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Gigacorn: Die nachhaltigen Start-up-Unicorns?

Gigacorn
Foto: CC0 / Pixabay / Goumbik

Gigacorns gehören zu den gesuchtesten Start-ups. Es handelt sich dabei um Unternehmen, die theoretisch zugleich Profit bringen und den Klimaschutz vorantreiben könnten. Wie das zusammenpassen soll, liest du hier.

Ein „Gigacorn“ ist im Unternehmensjargon die grüne, zukunftsweisende Version eines „Unicorns„. Als Unicorns (deutsch: Einhörner) gelten Start-ups, die ihren Marktwert auf über eine Milliarde steigern können. 

Seit gut zwei Jahren sind einige Investoren:innen jedoch vermehrt auf der Suche nach Gigacorns. Das sind Unicorn-Unternehmen, die zusätzlich zu ihrer Einträglichkeit auch noch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten sollen. Ein Gigacorn soll demnach nicht nur einen Marktwert von mindestens einer Milliarde haben, sondern auch eine Milliarde Tonnen an CO₂-Emissionen einsparen können. Daraus leitet sich der Name Gigacorn ab: Eine Milliarde Tonnen sind eine Gigatonne. Bisher trifft diese theoretische Voraussetzung allerdings auf kein bekanntes Unternehmen zu.

Mit ihrer gezielten Suche nach Gigacorns wollen die Investor:innen den Umbau zu einer Net-Zero-Wirtschaft vorantreiben. Net-Zero (oder Netto-Null) heißt, dass alle vom Menschen verursachten Treibhausgase sich entweder einsparen oder durch Kohlenstoffspeicher so ausgleichen lassen, dass die Emissionssumme unter dem Strich Null ergibt. 

Gigacorns: Darum sind sie so gefragt

Hinter dem angezielten Wert von einer Gigatonne eingesparter Emissionen steckt die Überlegung, dass die derzeitigen Maßnahmen zum Klimaschutz nicht ausreichen. Der Emissions Gap Report 2022 der Vereinten Nationen prognostiziert, dass die Maßnahmen bis 2030 nur eine Senkung um fünf bis zehn Prozent ergeben werden. Damit sich der drastische Temperaturanstieg auf die anvisierten 1,5 Grad Celsius verlangsamen lässt, sind jedoch Einsparungen von 45 Prozent notwendig.

Das kann nur durch eine Restrukturierung der Gesellschaft gelingen. Jeder Bereich des Lebens wird sich klimaneutral ausrichten müssen. Dafür sind innovative Technologien gefragt – und Gigacorns bieten theoretisch großes Potenzial in diesem Bereich.

Einer der ersten „Gigacorn-Jäger“, der Investor Christian Hernandez, macht folgende einfache Rechnung auf: Bis 2030 sind laut dem Emissions Gap Report 58 Milliarden Tonnen CO₂-Emissionen einzusparen. Mit 58 Gigacorns ließe sich dieses Klimaziel erreichen.

Die Suche nach dem Gigacorn

Nachhaltige Zementherstellung ist ein möglicher Bereich, in dem sich Gigacorns finden lassen könnten.
Nachhaltige Zementherstellung ist ein möglicher Bereich, in dem sich Gigacorns finden lassen könnten.
(Foto: CC0 / Pixabay / cegoh)

Bei ihrer Suche nach den nachhaltigen Gigacorns konzentrieren sich Investor:innen auf Bereiche, die derzeit noch für einen Großteil der Gesamtemissionen verantwortlich sind.

