia.com Ob Trinkflasche oder Strohhalm: Im Alltag denken wir schon oft über müllfreie Alternativen nach. Nur auf dem Klo nicht – hier daher Alternativen zu Toilettenpapier und auch zu feuchtem Klopapier. Wir Deutschen verbrauchen laut einer WWF-Studie jährlich 15 Kilogramm Toilettenpapier und liegen damit über dem europäischen Durchschnitt von 13 Kilogramm pro Jahr. Die meisten Hersteller verwenden Frischfaser für ihr Toilettenpapier. Diese Zellstofffasern werden aus Holz gewonnen – und dafür werden weltweit Bäume gefällt. „Das Holz wird weltweit – zum Teil illegal oder nicht nachhaltig – in natürlichen Wäldern und Plantagen geschlagen, beispielsweise in Lateinamerika, Kanada, Südafrika, Russland und Asien, aber auch in Europa“, schreibt der WWF. Chemikalien in der Produktion und lange Transportwege kommen noch dazu. Du findest dazu auch einen Utopia-Podcast auf Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts und vielen anderen Plattformen sowie hier: Alternative Materialien Ein Ausweg könnte sein, alternative Materialien zu entwickeln. Das Toilettenpapier Smooth Panda (zu haben** bei Avocadostore oder Amazon) wird zum Beispiel aus Bambus gefertigt. Bambus gilt als schnell nachwachsender Rohstoff und daher als guter Baumersatz. Aber es gibt auch Einwände gegen die Nachhaltigkeit von Bambus: Recycling-Toilettenpapier ist wahrscheinlich umweltfreundlicher und verbraucht weniger Ressourcen als eigens angebauter Bambus, der noch dazu aus Asien kommt. Dafür kommt speziell dieses Klopapier aber ohne Plastikverpackung aus. Ein anderer Ansatz könnte Gras werden: Im Mai 2018 gewannen Schüler einen business@school-Wettbewerb mit GrasSwipe, einem Klopapier aus Gras. Wie Bambus wächst Gras schnell nach, im Unterschied dazu kann es aber regional angebaut werden. Es gilt als vergleichsweise ressourcenschonend und ist nur unwesentlich teurer als andere Zellstoffquellen. Ein regionaler Graspellethersteller (Creapaper) wäre schon im Boot, ebenso Bio-Handelsketten und Drogerien. Noch aber ist das Projekt nur auf dem Papier existent. Besser: Recycling-Toilettenpapier Derzeit ist Recycling-Toilettenpapier die bessere Wahl – keine Sorge, mit dem rauen, grauen Papier aus Schul- und Autobahnklos hat heutiges Recycling-Klopapier längst nichts mehr zu tun. Das Umweltsiegel Blauer Engel garantiert, dass das Papier vollständig aus recyceltem Papier besteht. Gutes Recycling-Toilettenpapier gibt es heute in jedem Super- und Drogeriemarkt, aber auch online, z.B. bei** nachhaltigen Shops wie Memolife oder konventionell bei Rewe, Amazon oder Ebay. Beim Projekt „Goldeimer“ gibt es ein dreilagiges Recycling-Toilettenpapier mit Blauen Engel, bei dem man Sanitär-Projekte in Ländern unterstützt, die keine gute eigene sanitäre Infrastruktur haben. Details im Beitrag Goldeimer: das erste ökologisch-soziale Klopapier. Das 2-lagige „Satino Black Toilettenpapier“ (zu haben** bei Memolife.de) besteht zu 100 % aus Recyclingpapier und ist sowohl FSC-zertifiziert als auch mit der Cradle-to-Cradle-Zertifizierung in Silber ausgezeichnet und trägt die Europäische Blume. Klopapier gibt’s auch besser (Foto: © Björn Wylezich / Fotolia.com) Doch ein Problem bleibt, auch wenn man Recycling-Toilettenpapier verwendet: Verpackungsmüll. Für je sechs oder acht Rollen Klopapier landet eine Plastikverpackung im Müll. Klar, das Toilettenpapier soll ja sauber und trocken vom Supermarkt nach Hause kommen. Zwar gibt es inzwischen einige Anbieter, die verpackungsfreies oder zumindest plastikfrei verpacktes Toilettenpapier anbieten (siehe Zero-Waste-Bad). Das ist jedoch bisher nur in wenigen Läden erhältlich, relativ teuer und/oder wird aus weit gereistem Bambus hergestellt. Wenn man mal so richtig darüber nachdenkt, liegt allerdings die Vermutung nicht ganz fern, dass die Verwendung von Toilettenpapier ganz allgemein eigentlich weder besonders hygienisch noch besonders gesund ist. Mal über Alternativen zu Klopapier nachdenken Natürlich ist das alles Jammern auf hohem Niveau und ja, wir haben heutzutage eindeutig größere Probleme als den Verpackungsmüll unseres Klopapiers. Und dennoch: Warum nicht mal darüber nachdenken, wie es anders geht? In vielen Teilen der Welt ist Toilettenpapier unüblich und die Reinigung mit Wasser selbstverständlich – etwa im Großteil Asiens und Afrikas, den meisten muslimisch geprägten Ländern und sogar in Finnland. Es geht also auch ohne. Wie genau, dafür haben wir einige Beispiele zusammen getragen. 