Waldbrände sind auch eine Begleiterscheinung des Klimawandels. Hier liest du, wo sie verstärkt auftreten und wie sie ihrerseits den Klimawandel beeinflussen.
Waldbrände: Die Bedrohung durch die Feuer nimmt weltweit zu
Die Anzahl der Waldbrände steigt in einigen Regionen der Welt. Die Feuer dehnen sich dabei über immer größere Waldflächen aus. Das sind alarmierenden Signale für den WWF. Besonders dann, wenn die Feuer an Orten oder zu Jahreszeiten ausbrechen, bei denen normalerweise kaum Waldbrandgefahr besteht.
Der Umweltschutzorganisation zufolge zeigt diese Entwicklung, dass Waldbrände zunehmend eine Bedrohung für ganze Ökosysteme darstellen. Durch die Feuer verändert sich teilweise dauerhaft der Lebensraum von Pflanzen und Tieren.
Die Waldbrandstatistiken verzeichneten in den letzten Jahren unter anderem diese beunruhigenden Rekorde:
Deutschland: Laut Bundesumweltamt dehnten sich die Feuer 2019 insgesamt über eine Fläche von über 2.700 Hektar aus. Das war die größte Gesamtfläche seit 27 Jahren. Laut offizieller Waldbrandstatistik brennen besonders häufig Nadelwälder, vor allem in Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen.
Australien: 2019 bis 2020 wüteten bislang die weltweit verheerendsten Waldbrände seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Bilder von verletzten Koalas und Kängurus gingen um die Welt. Laut WWF brannte es im Oktober 2020 schon wieder, diesmal auf Fraser Island. Die Insel ist die Heimat vieler bedrohter Arten und UNESCO-Weltnaturerbe.
Amazonas: Greenpeace spricht von einer Million Hektar Regenwald, die 2019 brannten. Das vergangene Jahr war in der Hinsicht nicht besser. Im Juni gab es in der Region über 2.000 Brandherde – 20 Prozent mehr als im Juni 2019 und am meisten seit 13 Jahren. Der WWF berichtet, dass 2020 auch in der angrenzenden Region Pantanal heftige Waldbrände wüteten.
Kalifornien (USA): Die Region kennt jährlich wiederkehrende Waldbrände, aber die Heftigkeit der Feuer nimmt zu. Laut WWF war bisher 2015 das katastrophalste Jahr, mit 4,1 Millionen Hektar verbrannter Waldfläche. Vorläufige Auswertungen der kalifornischen Behörden deuten an, dass die Fläche der Brände von 2020 an die von 2015 herankommen könnte.
Russland: Der WWF verzeichnet auch hier eine Zunahme der Waldbrände, die teilweise bis an die Hauptstadt Moskau heranreichten.
Ein Satellitenbild der NASA zeigt tagesaktuell, wo auf der Welt gerade Waldbrände herrschen. Im Sommer 2021 sind beispielsweise Regionen in Italien, Griechenland und der Türkei stark betroffen. In Griechenland wurden bis zum 13. August 2021 bereits 90.000 Hektar Wald und unzählige Häuser zerstört.
Waldbrände: Fast immer ist der Mensch die Ursache
Waldbrände sind grundsätzlich ein natürlicher Vorgang, auf den sich die Natur einstellen kann. Einige Waldgebiete, wie beispielsweise das australische Buschland, sind an die jährlich wiederkehrenden Feuer angepasst. Das Wissensmagazin Planet Wissen erläutert, dass Buschfeuer in solchen Gebieten eine reinigende Wirkung haben. Die Gräser verbrennen und ihre Asche düngt den Boden. Die Feuer beleben hier das Ökosystem.
Solche natürlichen Waldbrände entstehen meist durch Blitzeinschläge und werden von Stürmen angefacht. Laut WWF gehen jedoch nur rund vier Prozent der Brände auf solche natürlichen Ursachen zurück. Die überwiegende Mehrheit der Brände hat unnatürliche Ursachen:
- Fahrlässigkeit und Brandstiftung: Beides zählt zu den häufigsten Waldbrandursachen. Das Umweltbundesamt berichtet beispielsweise, dass in Deutschland der unvorsichtige Umgang mit Feuer beim Wandern oder Campen für viele der Waldbrände verantwortlich ist.
