Das Immunsystem stärken und gleichzeitig Energie sparen – das sind zwei Gründe, warum Menschen kalt duschen. Doch hat eine kalte Dusche wirklich so viele Vorteile? Unsere Autorin hat sich fast zwei Jahre lang einem Selbsttest unterzogen – und weiß immer noch nicht genau, ob sie Fan vom Kalt-Duschen ist.
Ich möchte mir seltener Erkältungen einfangen und mein Immunsystem stärken. Das war im Herbst 2022 mein Ziel. Was ich deshalb getan habe? Kalt duschen, um meinen Körper abzuhärten – soweit die Theorie.
Doch ich wollte mit dem kalten Duschen auch Energiesparen. Denn statt in Zeiten der Energiekrise erfinderisch zu werden und mir einen Teelicht-Ofen anzuschaffen oder von einem anderen Energiespar-Mythos in die Irre führen zu lassen, wollte ich dort ansetzen, wo ich richtig sparen kann. Nur: Hat kaltes Wasser zum Duschen überhaupt ein großes Sparpotenzial? Und welche gesundheitlichen Vorteile bringt es?
Bevor ich mit dem Selbstversuch startete, habe ich bei einem Hausarzt nachgefragt. Was der Gesundheitsexperte rät, welche Schwierigkeiten ich beim kalten Duschen hatte und was ich dabei über mich selbst herausgefunden habe, habe ich in diesem Artikel zusammengefasst.
Kalt duschen: Kann das gesund sein?
Kaltes Duschen hat schon seit vielen Jahren treue Fans, die auf die gesundheitlichen Vorteile des Kälteschocks unter der Brause schwören. In Studien ist zu lesen, dass kaltes Duschen nicht nur gesund sei, sondern sogar beim Abnehmen helfen und Glückshormone ausschütten soll.
Da das für mich fast zu gut schön klingt, um wahr zu sein, habe ich bei Dr. Jakob Berger, Hausarzt und Bezirksvorsitzender im Bayerischen Hausärzteverband, nachgefragt. Der Experte bestätigte mir im Gespräch, dass eine kalte Dusche Kreislauf, Immunsystem und die Durchblutung anregt. Zudem werden die Schleimhäute durch kaltes Wasser besser durchblutet, was zu stärkeren Abwehrkräften führt.
Auch für Haut und Haare hat kaltes Wasser Vorteile: Es ist schonender, während heißes Wasser die Haut zu stark entfetten kann. „Bei einer kalten Dusche ziehen sich die Gefäße erst zusammen, danach erweitern sie sich. Das führt zu einer besseren Spannung der Haut“, ergänzt Dr. Berger.
In diesem Fall solltest du nicht kalt duschen
Bei schweren Erkältungen ist kaltes Duschen aber nur bedingt zu empfehlen. Ist der Körper bereits geschwächt, kann ihn der Kälteschock zu stark belasten. Im Winter gilt zudem: Keinesfalls mit nassen Haaren nach draußen oder ins Bett gehen, sondern vorher gut trocknen.
Dr. Berger konkretisiert gegenüber Utopia, dass zwar auch bei einer Erkältung prinzipiell nichts gegen kaltes Duschen spricht. Wenn man allerdings schon vor der Dusche friert, sollte man das Wasser lieber wärmer drehen und sich nicht unnötig quälen.
Nicht nur Vorteile für die Gesundheit: Eine kalte Dusche spart Energie
Das Wasser beim Duschen auf kalt zu stellen, hat aber nicht nur gesundheitliche Vorteile. Damit sparst du auch eine Menge Energie. Denn die Warmwassererzeugung ist energieintensiv – und bei hohen Energiekosten kann das teuer werden.
Etwa zwölf bis 15 Liter Wasser laufen in der Minute durch einen herkömmlichen Duschkopf. Das ergibt bei einer recht kurzen fünfminütigen Dusche bereits mehr als 60 Liter Wasser, die erhitzt werden müssen. Entsprechend groß ist das Einsparpotenzial.
Kalt duschen im Selbsttest: So bin ich gestartet
Eine bessere Durchblutung und ein geringerer Energieverbrauch – für mich bedeutete das, nichts wie auf in den Kalt-Duschen-Selbstversuch. Folgende Punkte kamen mir zugute:
- Ich war noch nie eine Langduscherin, die gerne lange unter dem warmen Wasserstrahl stand. Deshalb konnte ich das auch nicht wirklich vermissen.
- Dem Sparen gebe ich grundsätzlich gerne den Vortritt vor Komfort oder Luxus. Meine Motivation war deshalb hoch.
- Im Sommer dusche ich schon immer gerne lauwarm oder kalt und nutze das als Erfrischung an heißen Tagen. Das Konzept der kalten Dusche ist mir also bereits bekannt.
