Als Mahlzeit für den kleinen Hunger ist der Joghurt noch immer ungeschlagen beliebt. Konkurrenz erfährt er zunehmend durch milchfreie Joghurt-Alternativen. Utopia stellt fünf leckere Soja-Speisen vor.
Dem durch Milchsäurebakterien verdickten Milchprodukt Joghurt wurden lange gesundheitlich positive Eigenschaften zugeschrieben. Aktuelle Erkenntnisse haben diesem guten Image einigen Schaden zugefügt. Zum einen gilt vielen Milch heute nicht mehr als gesund und die Ansichten dazu werden meist einfach auf das Joghurtprodukt übertragen – auch wenn das nicht immer zulässig ist: Joghurt ist beispielsweise deutlich leichter verdaulich als Milch.
Zum anderen ist der gesundheitlich unverdächtige Naturjoghurt etwas aus der Mode gekommen. An seine Stelle trat der moderne Fruchtjoghurt mit reichlich Zucker und vielen Aromen (aber oft wenig Frucht). Der ist schon deutlich weniger gesund, teils eine echte Zuckerbombe.
Am Ende kamen betont fett- oder zuckerarme Functional-Food-Produkte, die mit Vitaminen und Mineralien warben oder dem Verbraucher einreden wollten, er könne mit Joghurtverzehr Verdauungsprobleme lösen, die meist nur von anderen schlechten Essgewohnheiten herrühren. Und am Ende ist da auch der Vegan-Trend, durch den etliche Verbraucher Ersatzprodukte zumindest mal ausprobieren wollen.
Sojajoghurt ist gar kein Joghurt
Allerdings ist der „Sojajoghurt“ kein Joghurt und darf auch nicht so genannt werden. Die milchfreie Joghurt-Alternative entsteht zwar ebenfalls durch Milchsäurebakterien, aber der Grundstoff ist meist rein pflanzliches Soja, selten andere Rohstoffe wie etwa Hanf oder Nussmilch (selbstgemacht etwa hier).
Weil „Sojajoghurt“ nicht so heißen darf, müssen die Hersteller ihren Joghurt-Ersatzprodukten Kunstnamen geben, die allesamt etwas sperrig sind, und man darf davon ausgehen, dass dies der Milchwirtschaft auch nicht unrecht ist. Es führt jedoch auch zum absurden Ergebnis, dass die Soja-Speisen ohne Geschmackszusätze meist einfach „Natur“ heißen, ganz so, als ob man hier Natur pur löffeln würde.
Was aber meist nicht der Fall ist. Für die Produktion werden die Sojabohnen gewaschen, geschält, zermahlen, erhitzt und mit Bakterien fermentiert. Weil das Ergebnis meist nicht schmeckt, wird es in vielen Fällen gezuckert und gesalzen, oft auch mit Verdickungsmitteln wie Maisstärke und anderen Inhaltsstoffen in Form gebracht. Das klingt nicht besonders appetitlich, doch man kann das auch selbst machen, siehe etwa hier.
Wir haben fünf Anbieter gefunden, die einigermaßen deutschlandweit vertreten sind. Alle verwenden übrigens Sojabohnen, die nicht gentechnisch verändert wurden.
Alpro
Das belgische Unternehmen Alpro, das zu einem US-Konzern gehört, gilt als einer der wichtigsten Anbieter von Soja-Produkten. Die preiswerten Produkte sind in den meisten normalen Supermärkten zu haben, allerdings nicht Bio.
Die Natur-Variante gibt es in 500-Gramm-Bechern und in Paketen mit 4 mal 125 Gramm, sie enthalten zugesetzten Zucker. Die milchfreien Joghurt-Alternativen gibt es aber auch in fast einem Dutzend fruchtigen Geschmacksrichtungen, darunter auch Mandel und Kokos. Allen Produkten sind Vitamine wie B12 und D2 zugesetzt und selbst die „Natur“-Version enthält laut Zutatenliste gleich mehrere Säureregulatoren und Antioxidationsmittel.
Greift man Erdbeere-Rhabarber heraus, so enthalten 100 Gramm hier 12% Früchte (10% Erdbeere, 2% Rhabarber) und 9,4 Gramm Zucker. Unschön sind auch hier Zutaten wie „Aroma“ sowie mehrere Säureregulatoren, Stabilisatoren, Antioxidationsmittel.
+ günstiger Preis; breite Verfügbarkeit; hoher Fruchtanteil (bei Erdbeere)
– kein Bio-Siegel; nicht im Mehrweg-Glas
Berief
Das deutsche Unternehmen Berief Feinkost ist mit vegetarischen bis veganen Produkten in verschiedenen Supermarktketten wie Rewe-Center, Real, Metro, Kaufland, Kaisers Tengelmann, Edeka und so weiter vertreten und bietet unter dem Markennamen „Soja Fit“ milchfreie Joghurt-Alternativen mit Bio-Siegel an.
Den Berief „Sojaghurt“ gibt es aber nur zwei Geschmacksrichtungen, jeweils im 500-Gramm-Becher: „Natur“ (also ohne hinzugefügten Geschmack) und Vanille. Auch die Natur-Variante enthält Maltodextrin und Rohrzucker (beides Bio) und kommt so auf 4,9 Gramm Kohlenhydrate und 47 kcal pro Hundert Gramm. Die Vanille-Version kommt mit 9,8 Gramm Kohlenhydraten auf 75 kcal
+ Bio-Siegel; passable Verfügbarkeit im Handel
– auch „Natur“-Version mit Zucker; nicht im Mehrweg-Glas
Joya
Joya aus Österreich ist ein in Deutschland wenig bekannter Anbieter von Soja-Produkten. Die „Joygurts“ kann man derzeit in Veganz-Biomärkten und in Edeka-Märkten in Südbayern bekommen. In großen und kleinen Bechern bedient Joya eine solide Handvoll von Geschmacksrichtungen.
