Wärmepumpen sind nicht nur bei Neubauten oder aufwändiger Sanierung sinnvoll. Der einfache 50-Grad-Test verrät, ob sich ein Bestandsgebäude mit einer Wärmepumpe effizient heizen lässt.
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Wärmepumpen sind ein wichtiger Baustein der Energiewende, da sie eine klimafreundlichere Alternative zu fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas bieten. Beim Einbau sind aber viele Menschen noch zögerlich. Das liegt auch daran, dass sich noch immer einige hartnäckige Mythen zu Wärmepumpen halten – etwa dass sich die Heizalternative ausschließlich bei Neubauten oder nach einer aufwändigen Sanierung lohnen würde.
Doch „die Wärmepumpe ist für mehr Gebäude geeignet, als man landläufig denkt“, sagt Stephan Herpertz, Referent für Energietechnik bei der Verbraucherzentrale NRW. Der Experte empfiehlt einen einfachen Test, mit dem sich herausfinden lässt, ob ein Gebäude auch ohne Sanierung fit für eine Wärmepumpe ist.
Wann arbeitet eine Wärmepumpe energieeffizient?
Entscheidend für den effizienten Betrieb einer Wärmepumpe ist die Vorlauftemperatur. Beim Vorlauf handelt es sich um den Teil der Rohrleitungen, in denen das Heizwasser vom Wärmeerzeuger zu den Heizkörpern fließt. Die Vorlauftemperatur ist also die Temperatur, auf die die Wärmepumpe das Heizwasser erhitzen muss (Luft-Luft-Wärmepumpen ausgenommen, diese erwärmen die Luft direkt).
Je niedriger die Vorlauftemperatur, desto weniger Energie wird benötigt. Doch wie hoch die Vorlauftemperatur sein muss, um das Gebäude ausreichend zu beheizen, hängt von der jeweiligen Dämmung und dem Heizsystem ab. Bei alten, schlecht gedämmten Häusern mit kleinen Heizkörpern können bis zu 90 Grad Celsius notwendig sein, um auch an kalten Wintertagen eine angenehme Wärme zu halten. Bei modernen Häusern mit Fußbodenheizungen können dagegen teils bereits 30 bis 40 Grad genügen.
Laut Energieexperte Herpertz kann eine Wärmepumpe dann als alleiniger Wärmeerzeuger dienen, wenn sich das Gebäude auch an kalten Wintertagen, d.h. bei Temperaturen unter 0 Grad, mit einer Vorlauftemperatur von rund 50 Grad ausreichend heizen lässt. Inzwischen gehen Fachleute teils sogar von 55 Grad aus.
Mit diesem Wissen kann man einen einfachen Test ausführen, um zu überprüfen, ob das eigene Haus bereits wärmepumpenfit ist oder gegebenenfalls noch Sanierungsmaßnahmen notwendig sind.
So funktioniert der 50-Grad-Test
- Beim 50-Grad-Test wird die maximale Vorlauftemperatur der aktuell verwendeten Heizung auf 50 Grad eingestellt. „Man muss an die Heizung gehen und die Heizkurve herunterstellen“, erklärt der Experte. Dabei handelt es sich um ein Diagramm, in dem die Vorlauftemperatur in Abhängigkeit von der Außentemperatur dargestellt ist; sie sollte möglichst flach sein. Wie sich die Vorlauftemperatur bei der eigenen Heizung einstellen lässt, erfährt man entweder in der Bedienungsanleitung oder vom Heizungsbetrieb, der die Heizung wartet.
- Die Thermostate an den Heizkörpern sollte man auf die gewünschte Raumtemperatur einstellen. Stufe 3 etwa entspricht einer Zieltemperatur von 20 Grad Celsius, Stufe 4 etwa 24 Grad.
- Nun beobachtet man, ob alle Räume ausreichend warm werden bzw. bleiben.
Wichtig ist, dass der Test während einer kalten Periode im Winter und mindestens einen bis zu mehreren Tagen am Stück durchgeführt wird. Die nötige Dauer des Tests hängt von der Bauart des Gebäudes ab: In massiven Häusern dauert er länger als in Immobilien mit leichter Bauweise. Länger als 24 bis 72 Stunden müsse man jedoch nicht warten, heißt es vonseiten des vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderten Informationsprogramms „Zukunft Altbau“.
