Aus Fischleder lassen sich Schmuck, Schuhe und Taschen herstellen. Doch woher stammt dieses Leder überhaupt und wie wird es verarbeitet? Wir erklären dir alles, was du über Fischleder wissen solltest.
Fischleder ist gerade bei Luxus-Designern oder kleineren Handwerksbetrieben ein gefragtes Material. Doch neu sind Produkte aus Fischleder nicht. Bereits Naturvölker stellten Kleidung, Boote oder Zelte aus dem Leder zuvor gefangener Fische her. 1939 gab es in Deutschland sogar zehn Fabriken, in denen Fischleder weiterverarbeitet wurde. Doch bis vor einigen Jahren spielte Fischleder keine große Rolle mehr und war weitgehend in Vergessenheit geraten. Mittlerweile erfreut sich das Material wieder wachsender Beliebtheit. Gerade jungen, experimentierfreudigen Designer, die Kleidung und Produkten aus alternativeren Materialen herstellen möchten, schätzen es sehr.
Fischleder hat einen exotischen Look und ähnelt aufgrund seiner Schuppenstruktur Krokodilleder. Als Material ist es sehr fest und robust und vergleichbar mit Kalbs- oder Rinderleder. Für die Herstellung kommt überwiegend das Leder von Aalen, Karpfen, Forellen, Lachsen, dem afrikanische Buntbarsch Tilapia, Saiblingen, Seewölfen und Rochen in Frage.
Aber ist Fischleder eigentlich ökologisch? Schließlich müssen dafür viele Tiere sterben und auch beim Gerbprozess von Leder können viele Chemikalien zum Einsatz kommen.
Fischleder: Nur ein Abfallprodukt aus der Lebensmittelindustrie?
Fischleder ist überwiegend ein Nebenprodukt aus der Fischerei-Industrie. Anbieter wie zum Beispiel Waschbär betonen ausdrücklich, dass das von ihnen verkaufte Fischleder nicht extra für Modeprodukte gewonnen wird und sie streng auf Artenschutz achten. Auch andere Händler und kleinere Designer weisen auf ihren Internetseiten darauf hin, dass es sich bei Fischleder um ein Abfallprodukt handelt, dass sonst weggeworfen würde. Vor allem Fischleder von Lachsen ist ein beliebtes Produkt und stammt oft aus ökologischer Zucht in Irland. Aber auch kleine regionale Fischereibetriebe gewinnen Fischleder – zum Beispiel von Karpfen oder Forellen.
Speziell für die Lederherstellung gezüchtete Fische oder gar Fischfarmen zur Ledergewinnung gibt es bisher zum Glück noch nicht. Das könnte sich allerdings ändern, wenn die Nachfrage an Fischleder steigen sollte. Denn um ein Produkt aus Fischleder herzustellen, sind die Häute vieler Fische nötig. Für einen Schuh aus Barschleder zum Beispiel braucht es die Haut von vier Barschen. Und natürlich muss auch die Qualität der Fischhaut stimmen: Wurde sie beim Häuten der Tiere zu sehr beschädigt, kommt sie nicht mehr zur Weiterverarbeitung in Frage.
In Florida gibt es eine Besonderheit: Dort wird der Feuerfisch, eine invasive Art, gezielt gejagt, um aus seiner Haut Fischleder herzustellen. Das Ziel dabei ist es auch, seine Verbreitung einzuschränken: Jenseits ihres natürlichen Verbreitungsgebiets im Indischen und Pazifischen Ozean und im Roten Meer haben Feuerfische keine natürlichen Feinde und vermehren sich daher zu stark. Das Fischleder der in Florida ansässigen Firma Inversa ziert mittlerweile Schuhe oder wird zu Geldbeuteln verarbeitet.
Fischleder: Sonderfall Galuchat
Interessierst du dich für Fischleder, solltest du allerdings unbedingt die Finger von Galuchat lassen. Denn der Hersteller gewinnt sein Fischleder aus den Häuten von bedrohten Tierarten. Wie die Meeresschutzorganisation Oceancare schreibt, bestehen Produkte von Galuchat aus der Haut von Haien oder Rochen. Dieses Material verwenden Luxusmarken oft, um Produkte wie Uhrbänder zu verzieren. Der Bestand vieler Haiarten ist in den vergangen Jahren um bis zu 90 Prozent zurückgegangen. Rochen und Haie sind oft Beifang, doch laut Tierschutz.com werden sie auch gezielt wegen ihres Leders gejagt. Manche der Rochenhäute entstammt auch Aqaukulturen in Südostasien, doch dort werden die Tiere mit wenig Tierschutzbewusstsein gehalten.
Fischleder: Der Gerbprozess
Gerben macht Leder haltbar und weicher für die Verarbeitung. Oft kommen dafür giftige Chemikalien zum Einsatz, die schädlich für die Umwelt sein können, wenn sie ins Grundwasser geraten. Viele Lederarten, darunter Fischleder, lassen sich allerdings auch mit pflanzlichen Stoffen gerben. Kleine Unternehmen oder Designer verwenden beim Gerben einen Pflanzensud, in den sie die Fischhäute für mehrere Tage einlegen. Viele kleine Hersteller orientieren sich dabei am Gerbvorgang von Naturvölkern. Sicherheitshalber solltest du dich vor dem Kauf eines aus Fischleder hergestellten Produktes genau beim Hersteller erkundigen, mit welchen Mitteln das Leder gegerbt wurde.
Fischleder kaufen oder nicht?
Auch wenn Fischleder überwiegend noch ein Abfallprodukt ist und je nach Hersteller so natürlich wie möglich gegerbt ist, solltest du auf diese Lederart besser verzichten. Denn auch für Fischleder mussten Tiere sterben. Außerdem sind viele Fischgründe bereits erschöpft, nicht jede Fischerei arbeitet nachhaltig und Tiere aus Aquakulturen, vor allem Lachse, leiden oft an Parasiten. Um die Überfischung der Weltmeere zu vermeiden, müssen wir daher weniger Fisch konsumieren. Wird Fischleder weiterhin beliebter, könnte das allerdings den Fischfang weiter anfeuern.
Generell ist es für Umwelt und Klima besser, wenn du so wenig tierische Produkte konsumierst wie nur irgendwie möglich oder am besten gleich ganz darauf verzichtest. Mittlerweile gibt es so viele Lederalternativen aus pflanzlicher Herstellung, dass die Verwendung von tierischem Leder eigentlich kaum noch nötig ist.
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