- Stromleitungen oder Elektrogeräte: Laut Planet Wissen dringen Siedlungen in Kalifornien oder Australien immer weiter in Waldgebiete vor. Damit erreicht die Zivilisation waldbrandgefährdete Gebiete. Ein kleiner Funke oder Schwelbrand bei Kabeln reicht dann aus, um große Flächen in Brand zu setzen.
- Brandrodung: In Südamerika ist fast immer Brandrodung die Ursache, wenn der Urwald in Flammen steht. Dem WWF zufolge sollen die gerodeten Flächen Platz schaffen für Viehweiden oder den Anbau von Futtersoja.
Übrigens: Glasscherben oder sonstiges weggeworfenes Glas verursachen im Normalfall keine Waldbrände. Glas kann unter geeigneten Bedingungen zwar Sonnenlicht auf einen Punkt fokussieren und dort auf diese Weise hohe Temperaturen verursachen („Brennglaseffekt“). Eine Untersuchung hat jedoch gezeigt, dass diese Temperaturen in Deutschland nach derzeitigem Kenntnissstand nicht ausreichen, um ein Feuer zu verursachen. Selbstverständlich solltest du dennoch niemals Glasscherben oder anderes Altglas in der Natur liegen lassen.
Mehr Waldbrände – eine Folge des Klimawandels
Der Klimawandel sorgt in einigen Regionen für zunehmende Waldbrandgefahr. Die Erwärmung der Erde zeigt sich unter anderem in steigenden Durchschnittstemperaturen. Zusammen mit weniger Niederschlägen kann dies zu Dürreperioden führen. In bestimmten Regionen steigt dadurch das Risiko für Waldbrände, wie zum Beispiel hier:
- In Ländern rund um das Mittelmeer nimmt die Brandgefahr zu. Die Europäische Union berichtet, dass Klimaprognosen von zunehmender Dürre und damit verstärkter Waldbrandgefahr für die Mittelmeerregion ausgehen. Der WWF spricht schon jetzt von Mega-Bränden, mit der die Region zunehmend konfrontiert ist.
- In Australien erreicht die Waldbrandgefahr Regionen, die bislang als sicher galten. Das Wissensmagazin Spektrum erläutert, dass der Wechsel von feuchten Wintern und extrem trockenen Sommern die jüngsten Brände in Australien begünstigte. Durch den Regen im Winter wachsen verstärkt Gräser und Sträucher zwischen den Bäumen. In der regenarmen heißen Jahreszeit trocknen sie aus. Ein Feuer findet so ausreichend brennbares Material am Waldboden. Wie Spektrum berichtet, führte dies dazu, dass in Australien nun auch Wälder in der Nähe von Großstädten brannten, die bislang wenig mit Feuern zu tun hatten.
- Nadelwälder in Norddeutschland sind gefährdet. Das Umweltbundesamt berichtet, dass die trockenen Sommer der letzten Jahre den Boden ausgedörrt haben. Die leicht entflammbaren Harze in der Rinde der Nadelbäume machten diese dann besonders anfällig für Feuer.
- In Kanada und Nordeuropa kann die Waldbrandgefahr zunehmen. Das britische Umweltmagazin Carbonbrief erläutert, dass auch weniger oder ausbleibender Schneefall die Brandgefahr verstärken kann. Der Boden ist länger den Sonnenstrahlen ausgesetzt. Die niedrigen Pflanzen trocken aus und bieten einem Feuer Nahrung.
Waldbrände schädigen das Ökosystem
Opfer von Waldbränden sind neben den Menschen vor allem die Tiere. Die ausgedehnten Flächenbrände in Australien ließen vielen davon keine Fluchtmöglichkeit. Der WWF berichtet, dass die Feuer die Lebensgrundlage von Koalabären und anderen Wildtieren vernichteten. Helfer:innen mussten viele Tiere retten. Planet Wissen gibt zu bedenken, dass solche Waldbrände langfristig zum Aussterben der Koalabären führen könnten.
