Die Sorge vor einer Gasknappheit und die explodierenden Gaskosten beschäftigen Deutschland. Doch was ist mit der Stromversorgung? Wir haben einen Experten der Verbraucherzentrale gefragt, ob auch der Strom im Winter knapp wird und was man selbst gegen hohe Strompreise unternehmen kann.
Gedrosselte Gaslieferungen aus Russland, die umstrittene Gasumlage und das Abkommen mit Kanada für eine verstärkte Wasserstoffwirtschaft: Derzeit dreht sich vieles um die Energiesicherheit in Deutschland. Bei allen den Diskussionen um (Flüssig-)Gas rückt die Stromversorgung beinahe in den Hintergrund.
Wir haben deshalb bei Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie bei der Verbraucherzentrale NRW, nachgefragt, was Verbraucher:innen jetzt zum Thema Strom wissen sollten.
Energieexperte Udo Sieverding: „Der Strompreis wird explodieren“
Die öffentliche Aufmerksamkeit liegt im Augenblick auf den rasant gestiegenen Gaskosten. Doch auch beim Strom gibt es starke Preissteigerungen. Die Vergleichsportale Verivox und Check24 verglichen die Strompreise im August mit denen des Vorjahreszeitraums: Sie kommen auf einen Preisanstieg von 38 bzw. 31 Prozent.
Das ist bereits ein starker Anstieg, doch laut Udo Sieverding ist noch lange kein Ende in Sicht: „Ich erwarte beim Strom eine Preisexplosion. Die derzeitigen Preise an der Strombörse geben Anlass zur Sorge. Bei Neukundentarifen spiegelt sich das bereits wider in Höhe von mehr als 50 Cent pro Kilowattstunde. Die Bestandskundentarife werden sich in den nächsten Monaten in diese Richtung bewegen.“
Nicht alle Haushalte werden die gestiegenen Energiekosten bezahlen können, mahnt der Experte. Auch erneute Insolvenzen bei Stromanbietern schließt Sieverding nicht aus. Diese hatten in den vergangen Jahren (so auch Anfang 2022) dafür gesorgt, dass hunderttausende Haushalte sich einen neuen Stromanbieter suchen oder die Grundversorgung in Anspruch nehmen mussten.
Lies auch: Reform geplant: Wer derzeit Anspruch auf Wohngeld hat und Was kann ich bei zu hohen Stromrechnungen tun?
Droht neben steigenden Strompreisen auch eine Stromknappheit?
Das klingt beunruhigend. Immerhin droht nach derzeitigen Einschätzungen aber keine Stromknappheit. Udo Sieverding sagt uns dazu: „Die Stromversorgung ist aus meiner Sicht sicher, das höre ich auch von der Bundesnetzagentur und den Netzbetreibern. Die Branche rechnet nicht mit ernsthaften Versorgungsproblemen, auch weil zusätzliche Kapazitäten von Kohlekraftwerken reaktiviert wurden.“
Udo Sieverding: „Wir haben ein Stromproblem.“
Der Experte führt weiter aus, dass es zwar lokale Stromengpässe im Winter geben könne, doch die Sorge vor einem großflächigen Stromausfall teilt er nicht. Dennoch warnt er: „Wir haben ein Stromproblem. Das ist aber kein Blackout, sondern der Strompreis.“
Wie können Verbraucher:innen Einfluss auf den Strompreis nehmen?
Auf den ersten Blick scheint der Einfluss der Bürger:innen auf die Strompreise gering. Doch das täuscht, denn Stromsparen hilft. Das weiß auch Udo Sieverding: „Alles, was wir an Strom einsparen, verhindert eine Preisexplosion.“
Das hängt an zwei Faktoren: Zum einen bedeutet weniger verbrauchter Strom auch geringere Stromkosten, das leuchtet ein. Zum anderen können wir aber durch Energiesparen auch den Strombörsenpreis geringer halten. Denn wenn wir die Einsatzstunden teurer Spitzenlastkraftwerke – etwa von Gaskraftwerken – reduzieren können, sinken die Preise an der Strombörse.
Der Energiebereichsleiter der Verbraucherzentrale NRW verrät seine drei besten Tipps zum Energiesparen:
- Alle Hauseigentümer:innen sollten ihre Heizungspumpe prüfen. Neuere Hocheffizienzpumpen verbrauchen nur einen Bruchteil des Stromverbrauchs älterer Pumpen.
- Kühlschränke, die älter als 15 Jahre sind, entsorgen. Wir stellen dir die stromsparendsten Kühlschränke vor.
- Die elektrische Warmwassererzeugung optimieren, indem man Warmwasser spart und unter Umständen einen neuen Durchlauferhitzer installieren.
Du willst noch mehr Strom sparen? Wir zeigen dir weitere Soforttricks zum Stromsparen und die 7 größten Stromfresser im Haushalt.
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