Auffällig ist, dass zwischen „Natur“ und „Natur mild“ unterschieden wird – ersteres ist zuckerfrei, letzteres ist mit 2,9 Gramm Zucker pro 100 Gramm gesüßt. Die Erdbeer-Version bringt es gar auf 11 Gramm Zucker pro 100 Gramm, nur Sojade ist noch süßer. Zugleich weist der „Erdbeer-Joygurt“ aber auch einen Erdbeer-Anteil von erfreulich hohen 13,2 Prozent auf.
+ Bio-Siegel; hoher Fruchtanteil (bei Erdbeere)
– schlechte Verfügbarkeit im Handel; nicht im Mehrweg-Glas; viel Zucker (bei Erdbeere)
Provamel
Provamel gehört zu Alpro, adressiert aber einen anderen Kundenkreis: Die Produkte sind teurer und verstehen sich als Premium-Ware. Entsprechend sind sie durchweg Bio und nur im Biohandel zu haben.
Auch Provamel bedient fast ein Dutzend Geschmacksrichtungen. Interessant ist, dass die Natur-Varianten „Natur ohne Zucker“, „Soja-Kokos ohne Zucker“ und „Soja-Mandel ohne Zucker“ anders als bei Alpro ausdrücklich zuckerfrei sind. Wer sich die milchfreie Joghurt-Alternative ins Müsli rührt, kann zur Variante „mit Agavendicksaft gesüßt“ greifen (oder eben selbst süßen).
Die Geschmacksrichtung Erdbeere enthält pro 100 Gramm 8,7 Gramm Zucker, aber nur 3,8% Erdbeeren. Der Rest ist Erdbeersaft (2,9%) sowie „Frucht- und Pflanzenkonzentrat“ aus Karotte, Apfel, schwarze Johannisbeere und Rote Beete, dazu natürliches Aroma. Es ist ein bisschen schade, dass in der Version „Erdbeere“ nicht ausschließlich „Erdbeere“ drin ist.
+ Bio-Siegel; hohe Verfügbarkeit im Biohandel; zuckerfreie Varianten Mandel & Kokos
– nicht im Mehrweg-Glas; Erdbeeranteil gering
Sojade
Sojade aus Frankreich darf man als das direkte Biohandel-Konkurrenzprodukt zu Provamel betrachten, es kommt allerdings in der 400-Gramm-Packung.
Die Soja-Joghurtalternativen von Sojade bedienen etwa ein Dutzend Geschmäcker, es gibt auch Exoten wie Ananas oder Holunderblüte. Die Natur-Version enthält laut Zutatenliste nichts außer Wasser und Sojabohnen, das ist selten und begrüßenswert, schmeckt aber auch deutlich bohniger als die gesüßten Varianten.
Mit 11,7 Gramm Zucker pro 100 Gramm ist die Erdbeer-Variante gesüßter als bei der Konkurrenz, hinzu kommt glutenfreier Weizensirup, so dass am Ende 12,3 Gramm Kohlehydrate enthalten sind. Den Erdbeeranteil gibt Sojade mit 9% an, das ist okay, für den Rest des Geschmacks ist dann aber „natürliches Erdbeere-Aroma“ zuständig.
+ Bio-Siegel; gute Verfügbarkeit im Biohandel; Natur-Version ohne unnötige Zutaten
– nicht im Mehrweg-Glas; viel Zucker bei Erdbeer-Version
Für und wider milchfreie Joghurt-Alternativen
Ob Joghurt-Ersatzprodukte aus Soja nun wirklich besser sind als solche aus Milch hängt auch von der persönlichen Ernährungsideologie ab. Soja-Joghurts sind vegan und entstehen ohne Tierleid, aber besonders „natürlich“ sind diese Speisen auch nicht. Wer es möglichst pur will, der greift zu „Sojade Natur“, das die wenigsten Zusatzstoffe hat.
Für milchfreie Joghurt-Alternativen spricht:
- Es ist ein rein pflanzlicher Eiweißspender.
- Es ist Laktose- und Glutenfrei.
- Es ist häufig „bio“ (außer bei Alpro).
Gegen milchfreie Joghurt-Alternativen aus zumeist Soja spricht:
- Es sind hochverarbeitete industrielle Lebensmittel.
- Selbst die „Natur“-Versionen arbeiten oft mit Verdickungsmitteln, Zusatzstoffen und auch Zucker.
- Es gibt sie nicht im Mehrweg-Glas.
- Auch gegen Soja kann man allergisch sein.
Letztlich gilt das gleiche wie bei „echten“ Joghurts auf Milchbasis: Achten Sie auf das Bio-Siegel und bevorzugen Sie die „Natur“ Versionen ohne Geschmack, am besten die ausdrücklich zuckerfreien. Die kann man zu süßen und herzhaften Gerichten gleichermaßen verwenden, und Obst schnippelt man sich am besten selbst in das Dessert – oder rührt einen Löffel Marmelade hinein.
Weiterlesen auf Utopia.de:
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- Produkt-Guide: die besten Soja-Drinks
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