Der WWF nennt die Region Pantanal in Südamerika als weiteres Beispiel. Rund 80 Prozent eines Schutzgebietes für den Jaguar sind von den Feuern betroffen. Außerdem ist die Region die Heimat des blauen Ara. Die Papageienart ist vom Aussterben bedroht.
Planet Wissen berichtet, dass sich Pflanzen in der Regel nach einem Waldbrand schneller erholen. Zum Beispiel in Australien: Rund fünf Monate nach dem Feuer grünten schon wieder die ersten Sprösslinge.
Doch das muss nicht immer der Fall sein. Häufige Waldbrände bedrohen auch den Bestand der Wälder. Das ist zum Beispiel in dem empfindlichen Ökosystem Regenwald der Fall. Der WWF erklärt dazu, dass die Abholzung für Tropenholz Lücken in das sonst geschlossene Blätterdach reißt. Durch die Sonne, die nun den Boden erreicht, trocknet dieser aus. Schattenpflanzen am Boden des Waldes können sich oftmals nicht anpassen und verlieren ihren Lebensraum. Je mehr Lücken im Regenwald entstehen, umso mehr trocknet der eigentlich feuchte Boden des Regenwaldes aus. Das ermöglicht es neuen Waldbränden, sich noch weiter in den Urwald hineinzufressen – mit der Folge, dass es der nächste Waldbrand noch leichter hat. Eine fatale Kettenreaktion nimmt ihren Lauf.
Waldbrände im Regenwald sind fatal für das Klima
Fachleute von Klimaforschungsinstituten und Umweltorganisationen beobachten die Entwicklung im Amazonas-Regenwald besonders kritisch. Noch hat diese riesige zusammenhängende Urwaldfläche die Fähigkeit, der Klimaerwärmung entgegenzuwirken:
- Natürlicher Speicher für Treibhausgase: Der WWF erläutert, dass der Urwald ein riesiger Kohlenstoffspeicher ist. Die Bäume speichern insgesamt ungefähr eine Menge, die den weltweiten Treibhausgas-Emissionen von zehn Jahren entspricht.
- Kühleffekt für das Klima: Zusätzlich kühlen die Bäume das Klima. Sie verdunsten Wasser, das in die Atmosphäre aufsteigt. In Form von Niederschlägen sorgt es anschließend für die reichen Ernten in Südamerika. Ohne diesen Kreislauf könnte sich die ganze Region in eine unfruchtbare Steppe verwandeln.
Nimmt jedoch die beschriebene Kettenreaktion von immer häufigeren und größeren Waldbränden weiter Fahrt auf, geht die regulierende Fähigkeit des Regenwaldes zunehmend verloren. Je mehr Fläche er einbüßt, desto weniger kann er die Erderwärmung dämpfen. Mit Klimamodellen untersuchen Fachleute die Auswirkungen dieses Problems auf das globale Klima.
- Der WWF schätzt, dass bis 2030 rund 55 Prozent des Amazonas-Regenwaldes durch Brände vernichtet oder beschädigt sein könnten. Im Lauf dieser Entwicklung könnte ein Kipppunkt in der Klimaentwicklung erreicht werden. Damit bezeichnen Fachleute einen Punkt im Klimawandel, an dem sich die Entwicklung verselbstständigt und nicht mehr aufhalten lässt.
- Das Umweltbundesamt erklärt, dass einige Klimamodelle von der Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes ausgehen. Die Folge ist eine verstärkte Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre und beschleunigte Klimaerwärmung. Dies begünstigt wiederum Waldbrände in angrenzenden Regionen, aber auch weltweit könnte das Risiko weiter zunehmen.
Noch lassen sich die Folgen der Waldbrände für das Klima nicht genau abschätzen und es ist unklar, wann der Kipppunkt erreicht ist. Die Lage ist jedoch beunruhigend.
Weitere Folgen von Waldbränden
Waldbrände bedrohen das Leben und die Existenzen von Menschen. Dem Umweltbundesamt zufolge entstanden 2020 in Deutschland Schäden von zwei Millionen Euro durch Waldbrände. In der Türkei sind 2021 bereits mehrere Menschen und zahlreiche Tiere durch Waldbrände ums Leben gekommen.