5 Alternativen zu (feuchtem) Toilettenpapier Bevor nun jemand schreit: „Jetzt wollen die uns auch noch das Klopapier verbieten!“: Nein, wir wollen niemandem sein Toilettenpapier madig machen und keinen zum Verzicht bekehren. Doch das Gedankenspiel „was wäre ohne“ und einen Blick auf die Alternativen finden wir spannend und lohnend. Mal über die eigenen Toilettenrand hinauszuschauen und sich zu informieren schadet nie. 1. Die DIY-Alternative: Waschlappen Viele Leser werden jetzt vermutlich „Iiiih“ rufen: Die einfachste Variante, sich den Hintern ohne Klopapier zu säubern – die zudem unseren westlichen Wisch-Gewohnheiten entgegen kommt – ist die Kombination aus Wasser und Waschlappen (oder sonstigen Stofflappen). Vorteil: geht überall, auch unterwegs. Nachteil: Das Auswaschen, die Aufbewahrung und Wäsche der benutzten Waschlappen dürfte etwas gewöhnungsbedürftig sein. Achtung: Aus Hygienegründen sollte man die Waschlappen immer nur einmal benutzen und anschließend heiß waschen, um zu verhindern, dass Bakterien und Keime in Vagina oder Harnröhre gelangen. Unser Gastautor Daniel Hautmann hat mit dieser Toilettenpapier-Alternative bereits Erfahrungen gemacht und beschreibt sie in seinem unterhaltsamen Beitrag „Ein Leben ohne Toilettenpapier“. Klick auf den Kasten, um weiterzulesen: 2. Klassische Klopapier-Alternative: das Bidet Bidets, eine französische Erfindung aus dem 18. Jahrhundert, waren noch den neunziger Jahren in den Badezimmern vieler Deutschen zu finden. Inzwischen sind Bidets bei uns sehr selten geworden. Wikipedia sagt: „Ein Bidet ist ein niedrig angebrachtes Sitzwaschbecken. Es dient zur Reinigung der Genitalien, des Anus und der Füße.“ In der Praxis wird es allerdings meist zusätzlich zu und nicht anstelle von Toilettenpapier verwendet. Vorteil: hygienische und bequeme Reinigung. Nachteil: aufwendige Installation. Aus rein ökologischer Sicht bringt das Bidet aber, wenn man es zusätzlich zur Reinigung mit Toilettenpapier verwendet, keinen echten ökologischen Mehrwert. Bestenliste: Die beste Naturseife Platz 1Weleda Pflanzenseife 4,5 62 DetailBioNaturel** Platz 2Alverde Pflanzenölseife & Flüssigseife 4,4 74 Detail Platz 3Terrorists of Beauty Seifen 5,0 12 DetailTerrorists of Beauty** Platz 4Savion Seife 4,7 18 DetailWaschbär** Platz 5Speick Seife 4,6 21 DetailBioNaturel** 3. Die Crowdfunding-Neuheit: HappyPo „Das erste Bidet für alle“, so nennen die Erfinder von „HappyPo“ ihre handliche Popodusche. HappyPo sieht auf den ersten Blick ein wenig aus wie eine elektrische Zahnbürste, ist aber in Wahrheit eine Art kleine Handdusche für den Hintern und Intimbereich. Sie braucht keinen Wasseranschluss: Die Kunststoffflasche mit Dusch-Aufsatz wird ganz einfach am Wasserhahn befüllt. HappyPo: das mobile „Bidet“ (Foto: © HappyPo) „Nach dem Verrichten des Geschäftes wird die Po-Dusche, durch den selben Bewegungsablauf wie bei Klopapier, in Position gebracht. Der Druck und die Position des Wasserstrahls lässt sich einfach und gut regeln“, so beschreiben die Erfinder die Benutzung von HappyPo. Sie versprechen, dass die Füllmenge der Flasche von gut 300 Millilitern ausreicht. HappyPo wurde 2017 per Crowdfunding finanziert, zu kaufen gibt es die Po-Dusche für 19,99 Euro bei dm, im Online-Shop von HappyPo und bei **Amazon. Vorteile: HappyPo braucht keine aufwendige Installation und eignet sich auch für unterwegs. Nachteil: Man muss vor dem Geschäft daran denken, das Fläschchen zu befüllen. Und möglicherweise findet nicht jeder das Ding an der Wand sonderlich dekorativ. Fun Fact: Ganz so innovativ, wie sich HappyPo gibt, ist es nicht. Die Inspiration für das Gerät stammt offenbar aus Ägypten und wurde dort als Unterwegs-Lösung für muslimische Reisende entwickelt. Auch andere Hersteller bieten bereits vergleichbare Produkte an, oft unter Namen wie „mobiles Bidet“ oder „Reisebidet“. 