Ich legte einen Kaltstart hin: Nach dem Sommer wechselte ich im Herbst 2022 nicht wieder auf die warme Dusche zurück, sondern blieb auf der kalten Stufe. Ich tastete mich nicht langsam ran und drehte das Wasser zum Beispiel erst am Ende der Dusche kalt ein, sondern stellte mir direkt unter den kalten Wasserstrahl. Für mich war es besser, gleich vollständig kalt zu duschen, als sich langsam zu steigern. Das wäre mir schwerer gefallen.
So erfolgreich war mein Experiment
Inzwischen kann ich auf über 20 Monate kaltes Duschen zurückblicken – und ich bin nach fast zwei Jahren noch immer dabei. Wenn ich an die erste Zeit zurückdenke, weiß ich, wie schwer der Herbst und Winter teilweise waren: Als es draußen und damit auch in meinem Badezimmer kälter wurde, fand ich das kalte Duschen teilweise echt herausfordernd. Es kostete mich an manchen Tagen wirklich Überwindung, mich unter den kalten Wasserstrahl zu stellen.
Meine Waschroutine – kalt Duschen will gelernt sein
Doch ich habe einen festen Ablauf entwickelt, der für mich gut funktioniert: Zuerst mache ich meine Haare nass und shampooniere sie ein. Da ich lange Haare habe, wird der Körper dabei noch nicht wirklich nass. Danach tauche ich nacheinander beide Beine unter den Wasserstrahl, dann die Arme und zum Schluss mache ich Rücken und Bauch nass und stelle mich vollständig unter das fließende Wasser.
Bevor ich Duschgel verwende, stelle ich das Wasser wieder aus. Das mache ich aus Gewohnheit schon immer so, seit ich kalt dusche, wurde das noch selbstverständlicher. Insgesamt versuche ich so wenig Zeit wie möglich unter dem kalten Wasser zu verbringen. Zum Schluss werden die Haare ausgespült und alles so schnell es geht abgeduscht – fertig.
Was ich mir nach jeder kalten Dusche denke, wenn ich mich in mein Handtuch wickele: Das tat gut. Ich fühle mich wach, erfrischt und sauber. Das hat sich auch nach der langen Zeit nicht geändert.
Der schwierige zweite Herbst
Bin ich auch mal schwach geworden? Ein paar Mal ja. Das konnte ich vor mir selbst aber immer gut verteidigen: Das Wasser war bereits warmgelaufen, weil ich mein Mann vor mir geduscht hatte. Oder ich stand im Schwimmbad unter der Dusche und korrigierte die lauwarme Einstellung nicht.
Was spannend ist: Im Herbst und Winter 2023 fiel es mir etwas schwerer, kalt zu duschen als das Jahr zuvor. Eigentlich ist es inzwischen ein fester Bestandteil meines Alltags. Ich „ertappte“ mich dennoch dabei, das Wasser eher lauwarm einzustellen als wirklich kalt. Mit den momentan hohen Temperaturen im Sommer dusche ich dagegen wieder sehr gerne kalt.
Fazit: Kalt Duschen bleibt eine (etwas kleinere) Challenge
Meine Erkenntnisse nach fast zwei Jahren? Ich kann mich auch langfristig überwinden, mich unter fließend kaltes Wasser zu stellen. Darauf bin ich schon etwas stolz.
Es fällt mir zwar nicht immer leicht, doch ich versuche auch weiterhin die Dusche kalt zu lassen. Hausarzt Dr. Berger versicherte mir, dass man sich abhärten und ans Kaltwasser gewöhnen kann.
Auch falls mein Körper nie ein überzeugter Kaltwasser-Fan werden sollte, hat sich zumindest mein Kopf darauf eingestellt und ich lasse den Wasserhahn automatisch auf blau eingestellt. Nach der Dusche bin ich jedes Mal zufrieden.
Auch weil ich weiß, dass ich Energie und Wasser spare. Denn seit ich kalte dusche, geht es noch schneller: Ich lasse kein Wasser mehr warm laufen, sondern tauche meinen Kopf sofort ins kalte Wasser. Beim Einseifen wird das Wasser ohnehin abgestellt und ich bleibe keine Sekunde länger als nötig im Wasserstrahl stehen. Zusätzlich habe ich mir bereits im Sommer 2022 einen Sparduschkopf gekauft, mit dem ich sehr zufrieden bin. Neben diesem hat Utopia noch weitere Tipps zum Sparen unter der Dusche.
Enorm positive Auswirkungen auf meine Gesundheit konnte ich bislang nicht feststellen. Allerdings war ich die vergangenen Winter sehr selten erkältet und nicht stark erkältet. Das schreibe ich aber nicht nur dem kalten Duschen, sondern unter anderem auch viel heißem Ingwertee und Bewegung an der frischen Luft zu.
Tipps für den Start
Wenn du heiße Duschen liebst und kaltes Duschen ausprobieren möchtest, starte am besten langsam und drehe das Wasser erstmal nur auf lauwarm. Danach kannst du es von Dusche zu Dusche ein wenig kälter einstellen. Oder um es mit den Worten von Dr. Berger zu sagen: „Man muss es anfangs nicht extrem betreiben“.
Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.
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