Darüber hinaus setzen Waldbrände giftige Gase wie Dioxin und Treibhausgase frei. 2019 haben Waldbrände in Deutschland dem Umweltbundesamt zufolge knapp 0,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente emittiert. Somit sind Waldbrände doppelt schlecht für das Klima. Einerseits setzen sie das in den Bäumen gespeicherte CO2 frei, andererseits beeinträchtigen sie wie oben beschrieben die Funktion der Wälder als CO2-Senken.
Warum sind Waldbrände so schwer zu löschen?
Je größer der Waldbrand wird, desto schwieriger lässt er sich löschen. Das liegt nicht nur an begrenzten Löschflugzeugen, Wasserquellen und sonstigen Mitteln zur Brandbekämpfung. Ein weiterer Grund ist, dass große Waldbrände ein eigenes Wettersystem haben, das den Brand immer weiter anfacht.
Über Waldbränden herrscht eine große Hitze. Die erwärmte Luft dehnt sich aus, wodurch der Luftdruck sinkt. Gleichzeitig steigt die warme Luft auf, da sie weniger dicht ist als die darüber liegende kältere Luft. Dies lässt den Luftdruck abermals sinken. Um einen Druckausgleich herbeizuführen, strömt Luft aus dem Umland ein. Dadurch können starke Winde von bis zu 100 Kilometern pro Stunde entstehen – man spricht dann auch von „Feuerstürmen“. Das erschwert die Brandbekämpfung erheblich.
Wenn die warme Luft weit genug aufsteigen kann, können sogar Gewitter entstehen. Diese sorgen wiederum für unkontrollierbare Winde und können durch Blitze weitere Feuer verursachen. Der Gewitterregen verdampft in der heißen Luft, bevor er den Boden erreicht.
Ein solcher Waldbrand endet erst, wenn sich die Großwetterlage ändert oder es kein brennbares Material mehr gibt.
Waldbrände – was kannst du tun?
In Deutschland treten im Zeitraum von März bis Oktober häufiger Waldbrände auf. In diesen Monaten stellt der deutsche Wetterdienst den Waldbrandindex online zur Verfügung. Auf der Karte kannst du dich über die aktuelle Brandgefahr informieren. Der Index zeigt in den Stufen eins bis fünf die Gefährdung an, wobei Stufe fünf dem größten Risiko entspricht.
https://utopia.de/ratgeber/waldbraende-verhindern-tipps/
So kannst du helfen, Waldbrände zu verhindern:
- Vermeide in der Natur, insbesondere in Wäldern, offenes Feuer. Mache nur an ausgewiesenen Feuerstellen Lagerfeuer.
- Rauche nicht im Wald. In einigen Bundesländern ist dies ohnehin ganzjährig verboten, in anderen zumindest von Frühling bis Herbst.
- Halte dich an Vorgaben von Forstbehörden, der Feuerwehr und anderen Autoritäten. Bei starker Waldbrandgefahr gelten mitunter strengere Regeln als die gerade beschriebenen.
- Die Katalysatoren unter Fahrzeugen können sehr heiß werden und Brände verursachen. Stelle dein Fahrzeug auf einem ausgeschilderten und entsprechend aufbereiteten Parkplatz ab. Waldwege sind kein sicherer Abstellplatz.
- Bemerkst du unterwegs einen Brand, informiere die Feuerwehr über die übliche Notfallnummer 112. Du kannst den Brand auch an die zuständige Forstdienststelle melden. Wenn du ein Feuer verursacht hast, versuche es schnellstmöglich zu löschen, so lange es noch klein ist. Deine eigene Sicherheit hat jedoch Vorrang.
Mit Spenden an Umweltorganisationen kannst du zur Aufforstung beitragen. Du unterstützt dabei den Wald und tust etwas für den Klimaschutz.
Tipp: Bei der Einkommenssteuer kannst du Spenden absetzen.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Waldsterben: So geht es dem Wald in Deutschland
- 4 Tipps – so handelst und lebst du klimaneutral
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