Energiesektor – Hier ist es das langfristige Ziel, grüne Energie zu produzieren, zu speichern und effizient zu nutzen. Die Energieversorgung für Haushalte und Industrie muss klimaneutral erfolgen. Der Clean Energy Technology Guide der International Energy Agency (IEA) stellt 500 zukunftsträchtige Technologien vor. Darunter fallen auch Sparten, in denen Investor:innen nach möglichen Gigacorns suchen:

  • Stahlindustrie – So könnte sich zum Beispiel ein Start-up als mögliches Gigacorn entpuppen, das klimaneutrale Techniken rund um die Herstellung von Stahl oder Aluminium entwickelt. Diese Industriezweige gelten momentan als besonders energieintensiv.
  • Kraftstoffe und Transportwesen – Ein anderer Bereich, in dem sich potenziell Gigacorns finden ließen, ist das Transportwesen. Alle Fahrzeuge sowie der gesamte Warenverkehr müssen in Zukunft mit klimaneutralen Kraftstoffen funktionieren.

Bauwesen – Gigacorn-Potenzial haben hier vor allem Start-ups, die klimafreundliche Baustoffe herstellen können. Laut IEA ist der globale Bauboom aufgrund seines Zementverbrauchs maßgeblich für den Anstieg der jährlichen CO₂-Emissionen in der Branche verantwortlich. Bis 2030 müssten die entstehenden Emissionen jährlich um jeweils drei Prozent sinken.

Agrarwirtschaft – Die Umstellung der Welternährung auf überwiegend pflanzliche Kost hätte ein enormes Einsparungspotenzial. Peta berichtet, dass der CO2-Fußabdruck bei veganer Ernährungsweise um 41,7 Prozent kleiner ist als bei einer herkömmlichen Ernährung mit Fleisch. Verantwortlich für den hohen Anteil an Treibhausgasen sind Wiederkäuer wie Kühe oder Schafe. Ihre Verdauung produziert Methangas, das zu den Treibhausgasen zählt. Unternehmen, die sich beispielsweise auf Fleischersatz spezialisieren, hätten laut Investor Christian Hernandez Chancen, sich zu einem Gigacorn zu entwicklen.

Kann das Kozept Gigacorn aufgehen?

Viele Technologien, die sich zu Gigacorns entwickeln können, befinden sich noch in der Testphase.
Viele Technologien, die sich zu Gigacorns entwickeln können, befinden sich noch in der Testphase.
(Foto: CC0 / Pixabay / felixioncool)

Die Idee hinter dem Gigacorn klingt zunächst überzeugend. Doch interessierte Investor:innen müssen sich noch folgende Fragen stellen:

  • Gibt es das Gigacorn wirklich? Bislang erfüllt weltweit noch kein Unternehmen die Anforderungen, die notwendig wären, um Gigacorn-Status zu erreichen.
  • Lassen sich bis 2030 genügend Gigacorns finden? Aus dem Clean Energy Technology Guide der IEA geht hervor, dass sich viele potenzielle Technologien noch in einem frühen Entwicklungsstadium befinden. Theoretisch müssten die neuen grünen Technologien aber innerhalb von sieben Jahren getestet sein und bestehende Verfahren ablösen können. Kann das klappen?

Dann ist da noch das Problem mit dem Preis. Die neuen Technologien sollen alte und klimaschädliche Vorgehensweisen ersetzen. Damit sie auch wirklich zum Einsatz kommen könnten, müsste ihr Preis auf vergleichbarem Niveau liegen. In der Regel stecken aber die Entwicklungskosten mit im Preis für ein neues Produkt. Das ist einer der Gründe, warum neue Technologien zunächst einmal teurer sind. Erst mit der Zeit sinkt dann der Preis. Das wäre hier problematisch, denn die Gigacorns sollen ja auch rentabel sein, um den angezielten Marktwert von einer Milliarde zu erreichen. 

Alles in allem lässt das Konzept der Gigacorns noch einige Fragen offen. Vielleicht muss es aber ja gar kein Gigacorn sein: Auch eine größere Anzahl kleinerer innovativer Start-ups könnte effektiv zum Klimaziel beitragen. Bei dem Hype um Gigacorns, der bei vielen Investor:innen zurzeit vorherrscht, könnten solche Unternehmen leicht übersehen werden.

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