Flaschengärten sind schnell angelegt und echte Hingucker auf dem Schreibtisch. Wir zeigen dir, wie du ein eigenes Mini-Ökosystem erschaffst, das du im Idealfall nie mehr öffnen musst.
Ökosystem Flaschengarten: Wie funktioniert das?
Flaschengärten sind die wohl pflegeleichtesten Gärten überhaupt – denn theoretisch musst du die Mini-Biotope im Schraubglas nie mehr gießen. Denn im luft- und wasserdichten Glasgefäß entsteht ein eigenes Ökosystem. Flaschengärten gab es schon im 19. Jahrhundert. Der Brite David Latimer verschaffte ihnen jedoch neue Popularität. Er soll seinen beeindruckenden Weinballon seit 1972 nicht mehr geöffnet haben.
Im Idealfall kannst du die Pflanzen also ganz sich selbst überlassen. Das funktioniert deshalb, weil sich im Glas eine Art Ökosystem auf kleinstem Raum einstellt. Das anfänglich hinzugefügte Wasser und Sonnenlicht reichen aus, um das Ökosystem am Laufen zu halten. Dabei verdunstet das Wasser, kondensiert am Glasdeckel und gelangt so zurück in den Kreislauf. Mikroorganismen im Boden liefern Nährstoffe und sorgen dafür, dass abgestorbene Pflanzenteile verrotten. Dieses geschlossene Ökosystem im Flaschengarten wird auch Hermetosphäre genannt.
Ideal also für alle, die ohne viel Aufwand etwas Grün in die Wohnung bringen wollen. Der selbst gemachte Flaschengarten ist nicht nur pflegeleicht und nachhaltig, sondern auch fast kostenlos.
Mini-Biotop anlegen: Das musst du beachten
Welche Pflanzen sind geeignet?
Dem Klima in der Flasche geschuldet, gedeihen im Flaschengarten vor allem exotische Pflanzen. Sie bevorzugen feucht-warmes Klima und kommen mit nährstoffarmem Boden aus. Außerdem sollten sie möglichst langsam wachsen. Gut geeignet sind zum Beispiel:
Für besonders dekorative und farbenfrohe Flaschengärten kannst du:
- Mini-Orchideen
- Bromelien
- oder fleischfressende Pflanzen
verwenden.
Sukkulenten oder Kakteen sind eher weniger geeignet, da sie die hohe Luftfeuchtigkeit nicht vertragen. Bei diesen Pflanzen sollte das Gefäß offenbleiben.
Tipp: Wenn du deinen Flaschengarten komplett kostenlos gestalten willst, kannst du dich auch in der Natur nach passenden Pflanzen umsehen. Moose und Farne wachsen bei uns im heimischen Wald. Selbst die Erde kannst du aus dem Wald mitnehmen. Sammle Pflanzen aus dem Wald jedoch immer mit Bedacht und nur in geringen Mengen. In Naturschutzgebieten und Nationalparks darfst du keine Pflanzen oder Erde sammeln.
Die richtige Flasche wählen
Geeignet sind grundsätzlich alle Glasgefäße mit Deckel ab zwei Litern Fassungsvermögen – je größer, desto besser! Große Schraubgläser findest du beispielsweise im Supermarkt, in denen etwa große Mengen an Essiggurken verkauft werden. Alternativ kannst du dich auch am Glascontainer auf dem Wertstoffhof umschauen – dort ist fast immer etwas Brauchbares dabei. Glasgefäße mit dünnem Flaschenhals sind übrigens kein Problem: Hier kannst du die Flasche mit Hilfe eines Trichters, eines langen Stabs oder einer Pinzette befüllen. Das ist zwar etwas Fummelarbeit, funktioniert aber.
Wichtig ist, dass du den Glasbehälter vorher mit heißem Wasser ausspülst. So werden eventuell vorhandene Keime abgetötet, was späteren Schimmelbefall vorbeugt.
Flaschengarten anlegen: Diese Utensilien brauchst du
Der Flaschengarten besteht aus mehreren Schichten. Dafür brauchst du folgende Materialien:
- Flasche: Geeignet ist jedes verschließbare Glas mit einem Volumen von mindestens zwei Litern.
- Drainage: Die Drainage sorgt dafür, dass das Wasser abfließen kann und die Wurzeln nicht anfangen zu faulen. Dafür geeignet sind Kies, Ziegel- und Basaltsplitt sowie Blähton.
- Holzkohle: Über die Drainage kommt etwas zerkleinerte Holzkohle, die der Schimmelbildung entgegenwirkt.
- Substrat: Damit die Pflanze Wurzeln ausbilden und wachsen kann, benötigt sie Erde. Hier kannst du herkömmliche Garten- oder Blumenerde verwenden, wobei diese möglichst nährstoffarm sein sollte.
- Pflanze: Am besten geeignet sind langsam wachsende Zimmerpflanzen, die in feucht-warmem Klima gedeihen.
- Dekoration: Um deinen Flaschengarten besonders dekorativ zu gestalten, kannst du zum Beispiel Steine, Holzstücke oder leere Schneckenhäuser mit in das Glas legen.
- Wasser: Im letzten Schritt musst du dein Mini-Biotop einmalig gießen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Flaschengarten
- Zuerst kommt die Drainage in das Glas. Gib dafür eine etwa zwei bis fünf Zentimeter hohe Kieselsteinschicht in das Gefäß.
- Verteile etwa zwei Esslöffel Holzkohle auf der Drainage. Zerkleinere dafür die Holzkohle in rund 0,5 Zentimeter große Stücke – das geht zum Beispiel in einer Mülltüte mit Hilfe eines Nudelholzes.
- Fülle das Glas nun mit drei bis vier Zentimetern Erde auf.
- Drücke eine Mulde in die Erde und setze die Pflanze hinein. Achte darauf, dass die Pflanze genügend Platz hat und setzt nicht zu viele Pflanzen in ein Glas. Drücke die Erde leicht an.
- Am Rand kannst du optional etwas Moos auf der Erde verteilen und ebenfalls leicht andrücken. Wenn noch etwas Waldboden am Moos hängt, ist das umso besser.
- Gieße den Flaschengarten mit (möglichst kalkarmem) Wasser. Achte darauf, nicht zu viel zu gießen – der Boden sollte gut feucht sein, es sollte sich aber kein Wasser am Glasboden sammeln.
- Lasse das Glas eine Weile geöffnet bis das Wasser etwas verdunstet ist. Sollte sich nach dem Schließen Kondenswasser am Glasrand sammeln, ist das ein Zeichen, dass zu viel Wasser im Glas ist. Lasse den Behälter dann einfach ein paar Tage geöffnet, damit überschüssiges Wasser verdunsten kann.
So schnell hast du dein eigenes kleines Ökosystem geschaffen. Besonders wohl fühlt sich der Flaschengarten an hellen Orten ohne direkte Sonneneinstrahlung. Ein schattiges Plätzchen auf dem Schreibtisch oder ein Nordfenster sind zum Beispiel ideal.
Wenn sich noch kein optimales Gleichgewicht eingestellt hat, kann es vorkommen, dass du das Glas hin und wieder öffnen und gießen musst. Deshalb solltest du dein kleines Ökosystem immer im Auge behalten – auch um die Pflanze wenn nötig zu stutzen.
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