50-Grad-Test für Wärmepumpen: Das bedeutet das Ergebnis
Das Ergebnis ist positiv, wenn sich trotz niedriger Vorlauftemperatur von 50 Grad Celsius keine Einschränkungen ergeben und sich das Gebäude zufriedenstellend heizen lässt. „Wenn das funktioniert, habe ich gute Voraussetzungen, bei dem Gebäude, so wie es ist, eine Wärmepumpe ökonomisch und ökologisch effizient zu betreiben“, sagt Herpertz. „Zukunft Altbau“ weist außerdem darauf hin: Je höher die Außentemperatur ist, desto geringer sollte die ausreichende Vorlauftemperatur sein.
Bei einem negativen Ergebnis, wenn sich das Gebäude mit 50 Grad Vorlauftemperatur also nicht ausreichend heizen lässt, sollte man vermutlich Sanierungsmaßnahmen ergreifen, bevor das Heizsystem getauscht wird. Schließlich deute dies darauf hin, dass das Gebäude energetisch noch nicht optimiert sei, so Herpertz.
Allerdings kann es im Einzelfall schon ausreichen, Einstellungen an der Heizung zu optimieren und etwa einen hydraulischen Abgleich vorzunehmen sowie einzelne Heizkörper zu tauschen.
Informationen dazu, welche Maßnahmen im Einzelnen sinnvoll sind und in welcher Reihenfolge diese umgesetzt werden können, liefert beispielsweise ein sogenannter individueller Sanierungsfahrplan, den Energieberater:innen erstellen.
Test nicht nur für Wärmepumpen sinnvoll
Der 50-Grad-Test eignet sich aber nicht nur, um zu ermitteln, ob eine Wärmepumpe für ein Gebäude geeignet ist. Eine Senkung der Vorlauftemperatur kann das Heizen generell effizienter machen. Auch Gas- oder Ölbrennwertheizungen funktionieren „optimal, wenn man mit niedrigen Vorlauftemperaturen arbeitet“, sagt der Energieexperte Herpertz. Gerade bei der Ölheizung sei dies besonders wichtig, da sie bei zu hohen Temperaturen gar nicht im Brennwertbetrieb arbeiten könne. Die Vorlauftemperatur müsse hier im Bereich von 50 bis 55 Grad (maximal: 60 Grad) liegen.
Bei einem erfolgreichen 50-Grad-Test sollte also am besten vorerst auch die Bestandsheizung mit der Einstellung weiterlaufen: „Dann spare ich ab sofort schon Energie ein und habe für später gute Voraussetzungen geschaffen, eine Wärmepumpe einzubauen“, resümiert Herpertz.
Warmwasser muss separat aufbereitet werden
Achtung: Mit dem 50-Grad-Test kann man nur herausfinden, ob sich das Gebäude ausreichend heizen lässt. Für die Warmwasseraufbereitung sind jedoch unter Umständen weitere Maßnahmen nötig.
Zum Beispiel lässt sich das Wasser mit Hilfe der Wärmepumpe vorwärmen und dann mit Durchlauferhitzern auf die gewünschte Zieltemperatur bringen. Eine weitere Alternative ist die Brauchwasserwärmepumpe, die zwar nur Warmwasser aufbereiten kann, dafür aber in der Anschaffung deutlich günstiger ist als eine zum Heizen genutzte Wärmepumpe.
In jedem Fall ist es ökologisch am sinnvollsten, wenn der für die Wärmepumpe benötigte Strom aus erneuerbaren Energien stammt, etwa von einer Photovoltaikanlage. Diese reicht laut Herpertz aber in den meisten Fällen nicht aus, um gerade in der Heizperiode den gesamten Strombedarf der Wärmepumpe zu decken. Wer mit seiner Wärmepumpe also wirklich klimafreundlich heizen will, sollte seinen Strom von einem Ökostrom-Anbieter beziehen:
Mit Material der DPA
Tipp: Es kann schwierig sein, Monteur:innen für eine Wärmepumpe im Umkreis zu finden. Dann können Portale wie Aroundhome oder Heizungsfinder sinnvoll sein. Dort bekommst du unverbindliche Angebote von verschiedenen Installationsbetrieben in deiner Nähe.
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