4. Praktische Toilettenpapier-Alternative: Hygiene-Dusche Wer schon einmal in Südostasien oder auch Nordafrika unterwegs war, kennt die Dusch-Schläuche neben der Toilette. Meist ist ein biegsamer Brauseschlauch einfach als Extra neben „normalen“ Sitz- oder Hock-WCs angebracht und die Brause wird – genau wie in der Dusche – in einer Halterung an der Wand oder am Spülkasten gehalten. Wie eine Duschbrause lässt sich die Hygiene-Dusche in die Hand nehmen, das Wasser kommt auf Knopf- oder Hebeldruck aus einer Art Mini-Duschkopf. Es gibt verschiedene Varianten der Hygiene-Brause: Manche werden am selben Kaltwasser-Anschluss wie der Spülkasten oder, falls das nicht möglich ist, am Waschbeckenanschluss installiert, manche kann man direkt an den Wasserhahn anschließen. Hygiene-Duschen oder Bidet-Duschen sind in Asien und Afrika weit verbreitet. (Foto: © sasinparaksa / Fotolia.com) Vorteil: hygienische, saubere Reinigung und einfache Handhabung. Nachteile fallen uns gerade keine ein – abgesehen davon, dass es offensichtlich gewöhnungsbedürftig ist. Wer mit dem Gedanken spielt, eine Hygiene-Dusche zu installieren, sieht sich am besten nach hochwertigen und langlebigen Produkten um, zum Beispiel von überwiegend in Europa produzierenden Traditionsunternehmen wie beispielsweise Grohe**. Übrigens, falls du dich jetzt fragst, ob du hinterher mit nasser Unterhose herumlaufen sollst: Das Abtrocknen mit Toilettenpapier nach der Wasser-Reinigung ist in manchen Gegenden der Welt üblich, in anderen nicht. Wer den Klopapier-Verbrauch wirklich ganz einstellen will, kann es ja mal mit Waschlappen zum Abtrocknen versuchen … 5. Die All-in-One-Alternative: Das Dusch-WC Alternative zu Toilettenpapier: einfaches Dusch-WC in Ägypten (Foto: © Utopia) Die bequemste, diskreteste und – je nach Anspruch – wahrscheinlich auch teuerste Art, sich den Hintern oder Intimbereich mit Wasser zu reinigen sind fest installierte Dusch-WCs. Solche Toiletten sind unter der Klobrille mit einer Art Wasserhahn-System ausgestattet, das bei Bedarf Wasser nach oben spritzt. Sehr moderne Varianten dieses Klos haben Sensoren, beheizbare Toilettensitze, funktionieren voll elektronisch, bieten verschiedene Brausen und Einstellungen für Wasserdruck und –menge und können die ganze Vorrichtung diskret im WC-Rand verschwinden lassen. Solche Hightech-Dusch-WCs gibt es zum Beispiel von Grohe, Geberit und anderen Herstellern; sie können schon mal weit über 2.000 Euro kosten. Übrigens: Als „Washlet“ sind solche elektronischen WC-Bidet-Kombinationen mit beheizbarem Sitz vor allem in Japan bereits weit verbreitet. Einfachere Alternativen sind zum Beispiel in Nordafrika üblich. Auch für Dusch-WCs gibt es vergleichsweise günstige Modelle zum Nachrüsten normaler Toiletten. Auf Popodusche.de zum Beispiel gibt es verschieden ausgestattete Varianten von unter 100 bis über 700 Euro. Könntet ihr euch vorstellen, euch von Klopapier zu verabschieden und euren Popo stattdessen mit Wasser zu waschen? Oder habt ihr damit vielleicht sogar schon Erfahrungen mit Alternativen zu Klopapier? Schreibt uns eure Meinung in einem Kommentar! Weiterlesen auf Utopia.de: Das Zero-Waste-Bad: 17 praktische Tipps für weniger Plastik Menstruationstasse: die müllfreie Alternative zu Tampons und Binden So findest du die richtige Seife für Haut, Haare und Körper ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 625 76 Vielen Dank für deine Stimme! Verwandte Themen: Coronavirus Kaufberatung Müll Utopia auf Instagram HOL DIR DEN UTOPIA NEWSLETTER Leave this field empty if you're human: