Hydroponik: So funktioniert es Von Sarah Brockhaus Kategorien: Ernährung Stand: 19. April 2020, 14:37 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / naidokdin Pflanzen nur in Wasser ohne Erde anbauen? Genau so funktioniert das Prinzip der Hydroponik. Und das kannst du sogar auf deiner Fensterbank nutzen. Was ist Hydroponik? Der Begriff Hydroponik stammt vom Erfinder es Konzepts Dr. Wilhelm Gericke und bezeichnet die Wissenschaft vom erdenlosen Gartenbau. Der Wortteil „hydro“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt Wasser. Denn bei der Hydroponik wird die Erde gewissermaßen durch Wasser ersetzt. Wie im „normalen Anbau“ wird eine Pflanze in der Hydroponik mit Licht, der richtigen Temperatur, Wasser und Nährstoffen versorgt. Das Licht bekommt sie über das Tageslicht – nur Flüssigkeit und Nährstoffe nimmt sie nicht erst über das Zwischenmedium Erde auf, sondern direkt aus dem Wasser. Hydroponik versus normaler Gemüseanbau – die Vor- und Nachteile Kein Unkraut und weniger Platzbedarf – das ist ein Vorteil eines hydroponischen Gartens (Foto: CC0 / Pixabay / congerdesign) Befürworter der Hydroponik finden viele gute Argumente für ihren Einsatz: Du kannst Hydroponik auf kleinem Raum nutzen. Du kannst das Wachstum der Pflanze optimal fördern, indem du das Licht, die Temperatur, Wasser- und Nährstoffzufuhr kontrollierst. Mit Hydroponik kannst du das ganze Jahr über Gemüse anbauen. In einem hydroponischen System sollen die Wurzeln nicht faulen – anders als in der Erde. Du musst die Pflanzen nicht täglich gießen, die Nährlösung musst du viel seltener nachfüllen. Mit etwas Kreativität kannst du ein hydroponisches System auch aus Plastikmüll upcyceln. Du musst kein Unkraut jäten. Allerdings gibt es auch Nachteile: Manche Hydroponik-Systeme funktionieren nur mit Strom. Die meisten hydroponischen Systeme bestehen aus Plastik. Außerdem benötigst du Düngemittel für die Nährlösung. Wenn du keinen chemischen Dünger verwenden möchtest, kannst du eine Nährlösung aus Küchenabfällen oder Teebeuteln machen. Eine Anleitung dazu findest du auf der Seite Hausgarten. Je nach Bauart musst du dir wahrscheinlich zusätzliche Materialien wie Pumpen oder Plastikcontainer für das Wasserreservoir besorgen. So baust du dein eigenes Hydroponiksystem Ein hydroponisches System braucht nicht viel Platz – es passt sogar auf die Fensterbank. Auch auf dem Balkon kannst du mit Hydroponik Pflanzen anbauen. Wenn du dir unsicher bist, wie du am besten anfängst, dann kannst du mit einem Fertigset für Hydroponik starten. Wenn du kreativ und etwas handwerklich geschickt bist und gerne rumprobierst, dann kannst du dir ein einfaches Hydroponiksystem wie die Deep Water Culture auch selbst bauen. Alles, was du dafür brauchst, bekommst du aus dem Baumarkt: eine Plastikkiste mit Deckel als Wasserreservoir Netztöpfe eine Aquariumspumpe mit Belüftungsstein eventuell ein Pflanzsubstrat (z.B. Bimsstein) Hydroponik-Dünger Und so gehst du Schritt für Schritt vor: Bohre Löcher in den Deckel der Plastikkiste, in die du die Netztöpfe einsetzen kannst. Lege den Belüftungsstein der Pumpe in die Plastikkiste. Falls du Setzlinge verwendest, wasche vor dem Einsetzen sorgfältig die Erde von den Wurzeln. Setze die vorbereiteten Pflanzen in die Netztöpfe und die Netztöpfe dann in die Plastikkiste. Fülle das Wasser in die Plastikkiste, sodass die Netztöpfe ungefähr einen Zentimeter tief im Wasser hängen Füge nach Packungsanleitung die Düngelösung bei. Nutzt du selbst gemachten Dünger aus Tee-Resten, kannst du ihn jedes dritte Mal verwenden. Du solltest deine Pflanzen alle 30 Minuten für circa 15 Minuten belüften. Dabei hilft eine Zeitschaltuhr. Als Pflanzen für dein Hydroponiksystem eignen sich zum Beispiel Salat, Frühlingszwiebeln, Erdbeeren, Kräuter und vieles mehr. Auf Hydroponik Urban Gardening findest du weitere Anregungen und Tipps. Mehr Möglichkeiten: aktive und passive Hydroponiksysteme Das System, das wir die vorgestellt haben, ist ein aktives System. Es gibt aber auch passive Systeme. Hier holt sich die Pflanze über die Wurzeln oder über Kapillareffekte selbst Flüssigkeit und Nährstoffe. In der Hydroponik gibt es drei klassische, relativ einfache passive Systeme: Entweder du arbeitest mit Substrat, zum Beispiel Bimsstein oder Kokosfaser. Hier pflanzt du deine Pflanze in das Substrat und füllst darunter ein Wasserreservoir mit Nährlösung. So kann die Pflanze mithilfe der Wurzeln und durch die Kapillarkräfte die Nährlösung nach oben ziehen. Ähnlich funktioniert das Dochtsystem. Hier sind der Substratbehälter und das Wasserreservoir durch Dochte verbunden. Dabei handelt es sich um dünne Rohre, durch die die Pflanze die Nährlösung zieht. Bei einem Passivsystem ohne Substrat benutzt du ein Netz, durch das deine Pflanze die Wurzeln strecken kann. Du setzt sie in einem Topf über das Wasserreservoir mit Nährlösung, sodass die Wurzelenden zum Teil ins Wasser ragen. Aktive Systeme der Hydroponik sind komplizierter im Bau. Sie haben Elemente, die mit Strom betrieben werden müssen, zum Beispiel Pumpen oder Temperaturregler. Dafür können in aktiven Systemen theoretisch alle Pflanzen kultiviert werden, die oberirdisch Früchte tragen. Zu ihnen gehören zum Beispiel: Deep Water Culture (oben beschrieben): Hier lässt du die Wurzeln deiner Pflanzen vollständig in die Nährlösung hängen. Eine Luftpumpe reichert das Wasser von unten permanent mit Sauerstoff an und verhindert so, dass die Pflanzen ertrinken. Ebbe-und-Flut-System: Die Wurzeln hängen nicht permanent ins Wasser. Die Nährlösung wird in regelmäßigen Abständen zu den Wurzeln gepumpt, welche freihängen oder auf Substrat wachsen. Nutrient Film Technik: Sie funktioniert ähnlich wie das Ebbe-und-Flut-System. Die Pflanzen sind in einer Reihe angeordnet und die Röhre, in der sie wachsen, ist geneigt. Mit einer Pumpe wird die Nährlösung ins höhere Ende gepumpt und fließt am unteren Ende der Röhre dann zurück ins Reservoir. Die Unterschiede zwischen Hydroponik, Hydrokultur und Aquaponik Bei der Aquaponik kommen zusätzlich Fische zum Einsatz (Foto: CC0 / Pixabay / BarbaraJackson) Die Abgrenzung zwischen Hydroponik und Aquaponik ist relativ einfach: Denn Aquaponik bezeichnet ein spezielles System, bei dem Fischzucht und Gemüseanbau kombiniert werden. Der Gemüseanbau in der Aquaponik findet meist in einem hydroponischen System statt. Aquaponik ist also ein Teil der Hydroponik. Mit Hydrokultur wird meist ein Verfahren bezeichnet, bei dem Zierpflanzen auf Blähton als Substrat angebaut werden. In der Hydroponik hängen die Wurzeln dagegen meist frei und sind ganz oder teilweise in eine Nährlösung eingetaucht. In diesem Artikel hast du erfahren, wie du Pflanzen ohne Substrat kultivierst. Wenn du Pflanzen auf Blähton pflanzen möchtest, dann findest du dazu Informationen in unserem Artikel zu Hydrokultur. Weiterlesen auf Utopia.de: Urban Gardening: Diese Ideen machen Lust, den Balkon zu bepflanzen Vertikaler Garten: Aufbau, Pflanzen und Tipps Waldgarten selbst anlegen: Anleitung und Tipps English version available: What Is Hydroponics and How Does It Function? ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 12 0 Vielen Dank für deine Stimme! Verwandte Themen: Essen Gewusst wie Nachhaltiger Lebensstil HOL DIR DEN UTOPIA NEWSLETTER Leave this field empty if you're human: